Georgia Stanway: Bayern Münchens Schlüssel zum Erfolg
Kalika Mehta
1. Mai 2024
Die englische Nationalspielerin Georgia Stanway kann mit Bayern München Vereinsgeschichte schreiben. Im Gespräch mit DW gibt die 25-Jährige zu, dass es trotz einer erfolgreichen Saison auch schwierige Zeiten gab.
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Die Frauen des FC Bayern München könnten in dieser Saison erstmals in der Vereinsgeschichte zwei Titel holen. Die Deutsche Meisterschaft in der Fußball-Bundesliga der Frauen und den Gewinn des DFB-Pokals haben die Münchenerinnen dabei im Fokus. "Wir wollen auf keinen Fall den 'Wolfsburger Pokal', wie ihn manche Leute nennen, gewinnen", erklärt Mittelfeldspielerin Georgia Stanway im DW-Interview. "Wir wollen den Pokal gewinnen und dann können wir ihn dieses Jahr vielleicht anders nennen."
Die 25-Jährige macht sich keine Sorgen, denn die englische Nationalspielerin hat mit guten Leistungen dazu beigetragen, dass Bayern München in diesem Jahr die Chance auf das 'Double" hat. Damit würden Stanway und ihre Teamkolleginnen auch die Dauersiegerinnen aus Wolfsburg ablösen, die den DFB-Pokal in den vergangenen neun Jahren gewinnen konnte. vor der historischen Chance steht.
"Immer wenn wir gegen Wolfsburg spielen, wissen wir nicht was uns erwartet", sagt Stanway. "Diese Spiele werden hart umkämpft sein und eine hohe Qualität haben. Der Druck ist groß, aber als Team sind wir in einer wirklich guten Verfassung."
Der WM-Kater ist längst verflogen
Seit der Niederlage Englands im Finale der Fußball-Weltmeisterschaft gegen Spanien im vergangenen Sommer hatte Stanway kaum Zeit sich zu erholen. Der Wunsch der Mittelfeldspielerin sich bei den Münchnerinnen durchzusetzen ließ sie nicht los.
"Nach der WM ging es mir gut. Ich wollte einfach weitermachen und habe gehofft, dass die Zeit mir helfen würde", sagt sie. "Im Dezember hat es mich aber dann erwischt. Mein Körper und mein Geist waren nicht in Ordnung. Ich war die ganze Zeit müde und habe noch nie in meinem Leben so viel geschlafen. Zudem waren meine Leistungen auf dem Platz nicht auf dem Niveau, das ich haben wollte."
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Stanway braucht eine Pause
"Die Gründe für meine schlechte Verfassung lagen also auf der Hand. Ich musste nach Hause gehen und meine Familie sehen", berichtet Stanway der DW. Die Mittelfeldspielerin wies dabei auf den Einsatz ihres Cheftrainers Alexander Straus hin, der sie wieder in die Spur brachte und ihr Spiel insgesamt verbesserte.
"Ich habe noch nie einen Trainer gehabt, der so zugänglich ist", erklärt sie. "Er kümmert sich um alles, was in deinem Leben passiert, und er kümmert sich um alles, was im Fußball passiert. Denn er weiß, dass alles einen beeinflussen kann."
Künstlerin auf und neben dem Spielfeld
Nachdem Stanway in ihrer Heimat wieder Kraft getankt hatte, suchte sie sich neben dem Fußball noch eine andere Tätigkeit und begann als Tätowiererin zu arbeiten. Nach einem Besuch in einem Tätowierstudio, entwickelte Stanway eine Verbindung zu den Künstlern und stellte fest, dass dies auch eine therapeutische Funktion für sie haben könnte.
"Das ist meine Art, allem zu entfliehen", sagt die 25-Jährige. "Ich finde einfach etwas Frieden und Ruhe dabei und die Belohnung danach ist etwas Besonderes." Es sei sehr nervenaufreibend, so Stanway, und man müsse ruhig bleiben. "Am Ende ist man voller Adrenalin, weil man gerade jemanden wirklich glücklich gemacht hat."
Zurück zur Topform - und zum 'Double'?
Stanway hat sich rechtzeitig wieder in Topform gebracht und zählt zu den beliebtesten Spielerinnen beim FC Bayern. Denn ihr Trikot wurde am öftesten verkauft, als der Verein Anfang des Jahres ein spezielles Trikot für Frauen herausbrachte.
Und es ist auch kein Zufall, dass die überzeugendsten Leistungen der Bayern mit Stanways Rückkehr zu alter Form zusammenfallen. Vier Tore in ihren letzten vier Einsätzen in allen Wettbewerben haben ihre Offensivqualitäten noch einmal unterstrichen. Aber ihr Einfluss geht weit über ihre Torjägerleistung hinaus. Denn mit ihren Leistungen auf uns neben dem Platz hat sie dafür gesorgt, dass die Bayern nur noch zwei Siege vom ersten 'Double' der Vereinsgeschichte entfernt sind.
Die Top-Torjägerinnen der Bundesliga
Tore sind das Wichtigste im Fußball. Die Bundesliga hat viele große Torjägerinnen erlebt - mit Alexandra Popp vom VfL Wolfsburg ist eine der erfolgreichsten zehn Bundesliga-Stürmerinnen noch aktiv.
Bild: Swen Pförtner/dpa/picture alliance
Shelley Thompson - 136 Tore
Die Stürmerin, deren Vater aus Simbabwe kommt und deren Mutter Südafrikanerin ist, wächst in Deutschland auf und spielt für deutsche Juniorinnen-Nationalteams. In ihrer Bundesliga-Karriere (2000 - 2013) wechselt sie häufiger den Verein: Sie steht bei Essen, Duisburg, dem HSV, Wolfsburg, Leverkusen und Bad Neuenahr unter Vertrag. 2005 wird sie für Wolfsburg Bundesliga-Torschützenkönigin.
Bild: Peter Steffen/picture-alliance/dpa
Celia Sasic - 138 Tore
Die in Bonn geborene Tochter eines Kameruners und einer Französin, geht bis zu ihrer Hochzeit im Jahr 2013 unter dem Namen Celia Okoyino da Mbabi auf Torejagd. Von 2002 bis 2013 spielt sie beim SC Bad Neuenahr. Zum Abschluss ihrer Karriere trägt Sasic zwei Saisons lang das Trikot des 1. FFC Frankfurt, wo sie zweimal Torschützenkönigin der Bundesliga wird.
Bild: bild pressehaus/picture alliance
Petra Wimbersky - 142 Tore
Die Weltmeisterin von 2007 beginnt ihre Bundesliga-Laufbahn in ihrer Heimatstadt München, wo sie mit dem FC Bayern im Jahr 2000 in die Bundesliga aufsteigt. Später spielt Wimbersky auch für Turbine Potsdam (2002 - 2006) und den 1. FFC Frankfurt (2006 - 2010), bevor sie zum Abschluss der Karriere wieder nach Hause, zum FC Bayern, zurückkehrt (2010 - 2012).
Bild: Jan Woitas/picture-alliance/dpa
Alexandra Popp - 144 Tore*
Nicht nur im Nationalteam, sondern auch in der Bundesliga ist die Torjägerin des VfL Wolfsburg konstant treffsicher. Siebenmal wird Popp mit den "Wölfinnen" Meister und steuert regelmäßig Tore zu den Erfolgen bei. Lediglich schwere Verletzung bremsen die Stürmerin zeitweise aus. 2023 holt sie mit 16 Saisontoren erstmals in ihrer Karriere die Torjägerinnen-Kanone. (*Stand 30. September 2023)
Die zweimalige Gewinnerin der Torjägerinnen-Kanone ist ein echter "Wandervogel": In ihrer Bundesliga-Karriere (2004 - 2023; 282 Spiele) bleibt Islacker nie länger als drei Spielzeiten beim selben Verein. Mit den Stationen SGS Essen, FCR Duisburg, FC Bayern, nochmal Duisburg, BV Cloppenburg, 1. FFC Frankfurt, wieder Bayern und 1. FC Köln ist die Liste der Arbeitgeber recht lang.
Bild: Jürgen Fromme/firo/augenklick/picture alliance
Martina Müller - 210 Tore
Die 1,61 Meter große Torjägerin ist in den ersten Jahren als Bundesligaspielerin bereits für den FSV Frankfurt (1998 - 2000) und den SC Bad Neuenahr (2000 - 2005) erfolgreich. Endgültig zur Institution wird sie aber beim VfL Wolfsburg (2005 - 2015), mit dem sie jeweils zweimal die Meisterschaft, den DFB-Pokal und die Champions League gewinnt. Kurioserweise holt Müller nie die Torjägerinnen-Kanone.
Angreiferin ist ist für den FFC Heike Rheine (1998 - 2004) und den 1. FFC Frankfurt (2004 - 2016) in der Bundesliga aktiv. In ihrer letzten Saison in Rheine wird sie 2004 Bundesliga-Torschützenkönigin. Die hochgewachsene Garefrekes, die mit der Nationalmannschaft jeweils zweimal Welt- und Europameisterin wird, besticht vor allem durch ihre Kopfballstärke.
Bild: bild pressehaus/picture alliance
Birgit Prinz - 267 Tore
An der Seite von Garefrekes stürmt beim 1. FFC Frankfurt in vielen Bundesliga-Spielzeiten DFB-Rekordtorschützin Birgit Prinz. Prinz kann sich viermal in ihrer Karriere die Torjägerinnen-Kanone sichern, siebenmal wird sie zwischen 1999 und 2011 mit dem 1. FFC Meister. Hinzu kommen zwei frühere Meisterschaften mit dem FSV Frankfurt (1995 und 1998).
Bild: Digitalfoto Matthias/picture-alliance
Conny Pohlers - 276 Tore
Eine Torjägerinnen-Kanone weniger als Prinz hat Conny Pohlers, die in der Bundesliga zwischen 1994 und 2014 für Turbine Potsdam, den TuS Niederkirchen, den 1. FFC Frankfurt und den VfL Wolfsburg aufläuft. Beeindruckend ist ihre Titelsammlung: Pohlers gewinnt fünfmal die deutsche Meisterschaft, sechsmal den DFB-Pokal und viermal die Champions Leageue.
Bild: augenklick/firo Sportphoto/picture alliance
Inka Grings - 314 Tore
Sie ist das Nonplusultra, wenn es darum geht, möglichst viele Bundesligatore zu erzielen. Wie ihr Pendant bei den Männern, Gerd Müller, erzielt Grings all ihre Treffer in der höchsten Spielklasse für denselben Verein. Von 1995 bis 2011 ist sie ausschließlich für den FCR Duisburg aktiv. Sie gewinnt zwar nur einmal die Meisterschaft, kann sich aber sechsmal die Torjägerinnen-Kanone sichern.