IS feuert auf türkische Armee
23. Juli 2015Die Dschihadisten des sogenannten "Islamischen Staats" (IS) hätten von Syrien aus das Feuer eröffnet, zitiert die Nachrichtenagentur Reuters einen türkischen Regierungsvertreter. Dabei sei ein Soldat getötet und einer verletzt worden, darauf habe die Armee zurückgeschossen. Andere Quellen berichten von vier weiteren Verletzten.
Die Lage im Südosten eskaliert
Bei Unruhen in der Provinzhauptstadt Diyarbakir im türkischen Südosten wurde ein Polizist erschossen. Ein weiterer Mann sei verletzt worden, verlautete aus Sicherheitskreisen. Bereits am Mittwoch waren in der Stadt Ceylanpinar an der Grenze zu Syrien zwei türkische Polizisten getötet worden. Die Kurdische Arbeiterpartei PKK erklärte, sie habe den Anschlag aus Vergeltung für Suruc verübt.
In dem türkischen Grenzort zu Syrien waren am Montag bei einem Selbstmordanschlag 32 Menschen getötet worden. Die türkischen Behörden vermuten, dass der Täter ein 20-Jähriger Türke mit kurdischen Wurzeln war, der im letzten Jahr in Syrien einer Gruppe mit IS-Verbindungen half.
Am Abend teilte das Weiße Haus in Washington mit, US-Präsident Barack Obama habe mit seinem türkischen Kollegen Recep Tayyip Erdogan am Telefon darüber gesprochen, die Anstrengungen zur Bekämpfung der Terrormiliz IS zu bündeln. Ein Sprecher lehnte jedoch eine Stellungnahme zu der Frage ab, ob die beiden eine Vereinbarung über die Nutzung des türkischen Luftwaffenstützpunktes Incirlik durch die US-Luftwaffe getroffen hätten.
Eine Mauer zu Syrien
Nach dem Anschlag in der Grenzstadt Suruc will die Türkei nun ihre Sicherheitsvorkehrungen an der 900 Kilometer langen Grenze zu Syrien verstärken. Auf 150 Kilometern werde eine Mauer errichtet, sagte ein Regierungsvertreter der Nachrichtenagentur Reuters. Die Wand könne je nach Bedarf zerlegt und an anderer Stelle wieder aufgebaut werden. Auf 118 Kilometern würden außerdem Scheinwerfer aufgestellt. Die Streitkräfte sollen zusätzlich einen 365 Kilometer langen Graben ausheben. Dem Militär zufolge wurden etwa 90 Prozent aller Aufklärungsflugzeuge und Drohnen an die Grenze verlegt. Dort sind bereits 20.000 Soldaten im Einsatz. Die Grenze verläuft teilweise direkt parallel zu Gebieten, die der IS in Syrien unter seine Kontrolle gebracht hat.
Kurden kritisieren Ankara
Die türkische Regierung sieht sich Kritik ausgesetzt, dass ihre Maßnahmen zum Grenzschutz zu spät kommen. Vermutlich Tausende Ausländer sind in den vergangenen Jahren über die Türkei nach Syrien eingesickert, um für den IS zu kämpfen. Viele Kurden im Südosten der Türkei werfen der Regierung vor, den IS aus taktischen Gründen heimlich zu unterstützen, um die Kurden zu schwächen.
cw/cr/kle (rtr, dpa, afp)