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Politik

Generalstreik legt Katalonien lahm

18. Oktober 2019

Geschlossene Läden, gestrichene Flüge: Wegen des Generalstreiks ist das öffentliche Leben in Katalonien weitgehend zum Stillstand gekommen. Hunderte Demonstranten blockieren die wichtigste Sehenswürdigkeit Barcelonas.

Spanien Katalonien Protest
Hunderte Demonstranten sperren zeitweise die Zugänge zur Sagrada Familia in BarcelonaBild: Picture-alliance/AP/B. Armanque

Die Proteste der katalanischen Unabhängigkeitsbewegung gegen die Haftstrafen für neun Separatistenführer haben am Freitag auch die Sagrada Familia erreicht, eines der Wahrzeichen Barcelonas. Hunderte Demonstranten blockierten im Rahmen eines in der gesamten Region ausgerufenen Generalstreiks zeitweise die Zugänge zu dem weltberühmten Gotteshaus. Später schloss die bis heute unvollendete Basilika des Architekten Antoni Gaudí (1852-1926) komplett ihre Pforten, "um die Sicherheit von Besuchern, Arbeitern und Belegschaft zu garantieren", wie es auf dem Twitter-Account der Sagrada Familia hieß.

"Picknick für die Republik", lautete das Motto der Aktion, bei der die Teilnehmer lautstark Gesänge anstimmten, in denen sie die Freilassung der Separatistenführer aus der Haft forderten, und die Flagge der katalanischen Unabhängigkeitsbewegung schwenkten.

Demonstranten am Sant-Jaume-Platz in BarcelonaBild: Reuters/J. Nazca

Dutzende Flüge storniert

Aus Protest gegen die Haftstrafen für neun Separatistenführer findet in Katalonien ein Generalstreik statt. Am Flughafen von Barcelona wurden mehrere Dutzend Flüge gestrichen; betroffen sind vor allem die Gesellschaften Iberia und Vueling.

Viele Passagiere seien vorsorglich fünf bis sechs Stunden vor ihrem Flug zum Airport El Prat gekommen, berichtet das spanische Fernsehen. Auch Hafenarbeiter und Angestellte der VW-Tochter Seat legten die Arbeit nieder, die große katalanische Supermarktkette Bonpreu blieb ebenfalls geschlossen.

"Märsche für die Freiheit"

Der Zugverkehr verlief zunächst normal, allerdings wurden die Sicherheitskräfte, etwa am Hauptbahnhof von Barcelona, verstärkt. Demonstranten blockierten mehrere Straßen der Region. Für diesen Freitag wird mit vielen weiteren Protestaktionen gerechnet.

Unterwegs nach Barcelona: Unterstützer einer Abspaltung Kataloniens von Spanien in Sant Vicenc dels HortsBild: Getty Images/AFP/P. Barrena

Nach Schätzungen spanischer Fernsehsender gingen im Zentrum von Barcelona am Freitag Hunderttausende auf die Straßen. Bei einer Großkundgebung sollten fünf "Märsche für die Freiheit" zusammentreffen - Teilnehmer hatten sich vor einigen Tagen in Massen aus verschiedenen Teilen der Region in Richtung ihrer Hauptstadt aufgemacht.

Viele Straßen blockiert

Auch der Zugverkehr war teilweise beeinträchtigt, Dutzende Straßen wurden von Demonstranten blockiert. Hafenarbeiter und Angestellte der VW-Tochter Seat legten die Arbeit ebenso nieder wie die Belegschaft der katalanischen Supermarktkette Bonpreu. Auch zahlreiche Hörsäle an den Unis und viele Klassenzimmer blieben leer.

In Teilen des Zentrums von Barcelona wirkten Straßen teilweise wie ausgestorben. Geschäfte waren geschlossen, kaum ein Auto war unterwegs. "So habe ich das an einem Wochentag hier noch nie gesehen", sagte ein Hausmeister im zentralen Viertel Eixample. Auf dem berühmten Boulevard La Rambla und auf den Plätzen im Herzen der Stadt waren hingegen zahlreiche Abspaltungsbefürworter mit Estelada-Flaggen unterwegs - die Estelada ist ein Symbol der katalanischen Unabhängigkeitsbewegung.

Wegen der anhaltenden Proteste verschob die spanische Fußball-Liga das Spitzenspiel zwischen dem FC Barcelona und Real Madrid, das eigentlich am 26. Oktober stattfinden sollte. Als neuen Termin für das sogenannte "Clásico" habe der Verband (RFEF) beiden Clubs den 18. Dezember vorgeschlagen, heißt es in Medienberichten.

Puigdemont freiwillig erschienen

Das Büro des früheren katalanischen Regionalpräsidenten Carles Puigdemont teilte unterdessen mit, der führende Repräsentant der Separatisten sei freiwillig vor den belgischen Behörden erschienen. Allerdings wehre er sich weiterhin gegen eine Auslieferung nach Spanien. Puigdemont war 2017 nach Belgien geflohen und stand bisher nicht vor Gericht. Die spanische Justiz hatte am Montag einen internationalen Haftbefehl gegen ihn reaktiviert.

Reaktivierter Haftbefehl: Carles Puigdemont am Montag in BrüsselBild: AFP/K. Tribouillard

Das Oberste Gericht in Madrid hatte ebenfalls am Montag neun andere Separatistenführer wegen ihrer Rolle bei dem illegalen Abspaltungsreferendum vom Oktober 2017 zu Haftstrafen bis zu 13 Jahren verurteilt. Danach waren die Proteste gegen die spanische Zentralregierung wieder aufgeflammt. Neben friedlichen Demonstrationen gab es mehrfach gewaltsame Ausschreitungen.

jj/as/kle (dpa, rtr)

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