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Politik

Generationswechsel bei den Bischöfen

3. März 2020

Georg Bätzing ist der neue Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz. Ein schneller Aufstieg: Bischof ist er erst seit dreieinhalb Jahren.

Bischof Georg Bätzing, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz
Bild: DW/C. Strack

"Ich bin kein zweiter Reinhard Marx. Ich bin der Georg Bätzing." Zwei knappe Sätze machen deutlich, dass der neue Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, medial weit weniger bekannt als sein Vorgänger, das Amt selbstbewusst angeht.

Die Vollversammlung der deutschen Bischöfe wählte den 58-jährigen Bischof von Limburg im dritten Wahlgang zu ihrem neuen Frontmann. Nie zuvor kam der Vorsitzende der Konferenz aus einer vergleichbar kleinen Diözese. Damit mag die Wahl überraschen, aber eine Sensation ist sie nicht.

Denn nach Informationen der Deutschen Welle hatten sich die Bischöfe des südwestdeutschen Raums im Vorfeld - auch wenn es offiziell gar keine Kandidaten gab - auf die Unterstützung für Bätzing verständigt. Er selber sagte nach der Wahl vor Journalisten, er habe nicht mit seiner Wahl gerechnet und die Abstimmungen als geistlichen Prozess empfunden.

Bätzing wählt anderen Stil

Der neue Vorsitzende ist acht Jahre jünger als sein Vorgänger, Kardinal Marx. Ein wenig ist das tatsächlich ein Generationswechsel. Aber vor allem wurde Bätzing auch gewählt, weil er für einen anderen Führungsstil steht und jeden Dialog sucht. Das Miteinander in der Konferenz, sagte er selbst, sei "nicht immer einmütig". Es sei ja kein Wunder, wenn sich das Auseinanderklaffen, das sich in der Bevölkerung zeige, auch im Kreis der Bischöfe widerspiegele.

Kardinal Reinhard Marx mit Georg Bätzing im Frankfurter DomBild: picture-alliance/dpa/A. Arnold

Als erstes Thema, das ihm wichtig sei, nannte er die Aufarbeitung des Missbrauchs - einer "zentralen Herausforderung für die Kirche in Deutschland" - und die Frage der Entschädigung für Opfer. Dann kam er auf den Synodalen Weg zu sprechen, den Dialogprozess der deutschen Katholiken, und den Ökumenischen Kirchentag 2021 in Frankfurt am Main, in seinem Bistum.

Bätzing ist einer der engagiertesten Bischöfe beim Synodalen Weg, der einfach zeige, dass es "Veränderungsbedarf" gebe, und fungiert dort als Co-Moderator des Forums zur Sexualmoral. Vor einem Jahr sprach sich Bätzing übrigens dafür aus, die Verpflichtung zum Zölibat für Kleriker abzuschaffen. Nun wurde er trotzdem gewählt. Oder deswegen.

"Da bin ich. Da habt Ihr mich!"

Zwei andere kurze Sätze von Bätzing, "Da bin ich. Da habt Ihr mich", sagte er bei seiner Bischofsweihe im Herbst 2016 der versammelten Gemeinde und seinem Bistum. Da warb er für gute Ideen, wachsame Kritik und Veränderungsbereitschaft.

Georg Bätzing am 18.9.2016 bei seiner Amtseinführung zum neuen Bischof von LimburgBild: picture-alliance/dpa/T. Wagner

Bätzing ist seit knapp dreieinhalb Jahren Bischof von Limburg. Es ist eine Diözese im Westen Deutschlands zwischen Stadt und Land, mit zum Teil krassen Gegensätzen. Hier einfache, von Landflucht geprägte Dörfer im Westerwald, da die Bankentürme der Wirtschaftsmetropole Frankfurt.

Hier der Bischofssitz Limburg mit dem malerisch gelegenen Dom hoch über der Lahn, da der Bartholomäus-Dom unweit des Frankfurter Römer, die größte Kirche des Bistums, die doch in der Silhouette der Stadt fast verschwindet.

National und international bekannt wurde das Bistum vor allem durch den umstrittenen Bau einer spektakulären Bischofsresidenz, über den Vorgänger Franz-Peter Tebartz-van Elst - in Medien und Volksmund damals der "Bling-Bling-Bischof" - stürzte und vom Papst nach Rom geholt wurde. Bätzing wirkt wie ein Gegenmodell zum Vorgänger. 

Bischöflicher Wahlspruch "Führe zusammen"

Wie Bätzing das Bistum aus dem Tal von bischöflich geschürter Krise und Wut herausholte und als Seelsorger zusammenführte, das nötigt anderen Bischöfen Respekt ab. Sein bischöflicher Wahlspruch "Führe zusammen", entlehnt einem alten Trierer Pilgergebet, prägt sein Wirken. Er könnte ihm auch als Vorsitzender eine hilfreiche Maxime sein.

Und gewiss ist es auch hilfreich, dass das Sekretariat der Bischofskonferenz in der Bonner Südstadt von Limburg aus recht rasch zu erreichen ist. Als Bistum gehört Limburg zur "Kirchenprovinz" Köln. So weihte im September 2016 der Kölner Erzbischof, Kardinal Rainer Maria Woelki, in Limburg Bätzing zum Bischof. Zwischen den Kardinälen aus Köln und München, Woelki und Marx, wird der neue Vorsitzende künftig moderieren und einen Mittelweg finden müssen.

Rainer Maria Woelki, Erzbischof von KölnBild: picture-alliance/SvenSimon/F. Waelischmiller

Die beiden waren zuletzt geradezu persönliche Gegenspieler im deutschen Katholizismus. Ihr Spannungsverhältnis prägte die vergangenen Jahre. Dabei kennt Bätzing Marx sicher besser, der von 2002 bis 2007 Bischof von Trier war und seinen jetzigen Nachfolger damals schätzen lernte.

Verweilen am Grab von Kardinal Lehmann

Die Vollversammlung der Bischöfe begann wie üblich mit einer Viertelstunde, in der Bischöfe sich im Tagungsraum mehr oder weniger herzlich begrüßen, Kamerateams Bilder sammeln können, Journalisten und Journalistinnen noch Eindrücke oder kurze Zitate aufschnappen. Der Raum füllte sich schon, da ging einer der Oberhirten noch in den Mainzer Dom, wählte den Weg zur Krypta, dem Raum unter dem Hauptaltar, und stieg die Stufen hinab.

Hier finden sich die Gräber der Mainzer Bischöfe. Georg Bätzing verweilte dort. Am Grab von Kardinal Karl Lehmann, der von Herbst 1987 - da war Bätzing gerade einige Monate Priester - bis 2008 Vorsitzender war. Kaum 24 Stunden später reiht sich Bätzing in die Schar seiner Nachfolger ein.