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Gelbe Karte für Curitiba

Jan D. Walter22. Januar 2014

Geunkt wurde viel. Doch letztlich überwog die Ansicht, Brasilien würde die WM schon schaukeln. Nun aber könnte Curitiba als WM-Stadt ausfallen. Eine Verlegung der Spiele ist nicht mehr ausgeschlossen.

Arbeiter im Stadion von Curitiba, 14.12. 2013 (Foto: Getty Images)
Bild: Getty Images

Ausgerechnet Curitiba: Die Stadt war jahrzehntelang das Vorbild für Stadtplaner - vor allem wegen ihres öffentlichen Nahverkehrs. Aber auch sonst gilt Curitiba in Brasilien als die am besten organisierte Stadt unter den Metropolen des Landes.

Und nun das: Die "Arena da Baixada", das designierte WM-Stadion, ist viereinhalb Monate vor Anpfiff der WM noch kaum als solches zu erkennen. Am Dienstag (21.1.2014) zog FIFA-Generalsekretär Jerôme Valcke die Reißleine: "Wenn am 18. Februar die Situation immer noch die gleiche wie heute ist, müssen die Verantwortlichen für die Organisation der WM in Brasilien eine Entscheidung treffen", erklärte er gegenüber der internationalen Presse nach einer Besichtigung des Stadions.

Spiele könnten verlegt werden

Am 18. Februar richtet die FIFA einen Workshop mit 32 Nationalmannschaften in der südbrasilianischen Stadt Florianopolis aus. Bei dieser Gelegenheit will der FIFA-Generalsekretär mit dem lokalen Organisationskomitee, der brasilianischen Regierung und der Stadt Curitiba dann die endgültige Entscheidung treffen. Valcke deutete gegenüber der brasilianischen Presse an, dass eine Verlegung der Spiele in andere Stadien nicht ausgeschlossen werde.

Die "Arena da Baixada" in CuritibaBild: Getty Images

Insgesamt vier Spiele sind in der Arena geplant: Auftakt machen demnach am 16. Juni Iran und Nigeria. Vier Tage später sollen in dem Stadion Honduras und Ecuador aufeinandertreffen. Am 23. Juni spielt Spanien gegen Australien und am 26. Juni Russland gegen Algerien. Der Ticketverkauf für alle vier Partien hat bereits begonnen.

Noch allerdings bietet die Arena einen traurigen Anblick: Nicht nur Zuschauerzugänge, Presseräume, Bestuhlung und das Dach fehlen. Auch das komplette Spielfeld ist noch nicht zu erkennen. Der zuständige WM-Beauftragte des Bundesstaates Paraná, Mario Celso Cunha, räumte ein: "So wie es derzeit aussieht, wird die Arena de Baixada nicht rechtzeitig zur WM fertig."

Lange Liste der Defizite

Erst sechs der insgesamt zwölf WM-Stadien sind bisher komplett fertiggestellt. In Curitibas "Arena da Baixada" ist die Liste der Gründe für den Verzug besonders lang. Zuletzt behinderte strömender Regen die Bauarbeiten, die Geldkanäle dagegen versiegten vorübergehend, und zu allem Überfluss traten auch noch die Arbeiter in Streik. Seit November hat sich an der Baustelle praktisch nichts mehr getan. Nach wie vor fehlen laut offizieller Rechnung noch zwölf Prozent der Bauleistung bis zu Fertigstellung.

"Die FIFA scheint die WM-Vergabe an Brasilien zu einem gewissen Grad zu bedauern", erklärt der Sportjournalist Juca Kfouri, der für die brasilianische Tageszeitung „Folha de Sao Paulo“ schreibt. Es herrsche ein Klima des Misstrauens zwischen der FIFA und der brasilianischen Regierung. "Wenn es wieder zu Massendemonstrationen kommt, wie beim Confed-Cup - wovon ich ausgehe - wird Blatter die Vergabe richtig bereuen!", schreibt Kfouri.

Hat die Hoffnung noch nicht nicht aufgegeben: Brasiliens Sportminister Aldo RebeloBild: picture-alliance/dpa

Als erste Maßnahmen fordert die FIFA nun die Ernennung eines Aufsichts-Komitees, bestehend aus Vertretern der öffentlichen und der privaten Bauherren, die Sicherung der Finanzierung durch die bundesstaatliche Entwicklungsbank und eine massive Aufstockung der Arbeitskräfte. Die Rede ist von 50 bis 70 Prozent mehr Bauarbeitern - dabei heißt es aus dem Verein "Atlético Paranaense", der das Stadion mitbaut, manche der 1080 angestellten Arbeiter hätten derzeit keine Aufgaben.

Die Braut kommt zu spät

Sportminister Aldo Rebelo kommentierte die verfahrene Lage aus der fernen Regierungshauptstadt Brasilia. Die Regierung unternehme alles, was in ihrer Macht stehe, um Curitiba die WM-Teilnahme zu sichern. Wie angespannt das Verhältnis zwischen der brasilianischen Regierung und der FIFA ist, zeigt der überraschende Besuch von Staatschefin Dilma Rousseff bei FIFA-Chef Joseph Blatter am 23. Januar in Zürich. Das Krisengespräch wurde ie heikel die Brasiliens Staastspräsidentin Noch vor Kurzem hatte der Minister bei der FIFA-Auslosung im Dezember 2013 im brasilianischen Badeort Costa do Sauipe zugesichert, dass alle Stadien im Januar der FIFA übergeben würden.

Berühmt wurde er damals mit einem Satz, in dem er die WM mit einer Eheschließung verglich: "Ich war noch nie auf einer Hochzeit, auf der die Braut pünktlich erschien, aber ich habe noch nie gesehen, dass deswegen jemals eine Trauung abgesagt worden wäre."

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