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Geld für Asien: Kein Problem, eigentlich

Andreas Becker, z.Zt. Frankfurt/Main3. Mai 2016

Entwicklungsländer in Asien benötigen riesige Summen für den Ausbau ihrer Infrastruktur. Das Geld ist vorhanden. Trotzdem sind Investoren noch zurückhaltend. Von der Jahrestagung der ADB berichtet Andreas Becker.

Infrastrukturprojekte in China
Bild: picture-alliance/dpa/A. Bradshaw

Das Wort Nachhaltigkeit ist inzwischen auch bei der Asiatischen Enwicklungsbank (ADB) angekommen. Der Entwicklungsfinanzierer will grüner werden, sozialer, kurz: nachhaltiger.

Deutschland, in diesen Tagen erstmals Gastgeber des Jahrestreffens der ADB, nutzt die Gelegenheit, sich als Experte für Nachhaltigkeit zu präsentieren. Stände aus hellem Holz schmücken eine ganze Halle auf dem Frankfurter Messegelände, dazwischen Sitzecken und grüne Bäume, ebenfalls aus Holz.

Hier zeigen deutsche Ministerien, Kommunen, Forschungsinstitute und Unternehmen Beispiele für Grünes made in Germany: Lösungen für umweltfreundliche öffentliche Transportsysteme, Recycling und Energiesparmöglichkeiten. Auch die deutsche Kanzlerin Angela Merkel besuchte die Halle. Die beabsichtigte Botschaft: Wer nachhaltiger werden will, braucht deutsches Know-how.

Deutscher Stand auf der ADB-Jahrestagung in Frankfurt am MainBild: DW/A. Becker

Wohin mit all dem Geld?

Aber es geht in Frankfurt natürlich nicht nur um Nachhaltigkeit, sondern vor allem um Geld. Auch in dieser Hinsicht bietet sich Deutschland als Gastgeber an: Das Land ist der größte Europäische Anteilseigner der ADB. Und vor allem: In Deutschland hat viel Geld, das verzweifelt nach guten Anlagemöglichkeiten sucht. Und die sind rar, zumindest in Europa, den USA und anderen Industrieländern, wo die Wirtschaft kaum wächst. Die Zinsen sind im Keller, und dort werden sie auch noch eine ganze Weile bleiben.

Das machte Mario Draghi, der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), auf dem Jahrestreffen der ADB noch einmal deutlich. "Deshalb sind Strukturreformen so wichtig. Sie sind nötig, um die Produktivität zu steigern. Dadurch werden Investitionen attraktiver", so Draghi.

Für Anleger lohnt sich daher der Blick nach Asien. "Zwei Drittel aller verzinslichen Wertpapiere bringen weniger als zwei Prozent Zinsen, die Hälfte sogar weniger als ein Prozent", sagt Marios Maratheftis, Chefvolkswirt der Standard Chartered Bank. "Investoren pochen auf höhere Erträge. Und die sind nicht in den Industrieländern zu finden, sondern den Schwellenländern in Asien."

Investoren zögern

Viele asiatische Länder verzeichnen nicht nur ein starkes Wirtschaftswachstum, sondern haben auch großen Hunger nach Kapital für den Ausbau ihrer Infrastruktur. "Schätzungen zufolge braucht Asien rund eine Billion Dollar pro Jahr für seine Infrastruktur. Gleichzeitig gibt es auf der Welt riesige Geldberge", sagt Diwakar Gupta, einer der Vizepräsidenten der Asiatischen Entwicklungsbank.

Allein die Pensionsfonds der OECD-Länder säßen auf rund 30 Billionen Dollar, so Gupta. "Aber davon fließt nur etwa ein Prozent in solche Infrastrukturprojekte. Nur ein sehr kleiner Teil des weltweiten Geldes fließt also in die Gegenden, wo es gebraucht wird."

Investoren hätten schlicht Angst, ihr Geld je wiederzusehen, glaubt Gupta. "Diese Projekte sind in Ländern, die Probleme mit der Regierungsführung haben, Probleme mit der Organisation, Probleme mit der Rechtssicherheit und mit Korruption. All das schreckt Investoren ab."

Kanzlerin Merkel hielt ein Grußwort auf der Jahrestagung der ADBBild: Reuters/R. Orlowski

Eine Frage der Ausführung

Es gehört zu den Aufgaben der Asiatischen Entwicklungsbank, hier trotzdem aktiv zu werden. Doch das eigentliche Problem ist oft nicht die Finanzierung, sondern die Umsetzung.

"In Indonesien gab es Infrastukturprojekte mit fertiger Finanzierung, auf den Philippinen ebenfalls", sagt Maratheftis von der Standard Chartered Bank. "Doch die Probleme wurden einfach nie umgesetzt."

Dagegen seien gut geplante und ausgeführte Projekte für Entwicklungsländer wie Werbung, die weitere Investoren anziehe, sagt Christiane Leibach von der Deutschen Entwicklungsgesellschaft DEG. Hinzu komme, dass Anleger nun verstärkt auf die Nachhaltigkeit von Projekten achteten.

Same same, but different

Der Appell an die asiatischen Länder gleicht daher dem Appell von EZB-Chef Draghi an die Länder der Eurozone: Strukturreformen, Strukturreformen, Strukturreformen.

Alles schön und gut, sagt Sri Lankas Finanzminister Ravi Karunanayake. Das Problem sei jedoch, dass Reformen oft auf großen Widerstand stoßen und erst langfristig wirken, Politiker aber die nächste Wahl im Auge haben. "Für eine gewählte Regierung ist es sinnlos, eine Politik zu machen, die sie unwählbar macht."

Viele Politiker in den Krisenländern der Eurozone werden dem sicher zustimmen.

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