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Politik

Geheimgespräch zwischen Trump und Putin?

19. Juli 2017

Ein zweites, bislang nicht öffentlich bekanntgewordenes Gespräch zwischen US-Präsident Trump und seinem russischen Kollegen Putin beim G20-Gipfel in Hamburg sorgt für Wirbel in den USA. Trump kontert auf Twitter.

Deutschland | Hamburg - G20 Donald Trump und Vladimir Putin
Bild: picture-alliance/AP Photo/E. Vucci

G20-Gipfel: Zweites Treffen zwischen Trump und Putin

00:28

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US-Präsident Donald Trump und Russlands Staatschef Wladimir Putin sollen beim G20-Gipfel in Hamburg nach ihrer mehr als zweistündigen Unterhaltung ein zweites Mal miteinander gesprochen haben. Das berichteten mehrere US-Medien, darunter die "Washington Post" und CNN unter Berufung auf eine Quelle im Weißen Haus.

Der Republikaner soll sich während des Abendessens der Staats- und Regierungschefs in der Hamburger Elbphilharmonie von seinem Platz neben Japans Ministerpräsident Shinzo Abe entfernt und neben Putin gesetzt haben. Über das Treffen hatte zunächst der Präsident des Beratungsunternehmens Eurasia Group, Ian Brummer, in einem Schreiben an Kunden berichtet.

"Bruch des Protokolls für nationale Sicherheit"

Demnach stand Trump nach der Hälfte des Dinners vom Tisch auf und sprach fast etwa eine Stunde lang "privat und lebhaft" mit Putin, "nur in Anwesenheit von Putins eigenem Übersetzer". Die anderen Staats- und Regierungschefs seien über die Abwesenheit eines amerikanischen Übersetzers verwundert gewesen, weil dies ein "Bruch des Protokolls für nationale Sicherheit" darstelle. In einem Bericht der "New York Times" hieß es, diese Begegnung der beiden Männer sei von der US-Regierung nicht offiziell vermerkt worden. Über Inhalte wurde nichts bekannt.

Die 20 Staats- und Regierungschefs saßen mit ihren Partnern alle an einem großen TischBild: Reuters/A. Schmidt

Nach einer kurzen gegenseitigen Begrüßung zu Beginn des Gipfels vor anderthalb Wochen sowie einem gut zweistündigen Gespräch hätten die beiden Staatschefs sich beim späteren Abendessen erneut ausgetauscht, bestätigte das Weiße Haus  nach Veröffentlichung der Medienberichte mit. Das Gespräch habe am Ende des Abendessens stattgefunden, sagte ein Mitarbeiter des Weißen Hauses.

Ein anderer Vertreter des Weißen Hauses erklärte, es habe kein "zweites Treffen" zwischen Trump und Putin bei dem G20-Gipfel gegeben, es habe sich vielmehr um eine "kurze Unterhaltung am Ende des Abendessens" gehandelt. "Die Andeutung, dass das Weiße Haus versucht hat, ein zweites Treffen zu 'verbergen', ist falsch, boshaft und absurd", erklärte der US-Vertreter.

Putin (l.) mit seinem Übersetzer und Melania TrumpBild: picture alliance/Zumapress

Er führte aus, dass Trumps Frau Melania während des Gipfelessens neben Putin platziert gewesen sei. Im Laufe des Essens seien alle anwesenden Staats- und Regierungschefs durch den Raum geschritten, um sich ungezwungen miteinander zu unterhalten. Trump habe mit vielen Teilnehmern gesprochen, sei am Ende des Essens schließlich zu seiner Frau gegangen und habe bei dieser Gelegenheit kurz mit Putin gesprochen.

"Die Falschnachricht zu einem geheimen Dinner mit Putin ist 'krank'", schrieb Trump kurz danach auf Twitter. Schließlich seien alle G20-Spitzen und deren Partner von Bundeskanzlerin Angela Merkel eingeladen worden. "Selbst einem für 20 Spitzenpolitiker organisierten Abendessen in Deutschland wird ein finsterer Anstrich verpasst", schimpfte Trump.

Diese Kritik ließ der Vorsitzende des Außenpolitischen Ausschusses im US-Repräsentantenhaus nicht gelten: Die Berichte über das zweite, bislang unbekannte Gespräch der beiden Präsidenten in Hamburg lasse "gleich mehrere Alarmglocken schrillen", erklärte der Demokrat Eliot Engel. "Was wurde dort besprochen, das nicht während des ersten zweistündigen Treffens besprochen werden konnte? Warum waren keine anderen Regierungsvertreter - und nicht einmal ein (US-)Dolmetscher - zugegen? Und warum hat das Weiße Haus aus diesem Treffen ein Geheimnis gemacht?" Trump sei den Amerikanern eine Erklärung schuldig.

Das Weiße Haus wies auch Bedenken wegen der Tatsache zurück, dass Trump dabei die Dienste von Putins Übersetzer in Anspruch genommen hatte. Jeder Staats- und Regierungschef und sein jeweiliger Partner hätten nur einen Übersetzer gehabt, im Fall des Ehepaars Trump sei dies ein Japanisch-Übersetzer gewesen. Daher sei Putins Übersetzer zum Einsatz gekommen, erläuterte das Weiße Haus.

Putin und Trump hatten sich bei dem Gipfel zum ersten Mal persönlich getroffen. Das mit Spannung erwartete, offiziell angesetzte Gespräch am 7. Juli dauerte mit mehr als zwei Stunden deutlich länger als geplant. Beide Männer lobten das Treffen anschließend.

Donald Trump während des Dinners (mit der argentinischen First Lady Juliana Awada)Bild: Reuters/A. Schmidt

Trump steht wegen der Russland-Kontakte seines Wahlkampfteams unter Druck. In der Affäre ermitteln derzeit mehrere Kongressausschüsse sowie die Bundespolizei FBI und der vom Justizministerium eingesetzte Sonderermittler Robert Mueller. Sie gehen dem Verdacht möglicher Absprachen zwischen Trump-Mitarbeitern und der Führung in Moskau während des Präsidentschaftswahlkampfes im vergangenen Jahr nach.

Zuletzt war der Druck auf Trump durch Enthüllungen über seinen ältesten Sohn nochmals gewachsen. Donald Trump junior gab zu, sich 2016 inmitten des Wahlkampfes mit der russischen Anwältin Natalia Weselnizkaja getroffen zu haben - in der Erwartung, belastendes Material über die demokratische Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton zu erhalten.

stu/pab (afp, dpa, rtr)

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