1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
Politik

Russlands Interessen in Venezuela

26. Januar 2019

Sollte das sozialistische Maduro-Regime in Venezuela kippen, wäre Russland einer der großen Verlierer. Russische Geldgeber müssten sich um ihre Kredite Sorgen machen. Und der Ölpreis auf dem Weltmarkt könnte sinken.

Venezuela Präsident Nicolas Maduro trifft russischen Präsident Wladimir Putin
Bild: picture-alliance/dpa/Sputnik/S. Guneev

In Venezuela tobt ein Kampf um die Macht - zwischen dem Regime von Nicolás Maduro und der oppositionellen Mehrheit. Maduro wurde lange vom Kreml unterstützt. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, was ein Verlust des langjährigen Verbündeten für Russland bedeuten würde.

Investitionen von "Rosneft" nicht in Gefahr 

Alle Blicke richten sich dabei auf den mehrheitlich staatlichen größten russischen Ölkonzern "Rosneft", dessen Aufsichtsrat vom ehemaligen deutschen Bundeskanzler Gerhard Schröder geleitet wird. Rosneft ist an insgesamt fünf Projekten der staatlichen venezolanischen Öl- und Gasgesellschaft Petroleos de Venezuela SA (PDVSA) beteiligt. Die russischen Anteile an diesen Projekten liegen zwischen 26 und 40 Prozent. Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, diese Aktiva zu verlieren?

Es erscheint zweifelhaft, dass eine neue Regierung - sollte Maduro tatsächlich gestürzt werden - ausländische Investoren enteignen würde, vorausgesetzt, die Anteile waren rechtmäßig, ohne Korruption erworben worden. Es könnte also sein, dass Investoren, die in dieser Woche an der Moskauer Börse die Aktien von Rosneft schnell loswerden wollten, voreilig agiert hatten.

Öl-Raffinerie von Venezuelas staatlichem Erdölkonzern PDVSA in Puerto La CruzBild: picture-alliance/dpa/C. Landaeta

Nach Angaben aus dem Jahr 2017 hat Rosneft Venezuela faktisch einen Kredit in Höhe von sechs Milliarden US-Dollar gewährt. Dieser Kredit wird durch die Beteiligung an den erwähnten Projekten und durch gefördertes Öl ausgeglichen. Zuletzt gab es Lieferverzögerungen, und Rosneft-Chef Igor Setschin musste im November 2018 nach Caracas fliegen. Der Kreditvertrag läuft bereits 2019 aus. Den größten Teil der geliehenen Summe dürfte der russische Staatskonzern längst zurückerhalten haben.

Kredite für Waffenkäufe halfen russischer Industrie

Komplizierter sieht es mit Krediten aus, die Russland Venezuela für den Kauf russischer Waffen gewährt hat. Russischen Medien zufolge könnte Moskau für diesen Zweck in den vergangenen 20 Jahren rund elf Milliarden US-Dollar an Caracas überwiesen haben. Wieviel davon inzwischen zurückgezahlt wurde, ist nicht bekannt. Es gibt allerdings Meldungen, wonach die venezolanischen Schulden zu günstigen Konditionen umstrukturiert wurden.

Es ist unklar, ob eine mögliche neue venezolanische Regierung diese Kredite zurückzahlen wird. Die Ukraine beispielsweise weigert sich bis heute, einen russischen Milliardenkredit aus dem Jahr 2013 zurückzuzahlen, den Russland zur Unterstützung des damaligen prorussischen Präsidenten Viktor Janukowitsch gegeben hatte. Doch das Geld in Venezuela wäre für Russland nicht ganz verloren; schließlich wurde es für Kalaschnikow-Maschinengewehre, Kampfjets, Hubschrauber, Panzer und anderes Kriegsgerät aus russischer Produktion ausgegeben und stützte damit die eigene Industrie.

Gegen die Regierung Maduro: Proteste in CaracasBild: picture-alliance/AP Photo/B. Vergara

Was Moskau wirklich teuer zu stehen kommen könnte 

Insgesamt könnten die russischen Verluste im Falle eines Machtwechsels in Venezuela elf Milliarden US-Dollar oder etwas mehr betragen. Doch das wäre nichts im Vergleich zu den Folgen, sollte Venezuela seine Ölförderung stark ankurbeln und die Ölpreise auf dem Weltmarkt langfristig nach unten drücken. Venezuela wird oft als das Land mit den weltweit größten Ölreserven beschrieben. Doch rund 20 Jahre sozialistischer Herrschaft, zunächst von Hugo Chávez, dann von Maduro, führten zum Niedergang der venezolanischen Ölwirtschaft. Die Lage ist so dramatisch, dass Venezuela auf dem Weltölmarkt heute kaum eine Rolle spielt. 

Sollte im Falle eines Machtwechsels die Ölförderung wieder effizienter geführt werden, und sollten die vertriebenen westlichen, vor allem US-amerikanischen Konzerne zurückkehren, würde das den Erdölexport ankurbeln. Künftige Lieferverträge könnten auf einer neuen Ausgangslage abgeschlossen werden, die das Öl auf dem Weltmärkten billiger machen könnte. Das wäre das eigentliche Horrorszenario für Moskau.  

Den nächsten Abschnitt Mehr zum Thema überspringen