Gefahrenzone Wasser - wie das Baden sicher ist
18. Juli 2022Jedes Jahr ertrinken in Deutschland durchschnittlich fast 500 Menschen. 60 Prozent der Badeunfällen ereignen sich in den Sommermonaten Juni, Juli und August.
Dass nicht nur ungeübte Menschen betroffen sein können, war neulich bei der Schwimmweltmeisterschaft in Budapest zu beobachten: Unmittelbar nach ihrer Einzelübung verlor die US-Synchronschwimmerin Anita Alvarez das Bewusstsein, sank auf den Boden des Schwimmbeckens ab. Sie überlebte wahrscheinlich nur, weil ihre Trainerin die Situation sofort erfasste und reagierte.
Wie wahrscheinlich ist es überhaupt zu ertrinken?
Tatsächlich scheint die Anwesenheit von Rettungsschwimmern ein wesentlicher Faktor, einen tödlichen Badeunfall zu verhindern. Nach der Statistik der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) starben in den Jahren 2020 und 2021 nur 0,2 Prozent der Ertrunkenen in Schwimmbädern und 0,6 Prozent im Meer, wo im Sommer Tausende Rettungsschwimmer die Strände bewachen. "Tödliche Unfälle ereignen sich hier mehrheitlich abseits der bewachten Strände oder außerhalb der Dienstzeiten der Lebensretter", heißt es in einer Pressemitteilung der DLRG.
Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist Ertrinken die dritthäufigste Ursache für Unfalltode - für Kleinkinder sogar die häufigste. Jedes Jahr ertrinken nach WHO-Schätzungen weltweit 236.000 Menschen - besonders betroffen seien Kinder, Männer und "Menschen mit erhöhtem Zugang zu Wasser". In den USA etwa, wo durchschnittlich elf Menschen pro Tag ertrinken, sind laut US-Gesundheitsministerium fast 80 Prozent der Ertrunkenen Männer. In Deutschland ist es ähnlich. Ein Möglicher Grund: eine erhöhte Risikobereitschaft und Alkoholkonsum.
Welche Gefahren lauern im Wasser?
Angesichts der Milliarden von Badegängen jedes Jahr ist die Gefahr allerdings überschaubar. Die weitaus meisten Unfälle sind auf Unachtsamkeit oder Leichtsinn zurückzuführen. Wer das eigene Können oder die Kräfte über- oder Gefahren unterschätzt, geht leicht ein hohes Risiko ein. Wer dagegen ein paar einfache Regeln beachtet, kann die kühle Erfrischung sorglos genießen.
Allerdings ist Ertrinken nicht das Einzige, was passieren kann. Laut US-Gesundheitsministerium ist nur etwa jeder dritte Badeunfall, bei dem jemand untergeht, tödlich. Aber auch mechanische Verletzungen können auftreten - etwa wenn man auf dem glatten Beckenrand ausrutscht oder in unbekannte Gewässer springt. Eine zu geringe Wassertief oder Hindernisse unter Wasser können - insbesondere bei Kopfsprüngen - zu schwersten Verletzungen führen: Nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU) erleiden jährlich rund 65 Menschen eine Querschnittlähmung, weil sie sich bei einem Badeunfall die Wirbelsäule verletzten.
Obwohl Schwimmen an sich als äußerst gesund für Muskulatur und Kreislauf gilt, können auch langfristige Probleme auftreten. Als "Schwimmerschulter" wird eine Entzündung im Bereich der Schulter bezeichnet, die meist durch Fehl- oder Überbelastung auftritt.
5 Tipps, wie man Verletzungen und Unfällen im Wasser vorbeugen kann
1. Nicht einfach hineinspringen!
Das gilt in besonderem Maße für unbekannte Gewässer, aber auch für Schwimmbecken und ausgewiesene Badeseen. Denn - auch wenn es bei hochsommerlichen Temperaturen albern klingt - ein paar Aufwärm- und Dehnübungen vor und nach dem Schwimmen helfen, die Muskulatur auf die anstehende Belastung vorzubereiten. Das beugt Krämpfen und Zerrungen vor. Außerdem sollte man sich zuvor etwas abkühlen, um dem Kreislauf auf den Temperaturwechsel vorzubereiten.
2. Genug essen und trinken!
Ebenfalls wichtig: Der Körper verliert in der Hitze viel Flüssigkeit. Deshalb sollte man im Sommer ohnehin reichlich Flüssigkeit - ohne Alkohol - zu sich nehmen. Damit beugt man sowohl Krämpfen als auch Kreislaufschwächen vor, die im Wasser tödlich enden können. Wer Meerwasser verschluckt, sollte danach umso mehr Süßwasser trinken. Der hohe Salzgehalt entzieht dem Körper nämlich Flüssigkeit. Etwas gegessen haben sollte man auch, damit einem nicht zwischendurch der Blutzucker ausgeht. Ein voller Magen hingegen ist eher unangenehm als gefährlich.
3. Kinder IMMER beaufsichtigen!
Kinder, insbesondere sehr kleine, müssen ununterbrochen beaufsichtigt werden. Solange sie im Wasser sind oder Zugang zu Wasser haben, sind sie in Gefahr. Bis zu einem Alter von etwa 1,5 Jahren können sie mit dem Gesicht nach unten buchstäblich in einer Pfütze ertrinken. Auch ältere Kinder können unbemerkt in ein Schwimmbecken oder einen Gartenteich gleiten und dort lautlos ertrinken. Selbst wenn sie einen solchen Unfall überleben, kann der temporäre Sauerstoffmangel dauerhafte Hirnschäden verursachen. Zertifizierte Schwimmhilfen - etwa Oberarmschwimmflügel mit mehreren Luftkammern - erhöhen die Sicherheit deutlich.
4. Richtig Schwimmen lernen!
Kinder können schon im Alter von etwa fünf Jahren schwimmen lernen. Sieben gilt als gutes Alter für das Bronze-Abzeichen, ehemals "Freischwimmer". Dafür müssen sie mindestens 15 Minuten am Stück schwimmen und dabei mindestens 200 Meter zurücklegen. Auch als Erwachsener lohnt es sich noch, eine saubere Schwimmtechnik zu erlernen. Die nämlich reduziert die Erschöpfung und hilft, sich auch bei unerwarteten Strömungen oder hohen Wellen über Wasser zu halten.
5. Nur an ausgewiesenen Stellen ins Wasser gehen!
Immer wieder verunglücken Menschen in Gewässern, die zum Schwimmen ungeeignet sind. In Deutschland starben in den Jahren 2020 und 2021 75 Prozent der Ertrunkenen in Flüssen und Seen. Menschen ertrinken sogar in Flüssen, in denen sie stehen könnten, weil eine starke Strömung sie fortreißen. In Seen können sich Wasserpflanzen, in Baggerseen auch Kabel um die Beine wickeln und tödliche Panik auslösen.
Die zehn wichtigsten Baderegeln der DLRG finden Sie hier in mehr als 20 Sprachen.