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Musik

George Harrison: "Der stille Beatle" wäre 80

24. Februar 2023

Er machte die Beatles mit Gurus bekannt und brachte indische Klänge in die Songs der Band. Spiritualität war ihm sein Leben lang wichtiger als materielle Dinge. Wir erinnern an den Gitarristen George Harrison.

George Harrison spielt Gitarre
Stilles Genie zwischen Lennon und McCartney: Beatles-Gitarrist George HarrisonBild: Getty Images

Er grübelte gern, galt als introvertiert und stand während seiner Zeit bei den Beatles immer im Schatten der Alphatiere John Lennon und Paul McCartney. Zu Unrecht, denn George Harrison schaffte es mit seiner ganz speziellen Slide-Gitarren-Technik nicht nur auf Platz elf der 100 besten Gitarristen aller Zeiten, wie das Musikmagazin "Rolling Stone" befand, er war auch ein musikalischer Wegbereiter: Sein wahres Erbe sei "die Verbindung ritueller indischer Musik mit weltlicher westlicher Popmusik im Sinne einer globalen Musik ohne ethnische oder religiöse Grenzen", sagte der Kurator des Gronauer rock'n'popmuseums, Thomas Mania, 2018 gegenüber der DW.

George Harrison (ganz rechts) war das jüngste Mitglied der BeatlesBild: TT/IMAGO

Von den Quarrymen zum Hinduismus

George Harrison erblickte am 25. Februar 1943 das Licht der Welt. Schon als kleiner Junge im Liverpool der Nachkriegsära hatte er eine Leidenschaft: Gitarrenmusik. Als sein Schulfreund Paul McCartney ihn 1958 zu den Beatles, die damals noch "The Quarrymen" hießen, holte, war er mit 14 der Jüngste im Bunde. Nur vier Jahre später eroberte die Band erst Hamburg, 1964 dann New York.

1965 veränderte eine Begegnung mit dem indischen Musiker Ravi Shankar Harrisons Leben. Der Sitar-Virtuose zeigte ihm, wie das damals in Europa weitgehend unbekannte Instrument gehandhabt wird. Harrison setzte es bei mehreren Beatles-Liedern ein, darunter "Norwegian Wood" oder "Within You Without You" und trat damit eine Lawine des Psychedelic Rock los, der sich auch zahlreiche andere Bands anschlossen. 

R​​avi Shankar (r.) brachte George Harrison das Sitar-Spiel bei Bild: Les Lee/Hulton Archive/Getty Images

Auf Harrisons Initiative hin ließen sich die Beatles bei dem indischen Guru Maharishi Mahesh Yogi in Meditation unterweisen. Die Beatles kamen nicht allein: Ein Tross von 800 Journalisten aus aller Welt folgte ihnen und erlebte Musiker, die in kunterbunten Gewändern durch Klostergärten hopsten und sich gegenseitig mit Farbe beschmierten. Die meisten Songs ihres Doppelalbums "The Beatles", wegen seines schlichten Covers auch als "The White Album" bekannt, wurden von diesen Erfahrungen inspiriert.

Anhänger der Hare Krishna-Bewegung

Für seine Bandkollegen blieb der Ausflug nach Indien eine Episode, doch George Harrison konvertierte zum Hinduismus. Zwar wandte er sich bald von seinem Guru ab, weil der angeblich enthaltsame Mönch offenbar mit mehreren jungen Frauen sexuelle Beziehungen unterhielt und außerdem fleißig Geld von seinen Anhängern scheffelte, doch dafür entdeckte er die Hare-Krishna-Bewegung für sich. Er schenkte ihr 1973 sogar ein großes Landgut bei London; das "Bhaktivedanta Manor" wurde zu einem der größten Krishna-Tempel der westlichen Welt.

Die Beatles, Sängerkollege Donovan und Schauspielerin Mia Farrow 1968 beim Gruppenbild mit GuruBild: Keystone Features/Hulton Archive/Getty Images

Nach der Trennung der Beatles war Harrison zunächst der erfolgreichste der vier ehemaligen Pilzköpfe. Sein Soloalbum "All Things Must Pass" und die ausgekoppelte Single "My Sweet Lord" stürmten 1970 weltweit die Charts, 1972 folgte "Living in the Material World", das seine religiösen und philosophischen Ansichten widerspiegelt. Geld war George Harrison nie wichtig. Bereits in jungen Jahren hätten die Beatles zwar viele materielle Dinge besessen, für die andere Menschen ein ganzes Leben bräuchten, wird Harrison in dem nach seiner Platte benannten gleichnamigen Buch und Film später zitiert, aber ihnen habe etwas gefehlt: "Etwas, was Religion den Menschen geben möchte". 

"Nichts davon bin wirklich ich"

Harrisons Karriere war ein ständiges Auf und Ab. Nicht selten beschwerte er sich darüber, dass sein Publikum von ihm oft nur Beatles-Lieder hören wolle, doch er ging weiter seinen eigenen Weg. So organisierte er ein Wohltätigkeitskonzert für Bangladesch und bildete von 1988 bis 1990 zusammen mit Bob Dylan, Jeff Lynne, Tom Petty und Roy Orbison die Supergroup "Traveling Wilburys". Nebenher engagierte er sich auch als Filmproduzent: Ohne sein finanzielle Unterstützung wäre der Monty-Python Klassiker "Das Leben des Brian" nie in die Kinos gekommen. 

Und doch sagte er später einmal: "Ich spiele ein bisschen Gitarre, schreibe Lieder, mache ein paar Filme, aber nichts davon bin wirklich ich." Bedeutung hatte für ihn in seinen letzten Lebensjahren nur noch das spirituelle Leben. Harrison starb am 29. November 2001 mit 58 Jahren in Los Angeles an Lungenkrebs. 

Dies ist die aktualisierte Fassung eines Artikels zum 75. Geburtstag George Harrisons 2018.

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