Deutsche Sprache: Weimer ruft zum Gender-Verzicht auf
8. August 2025
Kulturstaatsminister Wolfram Weimer drängt alle öffentlich geförderten Institutionen in Deutschland dazu, auf die Verwendung sogenannter Gendersprache zu verzichten. "Es geht dabei um eine gemeinsame Verantwortung für die Verständlichkeit staatlich geförderter Kommunikation", sagte der parteilose Politiker der Deutschen Presse-Agentur. Er verwies in diesem Zusammenhang auf Vorgaben des Rats für deutsche Rechtschreibung.
Kürzlich hatte Weimer bereits ein Genderverbot in dienstlichen Schreiben seiner eigenen Behörde publik gemacht. "In der offiziellen Kommunikation verzichten wir auf Sonderzeichen wie Sternchen, Doppelpunkte oder Unterstriche - zugunsten von sprachlicher Klarheit, rechtlicher Eindeutigkeit und allgemeiner Verständlichkeit", erläuterte der 60-Jährige, der für die Kultur- und Medienpolitik des Bundes verantwortlich ist.
Weimer: Sprache braucht "breite Akzeptanz"
Weimer fügte hinzu: "Diese Linie empfehle ich auch jenen Institutionen, die mit öffentlichen Mitteln arbeiten - von Museen über Stiftungen bis hin zu Rundfunkanstalten. Wer im öffentlichen Auftrag spricht, sollte eine Sprache wählen, die für alle nachvollziehbar ist und breite Akzeptanz findet." Auch die Deutsche Welle (DW) liegt in Weimers Zuständigkeitsbereich. In einem Interview der "Bild"-Zeitung hatte er allerdings vor einigen Tagen auch betont, privat stehe es weiterhin jedem frei, "sich so auszudrücken, wie er oder sie es möchte".
Gendergerechte Sprache mit Sonderzeichen und Pausen beim Sprechen ist seit Jahren ein Streitthema in Deutschland. Sie soll dazu beitragen, Geschlechter-Diskriminierung zu vermeiden. In Studierenden- und Künstlerkreisen wird sie oft verwendet, in der breiten Öffentlichkeit ist sie hingegen weniger verbreitet. Vor allem viele Konservative lehnen sie vehement ab.
Ein "missionarischer Kulturkämpfer"?
Heftige Kritik an Weimers Vorstoß übte der Vorsitzende des Kulturausschusses im Deutschen Bundestag, Sven Lehmann von den oppositionellen Grünen. "Ist Herr Weimer eigentlich Kulturstaatsminister oder missionarischer Kulturkämpfer?", fragte Lehmann. "Es ist schlimm genug, dass er in seiner Behörde Sprachverbote verhängt. Dass er nun aber sogar freie Kulturinstitutionen einschränken will, geht eindeutig zu weit. Weimers Formel für seine Kulturpolitik lautet offenbar Freiheit predigen und Verbote erlassen."
Das deutsche Recht kenne mehr als ein Geschlecht und die Gesellschaft mehr als eine Art zu sprechen, fügte Lehmann hinzu. Sprache, die niemanden ausschließe, sei kein Muss, aber ein Kann, unterstrich der frühere Queer-Beauftragte der Bundesregierung.
Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) warf Weimer vor, er überschreite seine Kompetenzen. Die Redaktionen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks und der DW müssten weiterhin selbst entscheiden dürfen, ob sie in ihren Beiträgen gendern oder nicht, sagte der DJV-Bundesvorsitzende Mika Beuster. "Das geht einen Kulturstaatsminister schlicht und ergreifend nichts an."
wa/pgr (dpa, afp, kna)