Georg-Büchner-Preis für Rainald Goetz
8. Juli 2015Ausgezeichnet wird Rainald Goetz für seine intensive literarische Beobachtung des Zeitgeschehens, so die Begründung der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt. Seit 30 Jahren beschreibe er mit seinen literarischen Mitteln die Gegenwart: "Er hat sie gefeiert und verdammt - und immer wieder auch mit den Mitteln der Theorie analysiert", befand die Jury. Dabei habe Goetz als vielseitiger Autor neben dem traditionellen Bücherschreiben auch neue Formen und Medien erprobt. Neben seinen Erzählungen, Romanen und Dramen schreibt Goetz literarische Blogs, unter anderem für die amerikanische Zeitschrift "Vanity Fair" und verfasst Text-Bild-Collagen. Seine Sprache zeichne sich, so die Jury, durch "eine Balance von leidenschaftlicher Expressivität, beobachtender Kühle und satirischer Deutlichkeit" aus.
Schreiben am Puls der Zeit
Rainald Goetz hat von Anfang an mehrgleisig gearbeitet. Nach einem Doppelstudium der Geschichte und der Medizin, beides mit einer Promotion abgeschlossen, entschied er sich nach kurzer Berufszeit als Arzt dazu, Schriftsteller zu werden. In seiner Anfangszeit machte sich Goetz vor allem mit Erzählungen und als Dramatiker einen Namen. Beim Klagenfurter Lese-Wettbewerb um den Ingeborg-Bachmann-Preis 1993 ritzte er sich vor laufender Kamera die Stirn blutig – und kam auf Anhieb in die internationalen Schlagzeilen. Sein nachfolgender erster Roman "Irre", eine Erzählung aus der Welt der Psychiatrie, erschien im gleichen Jahr.
Mit dem Internet-Tagebuch "Abfall" verfasste er 1998 den ersten literarischen Blog in Deutschland, eine neue Form der "literarischen Intervention", wie Goetz das selber nennt. Im Jahr darauf erschienen die Texte auch in Buchform. Mit Geschichten über den amerikanischen Künstler "Jeff Koons", über Raver und andere Gegenwartsphänomene machte er sich auch international einen Namen. Zu seinen bekannten Werken gehören das Buch "Loslabern", sein Fotoband "elfter september 2010" und sein jüngster Roman "Johann Holtrop", der von dem Aufstieg und Fall eines Topmanagers erzählt.
Mehrfach ausgezeichneter Schriftsteller
Der Georg-Büchner-Preis ist nach dem deutschen Dramatiker, Naturwissenschaftler, Mediziner und Revolutionär Georg Büchner (1813 - 1837)benannt und mit 50.000 Euro einer der höchstdotierten Literaturpreise. Seit 1951 werden mit diesem Preis herausragende Schriftsteller und Schriftstellerinnen ausgezeichnet, unter anderem Felicitas Hoppe, F.C. Delius, Wilhelm Genazino und Elfriede Jelinek. Auch in diesem Jahr wird er wieder auf der alljährlichen Herbsttagung der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung am 31. Oktober in Georg Büchners Heimatstadt Darmstadt verliehen.
hm/suc (epd/dpa)