Friedrich Wilhelm Zachow
11. November 2013Selbst den Anwohnern der Zachowstraße in Halle an der Saale war der Namensgeber ihrer Straße lange ein Rätsel. Das änderte sich, als ein kleines Zusatzschild 2009 unter ihrem Straßennamen montiert wurde: Komponist, Organist und Lehrer Händels.
Gute Schule
Am 13.11.1663 in Leipzig geboren, war Friedrich Wilhelm Zachow von Instrumenten umgeben. Er wuchs in einer Musikerfamilie auf, die schon bald in das mitteldeutsche Städtchen Eilenburg an der Mulde zog. Der Vater hatte dort das Amt des Stadtpfeifers angenommen. Seit dem 14. Jahrhundert spielten Stadtpfeifer immer zur vollen Stunde Signale, auch mal Choräle oder ruhige Stücke. Immer öfter wurden die von der Stadt angestellten Stadtpfeifer zu festlichen Anlässen, als Begleitung der Kirchenmusik oder für Konzerte und Opern gebucht. Auch der junge Friedrich Wilhelm wurde von seinem Vater fünf Jahre lang zum Stadtpfeifer ausgebildet und lernte dadurch verschiedene Instrumente kennen. Die Orgel faszinierte ihn am meisten, war der Beginn einer lebenslangen Leidenschaft.
Großes Vorbild
Schon früh startete Friedrich Wilhelm Zachows steile Musikkarriere. Bereits mit 20 Jahren wurde er Organist der Marienkirche in Halle. Außerdem leitete er den Stadtchor und die Stadtmusikanten. Im Komponieren zahlreicher Kantaten ging Zachow auf. Seine mehrstimmige Chor- und Orgelmusik klingt dramatisch und ausdrucksstark. Und sie sollte nicht nur Platz in Kirchen finden, erklärt der deutsche Kirchenmusiker Hermann Max: "Meiner Meinung nach ist das qualitativ hochwertige Musik. Sie sollte nicht nur bei religiösen Anlässen sondern dauerhaft aufgeführt werden."
Vom Hochmittelalter bis zur Romantik war Mitteldeutschland die Region mit der vielfältigsten Musikkultur – in den Städten und sogar auf dem Land. Nirgendwo gab es mehr namhafte Musiker und bedeutendere Komponisten: Zachows aussagekräftige Kirchenmusik - Kantaten, Oratorien und sogar ganze Messen - ließ ihn zu einem der renommiertesten Barockmusiker dieser mitteldeutschen Musiktradition werden. Seine Choralfugen zeichneten ihn bereits als Vorläufer von Johann Sebastian Bach aus.
Einflussreicher Lehrer
Zachows Ruhm machte ihn nicht nur reich, sondern machte ihn auch zum musikalischen Vorbild vieler junger Musiker. Als Lehrer wollte er sein Wissen weitergeben. Und auch da war er äußerst erfolgreich. Die im Barock sehr bekannten Organisten Gottfried Kirchhoff und Johann Gotthilf Ziegler zählten zu seinen vielen Schülern.
Sein berühmtester Schüler aber hieß Georg Friedrich Händel. Von Zachow lernte der junge Musiker Orgelspielen, Violine und Oboe. Zachows Schule der Kirchenmusik bildete den Grundstock für Händels Kompositionshandwerk. Durch Zachows guten Unterricht erlangte der erst 17-jährige Händel seine erste Stelle als Organist im Dom zu Halle. Ohne ihn wäre Händel vermutlich nie der große europäische Meister geworden.
Zachows musikalischer Einfluss – vor allem Wortwiederholungen und Wortmalerei - lässt sich im Werk "Dixit Dominus" des 21-jährigen Händel wiederfinden. Kirchenmusiker Hermann Max schwärmte bei den Händel-Festspielen in Halle: "Es war typisch für die Musik am Ende des 17. Jahrhunderts, dass man sich beim Komponieren und Musizieren so ausdrückte, als würde man Sätze sprechen. Meiner Meinung nach ist das wunderbar rhetorische Musik und ich versuche sie so rüberzubringen."
Langlebige Tradition
Zeitlebens fühlte Händel sich seinem ersten Lehrer privat und musikalisch verbunden. Nach Zachows Tod im Jahre 1712 kümmerte Händel sich finanziell um dessen Witwe und deren fünf Kinder.
Die Bewohner der Zachowstraße in Halle sind stolz. Man hatte dem Komponisten Friedrich Wilhelm Zachow nur ein kleines Erklärungsschild unter dem Straßennamen gespendet. Inzwischen erkennt man, dass sein Einfluss weit über die eigene Zeit reicht und zu großartiger Musik geführt hat. Zachows Musik – das sind Klänge für die Ewigkeit.