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Film

Mascha Schilinski gewinnt in Cannes den Jury-Preis

26. Mai 2025

Premiere beim Filmfest in Cannes: Erstmals ist eine deutsche Regisseurin ausgezeichnet worden. Die Berliner Filmemacherin Mascha Schilinski bekam für ihren Film "In die Sonne schauen" den Jury-Preis.

Die Regisseurin und Drehbuchautorin Mascha Schilinksi.
Die Berliner Regisseurin und Drehbuchautorin Mascha Schilinksi hat es in den Wettbewerb der Filmfestspiele von Cannes geschafftBild: Fabian Gamper

"Ich hatte Angst, mich verhört zu haben", sagte die 41-jährige Regisseurin und Drehbuchautorin Mascha Schilinski, als ihr Film bei den Internationalen Filmfestspielen von Cannes zum Gewinner des Jurypreises gekürt wurde. "Es war eine Art surrealer Moment - einfach wundervoll."

Im Vorfeld des Festivals hatte die Filmemacherin betont, sie sei "wahnsinnig glücklich", dass ihr Film "In die Sonne schauen" beim Filmfestival in Cannes aufgenommen wurde. "Aber gerechnet habe ich nicht wirklich damit. Das ist ein Filmemachertraum!"

Schilinksis Traum ist nicht nur in Erfüllung gegangen bei den 78. Internationalen Filmfestspielen von Cannes, sie ist auch noch ausgezeichnet worden. Dabei seien deutsche Filmemacher, wie die Süddeutsche Zeitung süffisant bemerkt, "manchmal schwerer zu finden als ein vernünftiges Mittagessen unter 20 Euro." Doch diesmal trifft man sie an, wenn auch anders als gedacht.

Bekannte Regisseure wie Fatih Akin ("Amrum") und Christian Petzold ("Miroirs No. 3") stellten an der Croisette ihre neuen Filme vor, doch lediglich in Nebenreihen und nicht im Hauptwettbewerb. Im Rennen um die Goldene Palme stand, neben Autorenfilmstars wie Wes Anderson oder Kelly Reichardt, nur eine deutsche Filmkünstlerin - nämlich Mascha Schilinski. Zuletzt war das 2016 Maren Ade mit ihrem Film "Toni Erdmann" gelungen. Der Hauptpreis ging dann allerdings an den Iraner Jafar Panahi - für den Film "It was just an Accident".

Ein Vier-Generationen-Porträt

Worum geht es in "In die Sonne schauen"? Der Film lenkt unseren Blick auf einen alten Vierseitenhof in einem kleinen Dorf der ostdeutschen Altmark. Dort leben beziehungsweise lebten früher vier Frauen, deren Geschichten das Filmdrama durch Zeitsprünge miteinander verwebt. So geschickt, dass im Laufe der Handlung die Grenzen zwischen den Figuren verschwimmen. Aus einem Vier-Generationen-Portrait entsteht ein Jahrhundertbild.

"Wenn wir durch die Räume des Hofes gegangen sind, haben wir die Jahrhunderte gespürt", erzählt Mascha Schilinski, "da kam eine ganz alte Kindheitsfrage von mir auf". Schon als kleines Mädchen, das in einer Berliner Altbauwohnung groß wurde, habe sie sie immer gefragt: "Was ist in diesen Wänden wohl alles schon passiert, wer genau saß schon mal an dieser Stelle, an der ich jetzt sitze? Was für Schicksale sind hier passiert? Was haben die Menschen hier schon alles erlebt und gefühlt?" Viele stellen sich solche Fragen, doch die Wenigsten machen einen Film daraus.

"In die Sonne schauen" zeichnet mit vier Frauenporträts ein JahrhundertgemäldeBild: Neue Visionen Filmverleih

Der weibliche Blick im Film

Bei Mascha Schilinski kommt hinzu, dass sie, wie schon in ihrem Debutfilm "Die Tochter" (2017), einem Psychodrama über eine komplizierte Eltern-Beziehung, nun erneut auf einen weiblichen Blick abhebt. Dieser weibliche Blick sei ihr und auch ihrer Ko-Autorin Louise Peter sehr wichtig, sagt Mascha Schilinski, weil er viel zu selten vorkomme. "In die Sonne schauen" erzählt die Geschehnisse denn auch aus Sicht von Frauen. "Es geht im Film viel um Blicke, welchen Blicken Frauen über ein Jahrhundert hinweg ausgesetzt sind, wie es sich heute anfühlt und auch wie sich das weiterträgt, in die Körper einbrennt."

Der weibliche Blick im Film "In die Sonne schauen" Bild: Neue Visionen Filmverleih

Mascha Schilinskis Weg zum Film klingt wie vorgezeichnet: Sie ist die Tochter einer Filmemacherin, die sie schon als Kind zu Drehorten und Filmsets begleitet. Während ihrer Schulzeit schauspielert sie in Fernseh- und Kinofilmen. Danach arbeitet sie als Casterin, absolviert Praktika in der Filmindustrie, reist durch Europa und arbeitet als Zauberin und Feuertänzerin für einen kleinen Wanderzirkus. Nach einer Autorenausbildung an der Filmschule Hamburg lässt sie sich als freie Autorin für Serien und Filme in Berlin nieder.

Schon ihr Erstlingsfilm "Die Tochter", der auf der Berlinale 2017 lief, brachte Mascha Schilinski viel Aufmerksamkeit. . Als die Einladung aus Cannes kam, habe sie es gar nicht glauben können. "Ich musste erstmal nachlesen, ob 'Official Selection' irgendeine Nebenreihe ist oder wirklich der Wettbewerb", erzählt Mascha Schilinski. "Wir haben den Film bei allen drei A-Festivals eingereicht. Also in Berlin, Venedig und Cannes. Wir wussten noch nicht mal, ob die jeweiligen Auswahlselektionen den Film überhaupt angucken. Niemand kennt uns."

Das hat sich jetzt definitiv geändert. Die Auszeichnung in Cannes dürfte ihrer Karriere einen gehörigen Schub verleihen.

Dieser Artikel wurde am 26.05.2025 aktualisiert.

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