Frauen im marokkanischen Film
Gegen alle Konventionen: Frauen im marokkanischen Kino
Im Berliner Babylon Kino läuft vom 2. bis 7. Mai das Moroccan Film Festival. Die Filme zeigen Geschichten von oder über Frauen - und die vielfältigen Herausforderungen, die Frauen in Marokko heute zu meistern haben.
"Rock the Casbah"
Regisseurin Laïla Marrakchi wurde im Jahr 2005 in Marokko berühmt mit ihrem Werk "Marock", das eine Romanze zwischen einer Muslimin und einem Juden zum Thema hat. Im französisch-marokkanischen Drama "Rock the Casbah" (2013) nutzen drei einander entfremdete Schwestern und ihre Mutter die dreitägige Trauerzeit um den Vater, um ihre Konflikte zu lösen und Familiengeheimnisse aufzudecken.
"Pegasus"
Dieser preisgekrönte Film aus dem Jahr 2010 von Regisseur Mohamed Mouftakir führt zwei Frauen zusammen: Zineb, eine Psychiaterin, und ihre Patientin Rihana, eine schwangere junge Frau, die ein Trauma verarbeiten muss. Rihana ist anfangs kaum zu verstehen, doch als sie ihre Sprache wiedererlangt, weckt ihre Geschichte quälende Erinnerungen in der emotional erschöpften Ärztin.
"Die fünfte Saite"
Zwei Frauen haben diesen Film aus dem Jahr 2010 gemeinsam realisiert: Regisseurin Selma Bargach und Produzentin Rachida Saadi. Er spielt 1999 in Casablanca und erzählt die Geschichte von Malek, einem jungen Lautenspieler, der von seinem Onkel in das Geheimnis der "fünften Saite" eingeweiht wird, einer Spieltechnik des mittelalterlichen Meisters Ziryab aus dem siebten Jahrhundert.
"Raue Hände"
Diese Komödie aus dem Jahr 2011 von Mohamed Asli zeigt Menschen der Arbeiterklasse in Casablanca, die versuchen, mit krummen Geschäften ihre Lebenssituation zu verbessern. So muss etwa Zakia, die Protagonistin dieser Geschichte, raue Hände vortäuschen, um als Saisonarbeiterin durchzugehen. Damit will sie ihr großes Ziel erreichen: Ein Visum, um zu ihrem Verlobten nach Spanien reisen zu können.
"Verhüllte Liebe"
Dieser Film erzählt von Batoul, einer 28-jährigen Ärztin aus einer konservativen muslimischen Familie. Als sie Hamza trifft, gerät sie in einen Konflikt zwischen ihren traditionellen Werten, die ihr verbieten, einen Mann vor der Hochzeit zu treffen, und ihrem Begehren. Das Werk hat Islamisten nicht gefallen. "Ich möchte eine Debatte anregen", sagte Regisseur Aziz Salmy bei der Premiere 2008.
"Gesetzlose Frauen"
Mohamed El Aboudis Dokumentation aus dem Jahr 2012 zeigt das erschütternde Los von Hind, die im Alter von 14 Jahren vergewaltigt und geschwängert wurde. Ihre Familie, deren Ehre sie befleckt hatte, bestrafte sie, indem sie ihr ihren Ausweis wegnahm. Seitdem kämpft sie am Rande der Legalität ums Überleben, arbeitet als Prostituierte, und kann auch für ihre eigenen Kinder keine Papiere beschaffen.
"Tawnza"
Bevor Malika El Manougwar ihr Debüt im Jahr 2013 drehte, war sie schon eine preisgekrönte Journalistin. In "Tawnza" lernen sich ein IT-Spezialist, der in Frankreich lebt, und eine Frau aus Marokko im Internet kennen. Sie beschließen zu heiraten, doch dann finden sie heraus, dass sie verwandt sind. Auf den Spuren ihrer Vergangenheit reisen sie zurück in das konservative Dorf ihrer Eltern.
"Aïda"
Als bei ihr ein bösartiger Tumor festgestellt wird, entscheidet sich Aïda Cohen, eine jüdisch-marokkanische Professorin in Paris, zurück in ihre Heimatstadt Essaouira zu gehen. Dort sucht sie nach ihren Wurzeln und findet neuen Lebensmut in der Musik. Driss Mrinis Film wurde für Marokko ins Rennen um den Oscar als bester fremdsprachiger Film 2016 geschickt, aber nicht nominiert.
"Chaïbia"
Youssef Britels Film (2014) erzählt die wahre Geschichte der Chaïbia Talal, geboren 1929 als Nomadenmädchen. Ohne Schulbildung aufgewachsen, hatte sie gehofft, dass ihr Sohn ein Künstler werden würde, doch eines Tages griff sie selbst zum Pinsel. Mitglieder der Cobra Avantgarde-Bewegung in Paris entdeckten ihre naive Kunst und machten sie zu einer ikonischen Malerin des 20. Jahrhunderts.
"Adios Carmen"
Dieses preisgekrönte Werk des Regisseurs Mohamed Amin Benamraoui aus dem Jahr 2013 war der erste Film, der jemals in Berbersprache gedreht wurde. Er spielt in der Rif Region Nord-Marokkos und erzählt von der Bekanntschaft des zehnjährigen elternlosen Amar mit der Spanierin Carmen, die vor dem Franco-Regime geflohen ist und im Kino des Dorfes arbeitet. Sie zeigt dem Jungen die Welt des Films.
"Raja, Bent el Mellah"
Abdelilah El Jaouharis Dokumentation (2015) zeigt, wie die junge Marokkanerin Najat Bensalem auf dem Weg zum Star war, nachdem sie für einen Film des französischen Regisseurs Jacques Doillon gecastet wurde. Bei den Filmfestspielen in Venedig und Marrakesch wurde sie als beste Schauspielerin ausgezeichnet, doch ihrer Karriere hat es nicht genutzt: Bensalem musste wieder Zigaretten verkaufen.
Das Berliner Babylon Kino zeigt vom 2. bis 7. Mai eine Filmreihe darüber, wie vielfältig die Frauen im heutigen Marokko leben. Viele Frauen versuchen, ihren eigenen Weg zu gehen - und kämpfen mit der Last der traditionellen Werte. Unsere Galerie zeigt elf Filme der marokkanischen Filmwoche mit dem Schwerpunkt "Frauen im marokkanischen Kino".