Geiselmord und Geiselfreilassung
15. April 2004Im Irak ist erstmals eine ausländische Geisel von Aufständischen hingerichtet worden. Die italienische Regierung bestätigte am Donnerstagmorgen (15.4.2004), einer von vier am Montag gekidnappten Italienern sei exekutiert worden. Dem arabischen Sender El Dschasira war ein Video zugespielt worden, auf dem die Ermordung des Mannes zu sehen sein soll. Eine Gruppe namens Grünes Bataillon drohte in einer Erklärung an, auch die drei verbliebenen Geiseln zu töten, falls Italien seine Truppen nicht abziehe. In einer ersten Reaktion sagte der italienische Ministerpräsident Silvio Berlusconi: "Sie haben ein Leben zerstört. Aber sie haben weder unsere Werte noch unser Bemühen um Frieden beeinträchtigt." Berlusconi kündigte die Entsendung eines Diplomaten in den Irak an, um sich um die Befreiung der verbliebenen Geiseln zu bemühen. Der Aufenthaltsort der Männer, die für eine amerikanische Sicherheitsfirma arbeiten, ist jedoch nicht bekannt.
Womöglich weitere Japaner entführt
Wenige Stunden nach der Ermordung des Italiener ließen die Geiselnehmer drei Japaner frei. Ihre Angehörigen brachen in Jubel aus, als sie die Bilderder zwei Männer und einer Frau sahen, die der arabische Fernsehsender El Dschasira ausstrahlte.
Die philippinische Regierung stellt angesichts der anhaltenden Gewalt im Irak einen Evakuierungsplan für ihre entsandten Beamten auf. Zudem werde kein weiteres Personal für humanitäre Aufgaben in das arabische Land geschickt, teilte Präsidentin Gloria Macapagal Arroyo mit. Die Philippinen hatten ursprünglich 96 Polizisten, Soldaten und medizinische Helfer in den Irak entsandt, von denen aber fast die Hälfte nach Ablauf ihrer Dienstzeit bereits wieder zurückgekehrt sind. Manila gilt als enger Verbündeter Washingtons.
Russen werden ausgeflogen
Unterdessen begann Russland damit, seine Landsleute aus dem Irak in Sicherheit zu bringen. Bis Freitag sind insgesamt sieben Flüge nach Bagdad sowie in das benachbarte Kuwait geplant. Die russische Regierung begründete die Notwendigkeit der Rückholaktion mit der Gefahr weiterer Entführungen im Irak sowie der zunehmenden Gewalt im Land. Insgesamt halten sich derzeit noch mehr als 800 Russen und Bürger ehemaliger Sowjetrepubliken im Irak auf. Die meisten von ihnen sind Ingenieure, die im Land Kraftwerke und Erdölanlagen reparieren.
Die Kämpfe in der von US-Truppen belagerten Stadt Falludscha entfachten derweil aufs Neue. Mehr als 100 Aufständische attackierten ein gepanzertes Fahrzeug mit Panzerfäusten und Handgranaten. Seit Tagen hatte es eine Waffenruhe für die Stadt gegeben, die immer wieder verlängert wurde. Einzelne Kämpfe hatte es trotzdem gegeben. 21.000 US-Soldaten werden wegen der angespannten Lage im Irak nicht wie geplant in diesem Monat aus dem Land abgezogen, wie das Verteidigungsministerium in Washington bekannt gab. Die Truppen müssten weitere drei Monate im Irak bleiben. Auch der Dienst für 1000 in Kuwait stationierte Soldaten wird über die zwölf Monate hinaus verlängert. (kap/mik)