FSB meldet Enttarnung eines US-Spions
14. Mai 2013Das russische Außenministerium zögerte nicht lange. Der amerikanische Diplomat Ryan C. Fogle wurde zur "unerwünschten Person" erklärt und muss das Land sofort verlassen. Nach Angaben des russischen Inlandsgeheimdienstes FSB hatte Fogle im Auftrag der CIA versucht, FSB-Offiziere zum Überlaufen zu bewegen. "Derart provokative Aktionen, die an den Kalten Krieg erinnern, fördern nicht den Aufbau gegenseitigen Vertrauens", erklärte die Moskauer Führung. US-Botschafter Michael McFaul, ein ehemaliger Berater von Präsident Barack Obama, wurde ins Außenministerium einbestellt.
Fogle ist offiziell Dritter Sekretär der politischen Abteilung der US-Botschaft. Der angebliche US-Agent wurde im russischen Fernsehen und im Internet vorgeführt. Der Fernsehsender Russia Today präsentierte Bilder der Festnahme, die Fogle mit einer blonden Perücke zeigen sollen, sowie Szenen der Verhöre. Als Belastungsbeweise sollen Briefumschläge voller Geld und sonderbare Anwerbeschreiben dienen, die dem Sender offenbar zugespielt wurden.
Störfeuer bei Vorbereitungen zu Syrien-Konferenz
Die USA reagierten demonstrativ zurückhaltend auf den Spionagevorwurf. Außenamtssprecher Patrick Ventrell sprach in Washington von einem "Zwischenfall", in den man nicht zu viel hineindeuten dürfe. Er wies Befürchtungen zurück, dass dadurch die gemeinsamen amerikanischen und russischen Bemühungen um eine Syrien-Konferenz torpediert werden könnten.
Im bislang spektakulärsten Konflikt der Geheimdienste war im Juni 2010 ein russischer Spionagering um die als "Agentin 90-60-90" bekanntgewordene Anna Chapman aufgeflogen. Die zwölf Verdächtigen wurden bald darauf gegen vier in Russland inhaftierte US-Spione ausgetauscht.
Washington und Moskau versuchen seit längerem, ihre diplomatischen Beziehungen zu verbessern. Erst vor einigen Tagen beriet US-Außenminister John Kerry mit dem russischen Staatschef Wladimir Putin über ein gemeinsames Vorgehen im Syrien-Konflikt. Zuvor hatten die Regierungen nach den Bombenanschlägen auf den Boston-Marathon eine engere Kooperation in Sicherheitsfragen in Erwägung gezogen.
SC/wl (rtr, afp, dpa)