Inmitten der Tumulte im Land beschlagnahmen die Behörden die Fabrik. Daraufhin macht der US-Konzern sie kurzerhand dicht. Mehr als 2500 Angestellte verlieren ihren Job - für viele weitere ist die Zukunft ungewiss.
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Bis zu 100.000 Autos konnten in dem Werk im nördlichen Valencia jedes Jahr gebaut werden. Doch tatsächlich waren es seit 2015 genau: null. Die Bänder ruhen schon länger, weil der US-Konzern keine Teile importieren kann. Nach der Beschlagnahmung durch die Behörden in Venezuela, entschied General Motors (GM) nun, die Fabrik endgültig zu schließen.
Die dort angestellten 2678 Arbeiter verlieren ihren Job und sollen demnächst eine "Entschädigung" erhalten, sagte eine Sprecherin von GM. Weitere 3900 Menschen, die bei den 79 GM-Händlern im Land angestellt sind, wussten noch nicht, wie es für sie weitergeht.
Land im Chaos
GM ist nicht das erste amerikanische Unternehmen, das Schwierigkeiten mit der sozialistischen Regierung unter Nicólas Maduro hat. Im vergangenen Jahr ließ der Präsident das Werk von Kimberley-Clark besetzen, nachdem dort die Produktion von Hygieneartikeln gestoppt worden war. Auch Coca-Cola, Kraft Heinz und das Chemieunternehmen Clorox waren betroffen.
Venezuela steckt zurzeit in einer tiefen wirtschaftlichen und politischen Krise. Die Bevölkerung leidet unter chronischer Nahrungsknappheit und einer dreistelligen Inflationsrate. Zudem protestiert die Opposition seit Wochen gegen Maduro und fordert dessen Amtsenthebung, wobei bislang mindestens acht Menschen starben.
Venezuela: Land im Dauerkonflikt
Seit Wochen gehen hunderttausende Venezolaner gegen ihren Präsidenten auf die Straße. Der bisher traurige Höhepunkt: drei Tote und hunderte Festnahmen. Trotzdem will die Opposition weiterkämpfen.
Bild: picture alliance/dpa/AP Photo/A. Cubillos
Regierungsgegner mit langem Atem
"Nie wieder Diktatur", fordern die Demonstranten seit der Entmachtung des von der Opposition dominierten Parlaments Ende März auf den Straßen des Landes. Auch nach dem bisher größten Protest am Mittwoch soll es weiter gehen. "Heute waren wir Millionen und morgen müssen noch mehr Menschen hinausgehen", sagte Oppositionsführer Capriles.
Bild: Reuters/C.G. Rawlins
Schlechte Aussichten
Tränengaswolken sind über der Hauptstadt Caracas mittlerweile ein gewohnter Anblick. So versucht die Polizei gegen die Oppositionellen vorzugehen. Allein im April sind bereits neun Menschen bei den Demonstrationen gestorben - darunter ein 13-jähriger Junge, ein 17-jähriger Student und ein Polizist.
Bild: Reuters/C. G. Rawlins
Sicherheit in der Kanalisation
Diese beiden Regierungsgegner sind nach Ausschreitungen mit der Polizei in einen Tunnel geflüchtet. Dass sich die Situation in den kommenden Tagen und Wochen wieder beruhigt, ist unwahrscheinlich. So kündigte Staatschef Maduro bereits an, dass er 500.000 Mitglieder der regierungstreuen Milizen bewaffnen will.
Bild: Getty Images/AFP/L. Alvarez
Gewehre für 500.000 Milizen
"Venezuela will keine Gewehre, sondern Nahrung und Medikamente", war die Antwort des Oppositionsführers Henrique Capriles (Mitte) auf die Ankündigung von Präsident Maduro. Auf dem Foto versucht Capriles wieder zu Atem zu kommen, nachdem er bei einer Demonstration Tränengas eingeatmet hatte.
Bild: Reuters/M. Bello
Ein gewohnter Anblick: Leere Regale
Nahrungsmittel sind in Venezuela seit Jahren Mangelware. Es fehlt auch an vielen anderen Produkten. Diese Bäckerei wurde in der Nacht der Mittwoch-Proteste geplündert. Auch bei Normalbetrieb sind die Regale in Bäckereien und Supermärkten meist leer und die Schlangen vor Nahrungsmittelausgabestellen sehr lang.
Bild: Reuters/C. Veron
Maduro: Regierungsgegner sind Terroristen
Dass angesichts einer solchen schon seit Jahren anhaltenden Situation zahlreiche Menschen sauer sind, überrascht nicht. Doch der Präsident des ölreichsten Landes der Welt sieht sich nicht in der Verantwortung für die Lage. Das Land sei Opfer einer von den USA geführten "Konspiration", die Demonstranten bezeichnet er als "Terroristen".
Bild: picture alliance/dpa/AP Photo/F. Liano
Freunde der bolivarischen Revolution
Während die vermeintlichen Terroristen von der Polizei in Schach gehalten werden, können Maduros Anhänger unbehelligt protestieren. Die Menschenmenge in rot steht nach wie vor hinter dem Präsidenten und dem von Hugo Chavez begründeten "Sozialismus des 21. Jahrhunderts".
Bild: Getty Images/AFP/F. Parra
An der Schwelle zum Bürgerkrieg?
Eine Regierungsgegnerin stellt sich einem gepanzerten Fahrzeug entgegen. Präsident Maduro hat die bedingungslose Loyalität der Armee. Das hatte der Verteidigungsminister dem Präsidenten schon vor den letzten Ausschreitungen versichert. Eine Ende der Eskalation ist nicht in Sicht. Experten warnen gar vor einem Bürgerkrieg.