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Genehmigung erteilt: Vor Brasiliens Küste wird Öl gesucht

21. Oktober 2025

Die brasilianische Regierung lässt Ölbohrungen im Mündungsbereich des Amazonas zu - unter strengen Auflagen, wie es aus Brasilia heißt. Umweltschützer sind entsetzt.

2025 Brasilien | Ein Arbeiter inspiziert Leitungen vor zwei großen Öl-Tanks
Petrobas-Anlage am Urucu-Öl-Feld im Bundesstaat AmazonasBild: Wang Tiancong/Xinhua/IMAGO

Der brasilianische Petrobras-Konzern hofft auf reiche Ölvorkommen in der Tiefsee. Die lagern vor Brasiliens Nordküste - dort, wo der Amazonas in den Atlantik strömt. Mit Erlaubnis der Regierung von Präsident Luiz Inácio Lula da Silva darf Petrobras in dem Meeresgebiet nun neue Ölfelder erschließen.

Das Unternehmen teilte am Montag mit, dass es eine Lizenz für Ölbohrungen in dem Gebiet Foz de Amazonas erhalten habe. Die brasilianische Umweltbehörde Ibama erklärte, sie habe nach einem "strengen Umweltgenehmigungsverfahren" grünes Licht für die Ölbohrungen im Amazonas-Becken gegeben.

Petrobras strebt seit fünf Jahren eine Genehmigung zur Erschließung neuer Ölfelder in der zwischen den brasilianischen Bundesstaaten Amapá und Pará liegenden Region an. Das Nachbarland Französisch-Guyana fördert in der Region jetzt schon große Mengen Öl und Gas. Petrobras beziffert das Potenzial allein vor der Küste Amapás auf 5,6 Milliarden Fass Rohöl; ein Fass entspricht 159 Litern.

Präsident Lula da SilvaBild: Evaristo Sa/AFP via Getty Images

Die Pläne zur Ausweitung der Ölförderung in Brasilien werden von Präsident Lula unterstützt. Der linksgerichtete Staatschef argumentiert, die Einnahmen aus der Ölförderung würden zur Finanzierung der Klimawende in Brasilien beitragen.

Umweltschützer wollen Klagen

Angesichts der bevorstehenden Klimakonferenz COP30, die in drei Wochen quasi unweit der Ölfelder in Belém stattfinden wird, werfen ihm Kritiker eine widersprüchliche Haltung vor. Die Organisation Climate Observatory kündigte an, gemeinsam mit anderen Aktivisten gerichtlich gegen die Entscheidung vorzugehen.

"Wie können unsere Diplomaten für die Abkehr von fossilen Brennstoffen eintreten, wenn das Land die Ausbeutung und Förderung fossiler Brennstoffe intensiviert?", sagte die frühere Ibama-Präsidentin und Climate Observatory-Koordinatorin Suely Araujo der Nachrichtenagentur AFP. Aus ihrer Sicht "sabotiert die Regierung die Führungsrolle, die sie bei der COP30 einnehmen sollte".

Die Lizenz-Erteilung öffnet Araujo zufolge auch die Tür für weitere Genehmigungen in der Region. Als damalige Ibama-Chefin hatte Araujo 2018 dem französischen Erdölriesen Total eine entsprechende Genehmigung in dem Gebiet verweigert.

Petrobras Hauptquartier in SalvadorBild: Thales Antonio/IMAGO

Petrobras kündigte nach der Lizenz-Erteilung an, unverzüglich mit der Probebohrung an einem Offshore-Standort 500 Kilometer von der Amazonas-Mündung entfernt zu beginnen. Petrobras-Präsidentin Magda Chambriard hofft nach eigenen Angaben auf "hervorragende Ergebnisse".

Vor mehr als zwei Jahren hatte die Umweltbehörde einen Antrag des Energiekonzerns auf Probebohrungen in dem Gebiet noch abgelehnt. Daraufhin nahm Petrobras Änderungen an seinem Sicherheitskonzept vor, um das Risiko von Umweltschäden zu reduzieren.

Empfindliche Naturgebiete nicht weit entfernt

Naturschützer warnen dennoch vor den Folgen der Tiefseebohrungen. "Brasilien hat gerade einen gefährlichen Schritt in die falsche Richtung angesichts der Klimakrise unternommen", heißt es in einer Stellungnahme von Greenpeace. Die Naturschutzorganisation WWF Brasilien gab an, es handele sich beim Amazonasbecken um eine der sensibelsten Regionen des Planeten, wo einzigartige Ökosysteme wie das Amazonas-Riff und mehr als 80 Prozent der brasilianischen Mangroven angesiedelt seien.

Unterwasserwelt am Amazonas-Riff (Archivbild)Bild: Greenpeace/dpa/picture alliance

Befürchtet werden auch Auswirkungen auf den Regenwald, der gut 160 Kilometer von den geplanten Bohrstellen beginnt. Indigene Gemeinschaften kritisieren, ihre Lebensraum werde Schäden nehmen.

Brasilien ist der achtgrößte Ölproduzent der Welt. Den größten Teil seines Energiebedarfs deckt das südamerikanische Land durch erneuerbare Energien, mehr als die Hälfte seines Öls wird exportiert. Die Emissionen aus der neuen Ölförderung werden zwar nicht zu Brasiliens eigenen Treibhausgasemissionen beitragen - sie werden aber dennoch weltweit freigesetzt.

AR/pgr (afp, epd, dpa, kna)