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Gurlitt Ausstellung verschoben

20. April 2016

Der Rechtsstreit um den Schwabinger Kunstfund beschäftigt weiterhin die Gerichte: neue Zeugenbefragungen wurden angeordnet. Die geplanten Ausstellungen in Bonn und Bern mit Kunst aus dem Nachlass werden daher verschoben.

Kunstmuseum in Bern - Nachlass Cornelius Gurlitt
Bild: Fabrice Coffrini/AFP/Getty Images

Die Pressemitteilung war äußerst kurz und beinhaltete nur die nötigsten Fakten: "Die Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland in Bonn und das Kunstmuseum Bern werden aufgrund der gestrigen Verfügung des Oberlandesgerichts (OLG) München in der Nachlasssache Cornelius Gurlitt das gemeinsame Ausstellungsvorhaben nicht mehr in diesem Jahr realisieren."

Hintergrund ist die gestrige Entscheidung (19.04.2016) des Oberlandesgerichtes München (OLG) , für September 2016 einen neuen Termin für die Beweisaufnahme im Rechtsstreit um das Erbe Gurlitts anzusetzen. Es sollen weitere Zeugen dazu gehört werden, in welchem Geisteszustand sich Gurlitt beim Abfassen seines Testamentes befunden habe.

"Fall Gurlitt": Kein Ende in Sicht

Der Kunsthändlersohn Gurlitt hatte überraschenderweise dem Kunstmuseum Bern seine gesamte Sammlung vermacht. Dagegen klagt eine Cousine, Uta Werner, die selbst Anspruch auf das millionenschwere Erbe erhebt und drei Gegengutachten in Auftrag gegeben hatte. Der vom Gericht bestellte Gutachter, der zu dem Schluß kam, Gurlitt sei in vollem Umfang zurechnungsfähig gewesen, soll nun seine Argumente im September vor dem OLG nochmal erläutern.

Erst 2013 wurde der "Fall Gurlitt" der Öffentlichkeit bekannt. Rund 1280 Kunstwerke umstrittener Herkunft, die zum Teil im Verdacht standen NS-Raubkunst sein, waren in seiner Schwabinger Wohnung von der Staatsanwaltschaft sichergestellt worden. Zwei Jahre später tauchten weitere 238 Gemälde in einem verwahrlosten Haus in Salzburg auf, zum Teil wertvolle Meisterwerke der Moderne.

Eine Taskforce "Schwabinger Kunstfund" sollte Herkunft und Provenienz der Bilder klären. Von rund 500 verdächtigten Werken konnten bislang lediglich fünf zweifelsfrei als NS-Raubkunst identifiziert werden. Zum Jahresende 2015 stellte die Taskforce bis auf Weiteres ihre Arbeit ein. Cornelius Gurlitt war am 6. Mai 2014 gestorben, ohne seine Kunstwerke noch einmal gesehen zu haben.

Ausstellungsprojekt auf 2017 vertagt

Die geplante Doppelausstellung in der Bonner Bundeskunsthalle und dem Kunstmuseum Bern mit Kunstwerken aus Gurlitts umstrittener Privatsammlung sind durch den gestrigen Beschluß erst mal auf Eis gelegt. Frühestens 2017 könnten sie realisiert werden, erklärt der Intendant der Bundeskunsthalle, Rein Wolfs, im DW-Interview. Ausgestellt werden sollten ausgewählte Gemälde und Zeichnungen, jeweils in ihrem historischen Kontext. Es sollte demnach auch gezeigt werden, woher sie stammen und ob Raubkunstverdacht besteht.

Intendant Rein Wolfs ist enttäuscht über den AufschubBild: Kunst- und Ausstellungshalle

"Keine Verschiebung von Ausstellungsprojekten ist schön! Das ärgert natürlich", sagt Wolfs. Bislang habe es allerdings nur inhaltliche und konzeptionelle Vorbereitungen an beiden Standorten gegeben, ohne konkreten Termin. "Aber ohne die Kunstwerke geht es natürlich nicht", so Rein Wolfs gegenüber der DW.

hm/as (dpa/dw.com)

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