Generationen ohne Bildung
23. November 2001Die kommunistische Regierung in Kabul betrieb in den 80er Jahren zwar Schulen, diese wurden von den meisten Menschen allerdings boykottiert. Sie weigerten sich, die Bildungseinrichtungen der "Ungläubigen" zu besuchen. Stattdessen nahmen sie an illegalen Kursen der antisowjetischen Mudschahedin teil. In diesen Kursen wurde aber kein klassisches Wissen vermittelt. Es ging viel mehr darum, die Afghanen mit Hilfe eines oberflächlichen Islam- und Koranunterrichts gegen die kommunistische Führung im Land aufzustacheln. Während der Besatzungszeit flohen mehr als zwei Millionen Afghanen nach Iran und ebenso viele nach Pakistan. Zumindest in Iran durften die Kinder nicht die Schulbank drücken, weil sie als illegal galten.
Die Situation heute
Viele Mütter fürchten, dass ihre Kinder Hilfsarbeiter oder Schmuggler werden, wie so viele ihrer Landsleute. Um dieser Misere ein Ende zu bereiten, haben einige iranische und afghanische Frauen begonnen, im Iran Grundschulen aufzubauen, in denen ihre Kinder wenigstens Lesen und Schreiben lernen. Eine dieser Schulen liegt in einem Vorort von Teheran. Sie hat zwei Klassenzimmer in die sich 350 Schüler quetschen müssen.
"Der Mangel an Bildung ist das Hauptproblem in Afghanistan. Mit nur einem Minimum an kulturellem Hintergrund wäre das Land niemals in die derzeitige Misere geraten", meint einer der Lehrer, Hassan Khan. Er sieht die unzureichende Bildung auch als größtes Hindernis für den Wiederaufbau des Staates und als Grund für dessen Abhängigkeit vom Ausland.
Viele afghanische Flüchtlinge in Iran setzen große Hoffnung darauf, dass die Hilfe des Westens ihren Kindern wenigstens ein Stück Normalität zurückbringt. "Wenn die Welt die afghanischen Kinder vergisst, wird das Afghanistan von morgen nicht besser aussehen als das von gestern. Und sie sehen heute, wozu das führen kann".