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Gegen die "Homo-Ehe"

13. Januar 2013

Ihr Feindbild ist die gleichgeschlechtliche Ehe: Hunderttausende Franzosen protestierten gegen einen entsprechenden Gesetzentwurf der sozialistischen Regierung. Die katholische Kirche unterstützte die Organisatoren.

Demonstration gegen die Gleichstellung von Homosexuellen in Paris (Foto: reuters)
Bild: REUTERS

Die Gleichstellung von Lesben und Schwulen mit heterosexuellen Paaren ist seit langem von der französischen Linken gefordert worden und war ein zentrales Wahlkampfversprechen des Sozialisten François Hollande. Der massive Widerstand gegen einen Kernpunkt seiner Innenpolitik hat nun eine Koalition verschiedenster Gesellschaftsströmungen geformt: Unterstützt von den obersten Rängen der katholischen Kirche hatten Laien-Gruppen die Proteste organisiert, denen sich aber auch politisch Konservative ebenso wie Muslime, Juden und Evangelikale anschlossen.

Katholische Kirchenvertreter hatten sich mehrmals gegen Eheschließungen oder Adoptionen homosexueller Paare ausgesprochen. Der Vorsitzende der Französischen Bischofskonferenz, Kardinal Andre Vingt-Trois, traf sich mit Demonstranten im Süden der Hauptstadt. Der Erzbischof von Lyon, Kardinal Philippe Barbarin, hatte seine Teilnahme an der Kundgebung angekündigt.

Größter Protest der jüngsten Jahrzehnte

Demonstrationsteilnehmer aus der Provinz reisten in fünf TGV-Zügen, rund 900 Bussen und zahllosen Autos an. Insgesamt kamen trotz winterlicher Kälte mehrere Hunderttausend Menschen zu dem Sternmarsch, der von drei Startpunkten aus in einer Großkundgebung vor dem Eiffelturm mündete. Die Polizei zählte rund 340.000 Teilnehmer. Damit sei es die größte Kundgebung im Land seit 1984.

Maßgeblich organisiert wurde der Protest von einer exzentrischen Kabarettistin mit Künstlernamen Frigide Barjot. Ihr Netzwerk "Manifpourtous" ("Demonstration für alle") hatte wiederholt betont, dass sich die Kampagne für die traditionelle Ehe einsetze und nicht gegen Homosexuelle richte. Bei der Demonstration waren deshalb nur Transparente zugelassen mit der Botschaft, Kinder benötigten für ihre gesunde Entwicklung einen Vater und eine Mutter.

Parolen für einen traditionellen FamilienentwurfBild: REUTERS

Frankreichs Präsident Hollande will die Homo-Ehe bis Juni durchsetzen. Er hätte genug Stimmen, um das umstrittene Gesetz problemlos durchs Parlament zu bringen. Für Unmut unter vielen Franzosen sorgt aber, dass er dies auch ohne eine größere öffentliche Debatte tun wolle. Denn unter den Franzosen schwindet die Zustimmung für die Homo-Ehe: Sie ist zuletzt um zehn Punkte auf weniger als 55 Prozent gesunken; weniger als die Hälfte der Franzosen befürworten derzeit noch ein Adoptionsrecht für Homosexuelle. Eine Gegendemonstration von Befürwortern gleichgeschlechtlicher Ehen ist für den 27. Januar geplant.

Die Massenproteste kommen für Hollande zur Unzeit: Ohnehin hat er derzeit schon mit Rückschlägen bei anderen Prestigeprojekten seines Wahlkampfes wie der Reichensteuer zu kämpfen und steht mit dem Militäreinsatz in Mali vor seiner ersten großen Bewährungsprobe in der Außenpolitik.

rb/uh (afp, dpa, kna, rtr)

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