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Geldsegen als Fluch

Olivia Gerstenberger28. Januar 2014

Der Rekordumsatz in der Bundesliga sorgt für zufriedene Gesichter in der DFL-Chefetage. Doch die Zahlen belegen auch, dass Geld sehr wohl Tore schießt, findet DW-Sportreporterin Olivia Gerstenberger.

Themenbild Kolumne Flügelzange
Bild: DW

Klingt doch gut, mag man denken, wenn man die Zahlen hört, die der deutsche Fußball parat hält: Rekordumsatz, lukrative Fernsehverträge, zweithöchster Gewinn nach dem WM-Jahr 2006 und sehr gute Aussichten für die Zukunft. Der Bundesliga scheint es finanziell ziemlich gut zu gehen. Mehr Umsatz als der deutsche Spitzenfußball macht nur die englische Premier League. Allerdings muss man differenzieren. Nur zwölf Klubs schrieben schwarze Zahlen. Das heißt: Viele Vereine müssen weiterhin jeden Cent umdrehen, bevor sie ihn in den nächsten Spieler investieren. Geschweige denn in dessen Ablösesumme. Die sportlich erfolgreichen Vereine dagegen - allen voran der FC Bayern München und ein großes Stück dahinter vielleicht noch Borussia Dortmund - schwimmen in Geld. Der Abstand dahinter wird immer größer.

Ein Teufelskreis, der sich auch auf dem Platz bemerkbar macht. Die enormen Millionen-Einnahmen aus der Champions League sind mit denen aus der Europa League nicht mehr ernsthaft zu vergleichen. Nicht nur aus sportlichen Gründen nannte Franz Beckenbauer, Ehrenpräsident des FC Bayern München, diesen Wettbewerb einst treffenderweise auch "Cup der Verlierer". Dabei reden wir immerhin noch vom europäischen Wettbewerb! Die europäischen Geldtöpfe bleiben Vereinen, die regelmäßig gegen den Abstieg spielen oder sogar ab und an die Ligen wechseln, komplett verwehrt. Und auch von der leckeren TV-Rechte-Sahnetorte bleiben für diese Klubs nur noch die Krümel, denn die Endplatzierung sowie das Abschneiden der zurückliegenden Jahre entscheidet über den Anteil.

Der FC Bayern München treibt aktuell jeden Gegner zur VerzweiflungBild: picture-alliance/dpa

Langweilig!!!

Was bedeutet das also? Die Liga bejubelt sich heute selbst, spricht von Rekorden, von wirtschaftlich vernünftigem Handeln, internationaler Vorbildfunktion. Doch wie aufregend ist eine Liga, deren Spitzenreiter seit 15 Monaten kein Bundesligaspiel mehr verloren hat und nun anstrebt, einfach gar keines mehr zu verlieren in der restlichen Saison? Dessen finanzielle Macht ausreicht, die besten Trainer und Spieler zu kaufen - wenn es sein muss, auch aus den funktionierenden Mannschaftsgefügen der nationalen Konkurrenz heraus?

Wie aussichtslos selbst der bis dahin Tabellen-Dritte Borussia Mönchengladbach den allenfalls durchschnittlich spielenden Bayern ausgeliefert war, konnte man zum Rückrundenauftakt beobachten. Und diese Übermacht zeigt der reiche FC Bayern im DFB-Pokal ebenso wie in der Champions League. Etliche Rekorde hat der Rekordmeister in dieser Saison schon jetzt gebrochen. So viele, dass Thomas Müller, stets erfrischend frei heraus in Interviews, schon gar keine Lust mehr hat, darauf zu antworten, wie toll das denn nun wieder sei.

International sind die Erfolge der Münchner natürlich wichtig, Werbung für den deutschen Fußball machte aber vor allem die Konstellation gemeinsam mit Borussia Dortmund im Champions-League-Finale. Ein kurzes Strohfeuer - der BVB will in der Liga offiziell nur noch Zweiter werden. Wie öde! Nicht, dass Leverkusen, Mönchengladbach oder die anderen größere Ambitionen an den Tag legten. Mittlerweile muss man sich schon fragen, ob sie überhaupt noch Anschluss halten wollen. Für Fußballfans ist das alles jedoch wenig attraktiv, denn die interessiert vor allem eines: wer am Ende Meister wird. Und so offenbart der DFL-Report, was wir schon nach der Hinrunde wussten: Die absolute Bayern-Dominanz, wahrscheinlich auf Jahre hinaus. Ein Segen für die Münchner, ein Fluch für die Bundesliga.

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