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PolitikLibyen

Gefeuerte Außenministerin wohl aus Libyen geflohen

Veröffentlicht 29. August 2023Zuletzt aktualisiert 29. August 2023

Wegen eines Treffens mit ihrem israelischen Kollegen in Rom ist Libyens Außenministerin Nadschla al-Mankusch entlassen worden. Die Ministerin hat sich ins Ausland abgesetzt. Nun wird ermittelt.

Nadschla al-Mankusch bei einem Außenministertreffen in Tripolis im Januar 2023
Nadschla al-Mankusch war seit März 2021 die erste Außenministerin Libyens (Archivbild)Bild: Yousef Murad/AP Photo/picture alliance

Die erste Außenministerin Libyens war am Sonntag wegen Gesprächen mit ihrem Kollegen Eli Cohen vom Amt freigestellt worden. Tags darauf wurde Nadschla al-Mankusch von Ministerpräsident Abdul Hamid Dbaiba entlassen.

Bis zum Beginn behördlicher Ermittlungen dürfe sie das nordafrikanische Land nicht verlassen, erklärte die libysche Behörde für innere Sicherheit (ISA). Mehrere Quellen, darunter die staatliche türkische Nachrichtenagentur Anadolu, melden jedoch, al-Mankusch sei bereits nach Istanbul geflohen.

Heikle diplomatische Mission

Noch ist nicht bekannt, aus welchen Gründen gegen al-Mankusch ermittelt werden soll. Allerdings wird Israel von Libyen nicht anerkannt, die beiden Länder unterhalten folglich auch keine diplomatischen Beziehungen.

Das politisch zerrissene Libyen steht im Nahostkonflikt bislang geschlossen an der Seite der Palästinenser, weshalb die Zusammenkunft in Rom massive Proteste in Libyen ausgelöst hat. In mehreren Städten gingen Menschen auf die Straße, um gegen eine mögliche Normalisierung der Beziehungen zu Israel zu demonstrieren.

Anti-Israelische Proteste am Sonntag in TripolisBild: Yousef Murad/AP Photo/picture alliance

Der dreiköpfige Präsidialrat, der die drei Regionen im Bürgerkriegsland vertritt, verlangte eine "Klarstellung" von der Regierung und forderte Premier Dbaiba auf, rechtlich gegen die Ministerin vorzugehen, falls das Treffen stattgefunden habe. In Libyen kämpfen zwei Regierungen und etliche Milizen um Macht und Einfluss.

Von höchster Stelle arrangiert?

Zwei hochrangige libysche Regierungsbeamte versicherten der US-Nachrichtenagentur AP, der Premierminister habe das Gespräch zwischen seiner Außenministerin und dem israelischen Chefdiplomaten selbst in die Wege geleitet. Die französische Nachrichtenagentur AFP zitiert den Libyen-Experten Anas El Gomati vom Sadek-Institut, wonach neben Regierungschef Dbaiba auch sein Rivale, General Chalifa Haftar, eingeweiht gewesen sei. Beide hätten "die erste Außenministerin Libyens als Sündenbock für Entscheidungen benutzt, an denen sie alle beteiligt waren", sagte er.

Das libysche Außenamt sprach in einer ersten Reaktion beschwichtigend von einer "zufälligen und inoffiziellen Begegnung" beider Außenminister, als al-Mankusch ihren italienischen Amtskollegen Antonio Tajani besucht habe. Dabei sei es "zu keinerlei Diskussion" gekommen.

Voreilige Bekanntmachung durch Israel?

Von israelischer Seite wurde die Begegnung zunächst ganz anders dargestellt. Es sei bei dem Gespräch unter anderem um eine mögliche Zusammenarbeit gegangen, hieß es aus dem israelischen Außenministerium. Cohen wurde mit den Worten zitiert, die Größe und die strategische Lage Libyens böten eine "immense Chance für den Staat Israel".

Israels Außenminister Eli Cohen (Archiv)Bild: RONEN ZVULUN/REUTERS

Am Montag zog das Ministerium jedoch alle Aussagen zu dem Treffen zurück und erklärte, es seien nicht autorisierte Informationen darüber "durchgesickert". In israelischen Medien beharren Cohen nahe stehende Quellen jedoch, libysche Beamte hätten gewusst, dass die Zusammenkunft öffentlich werden würde.

Scharfe Kritik der israelischen Opposition

Der Umgang des israelischen Außenministers mit dem sensiblen Treffen sorgt in Israel für heftige Kritik. "Die Länder der Welt schauen heute Morgen auf das unverantwortliche Leak", ließ Oppositionsführer Jair Lapid verlauten, "und fragen sich: Ist dieses Israel ein Land, mit dem wir Außenbeziehungen unterhalten können? Ist dies ein Land, dem man trauen kann?"

Israels Außenbeziehungen seien eine "heikle Angelegenheit", besonders wenn es um ein arabisches Land gehe, so Oppositionspolitiker Benny Gantz: "Wenn man alles für PR und Schlagzeilen tut, ohne Verantwortung zu übernehmen und vorausschauend zu denken, passiert genau das".

rb/wa/se/AR (AFP, AP, dpa, Reuters)

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