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Gelassenheit trotz drohender Pleite

Andreas Becker11. Oktober 2013

Eine Einigung im Haushaltsstreit ist noch immer nicht in Sicht. Damit rückt die drohende Zahlungsunfähigkeit der weltgrößten Volkswirtschaft näher. Nun könnte China Druck machen.

A tattered U.S. flag is blown by the wind in Key West, Florida Friday Sept. 10, 2004. After enduring the passage of Hurricanes Charley and Frances, Florida is bracing for the possible arrival of Hurricane Ivan. (AP Photo/Dario Lopez-Mills)
Bild: AP

"Ein Zahlungsausfall wäre ein ziemlich großes Erdbeben auf den globalen Kapitalmärkten", sagt Andrew Bosomworth, Anlage-Chef von Pimco Deutschland. "US-Staatsanleihen zählen zu den sichersten Anleihen der Welt. Wäre das nicht mehr der Fall, stünde für die Kapitalmärkte die Welt auf dem Kopf." Die Folge wäre eine globale Finanzkrise. "Aktien- und Rentenmärkte würden abstürzen, der Außenwert des Dollar würde fallen", so Bosomworth.

Pimco gehört zum Allianz-Konzern und ist der weltgrößte Anleihen-Investor. Umgerechnet rund 1500 Milliarden Euro hat Pimco für seine Kunden weltweit investiert. Auf das von Andrew Bosomworth geleitete Deutschland-Portfolio entfallen 220 Milliarden Euro.

Der Tag der Entscheidung

Schon seit Beginn der US-Haushaltssperre Anfang Oktober sei die Unsicherheit an den Kapitalmärkten gestiegen, sagt Bosomworth. Am 17. Oktober erreichen die Schulden der USA zudem eine vorher festgelegte Grenze, die nur mit Zustimmung der Republikaner erhöht werden kann. Wenn sich die streitenden Parteien voher nicht einigen, wären die USA dann zahlungsunfähig.

Doch der Tag der Entscheidung lässt sich noch etwas hinauszögern. "Es wird berichtet, die US-Regierung verfüge über 30 Milliarden US-Dollar an Liquidität. Wenn das stimmt, hat der Staat nach dem 17. Oktober noch Geld für zehn weitere Tage", so Bosomworth.

Die Möglichkeit, die Welt in eine neue Finanzkrise zu stürzen, taugt sicher als Drohkulisse der Republikaner in ihrem Streit mit US-Präsident Barack Obama. Investor Bosomworth bleibt dennoch gelassen. "Ich gehe davon aus, dass sich beide Seiten einigen. Vielleicht auch erst nach dem 17.10. – aber bevor es zu Zahlungsausfällen bei Anleihen kommt."

Ratingagenturen bewegen sich nicht

Der Rest der Finanzwelt scheint die Lage ähnlich zu beurteilen. An den Aktien- und Anleihemärkten gibt es zwar Unsicherheit, aber keine Panik. Und die großen Ratingagenturen haben es bisher nicht einmal für nötig gehalten, die Bonität der USA herabzustufen.

Jens Boysen-Hogrefe vom Institut für Weltwirtschaft in Kiel sieht dafür auch wenig Grund. "Die USA befinden sich nicht in einer sehr tiefen Rezession, sie haben eigentlich ganz gute Möglichkeiten, mit ihrer speziellen finanzpolitischen Situation umzugehen. Und sie sind in Dollar verschuldet, der Weltreservewährung, und sie haben eine Zentralbank, die auch bereit ist, im Zweifel einzuspringen."

Staatsanleihen in der Krise - Investitionsstrategien von Pimco

03:17

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Mit anderen Worten: Es gibt keine wirtschaftlichen Gründe für eine Änderung des Ratings, allenfalls politische. Pimco Anlage-Chef Bosomworth findet trotzdem, dass die Ratingagenturen bei den USA ein Auge zudrücken. "Wenn es so einen Haushaltsstreit in Europa gäbe, würden die Alarmglocken viel lauter läuten als im Moment."

Unangenehme Telefonate

Allerdings läuten die Alarmglocken bereits anderswo - in Peking etwa oder in Tokio. China und Japan sind die größten ausländischen Investoren in US-Staatsanleihen und Dollar und finanzieren so die Schulden der USA. Sie werden kaum tatenlos zusehen, wie politische Ränkespiele in den USA ihr Investment gefährden. "Das Telefonat, das der US-Finanzminister wirklich nicht führen möchte, wäre ein Anruf aus Peking, bei dem ihm der chinesische Staatssekretär mitteilt, dass China seine US-Dollar-Reserven verkaufen wird."

Dass werde nicht sofort passieren, ein überstürzter Verkauf brächte auch den Gläubigern der USA Verluste. Doch es sei sehr wahrscheinlich, dass China und Japan ihr Geld in den nächsten Jahre lieber anderswo anlegen. Schließlich blieben China und Japan nur zwei Möglichkeiten, glaubt Bosomworth. "Diese Länder werden entweder ihre Währungen aufwerten müssen. Oder sie koppeln sich an andere Währungen, wie etwa den Euro."

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