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KlimaGlobal

Gerüstet für die Zukunft: Klimawandel als Unterrichtsfach

21. Februar 2024

Seit 2019 ist der Klimawandel Pflichtlehrstoff an italienischen Schulen. Doch was ist mit anderen Kindern weltweit? Was lernen sie in der Schule über die globale Erwärmung und die Umwelt?

Grundschulkinder bei einer Wanderung
Der Kontakt mit der Natur soll das Verständnis für den Klimawandel schärfenBild: Emilie Holtet/NTR/AP/picture alliance

Monica Capo sieht es gerne, wenn ihre Schüler sich die Hände schmutzig machen. Im Garten ihrer Grundschule in der süditalienischen Stadt Neapel pflanzt sie mit den Kindern Blumen an und erntet Gemüse. Der Klimawandel ist ein komplexes Thema, von dem man sich leicht überwältigt fühlen kann. Darum versucht sie, ihn greifbar zu machen.

"Ich möchte, dass sie die Natur lieben, dass sie mitten in ihr stecken", sagt Capo, die der Überzeugung ist, dass über diese Verbindung ein Verständnis dafür wachsen kann, was auf dem Spiel steht.

2019 kündigte Italien an, als erstes Land den Klimawandel als verpflichtendes Thema auf den Lehrplan zu setzen. In den Schulen müssen Kinder im Alter zwischen sechs und 19 Jahren nun jedes Jahr 33 Stunden Unterricht zum Thema Klimawandel erhalten. In diesen Stunden vermittelt Capo den Kindern, wie man einen Baum pflanzt und pflegt, recycelt, Wasser spart, den Energieverbrauch senkt oder warum wir Fast Fashion vermeiden sollten.

Fast Fashion vermüllt Ghana

06:54

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Dabei versucht sie, die Dringlichkeit des Themas zu vermitteln, ohne Ängste zu schüren. "Ich tue mein Bestes, sie nicht zu verängstigen", sagt Capo über ihre Schüler, die zwischen 6 und 11 Jahre alt sind. "Doch je früher sie lernen, desto besser."

Eine ungewisse Zukunft für die Kinder von heute

Capo weiß genau, dass die steigenden Temperaturen Auswirkungen auf die Zukunft ihrer Schüler haben werden. Im Laufe ihres Lebens werden Kinder dieser Altersgruppe Vorhersagen zufolge einen Temperaturanstieg von 1,5 Grad Celsius gegenüber der vorindustriellen Zeit erleben. Dieser wird begleitet sein von einem fast vierfachen Anstieg extremer Wetterereignisse wie Dürren, Waldbrände und Überschwemmungen. Etwa eine Milliarde Kinder sind bereits jetzt extrem von klimabedingter Wasserknappheit, Krankheit und Vertreibung bedroht. Ihre Entwicklungs- und Überlebenschancen sind so stark gefährdet, dass die UN den Klimawandel als eine Krise der Kinderrechte bezeichnet.

Italien litt im vergangenen Jahr unter schweren Überschwemmungen und extremen TemperaturenBild: Andreas Solaro/AFP

Doch nicht alle Schulen statten ihre Schüler mit den nötigen Werkzeugen aus, die die jungen Menschen brauchen, um eine im Wandel begriffene Welt zu begreifen und sich in ihr zurechtzufinden.

Klimabildung hat für viele Länder keine Priorität

Obwohl Bildung im Klimaabkommen von Paris als wichtiges Instrument bei der Bekämpfung der Klimakrise erwähnt wird, nennen weniger als ein Drittel der Länder, die das Abkommen unterzeichnet haben, Schulbildung in ihren nationalen Klimaschutzprogrammen.

Das macht sich auch in den Klassenzimmern bemerkbar. Nur in der Hälfte der nationalen Lehrpläne, die 2021 von der UNESCO ausgewertet wurden, wird der Klimawandel erwähnt. Und das auch häufig nur am Rande. Etwa 70 Prozent der von der UN-Organisation befragten jungen Menschen gaben an, nicht über genügend Wissen zu verfügen, um den Klimawandel zu verstehen oder zu erklären. Eine zwischen 2020 und 2021 in Großbritannien durchgeführte Umfrage stellte fest, dass mehr als ein Drittel der Schüler eigenen Angaben zufolge in der Schule nichts oder nur wenig über die Umwelt gelernt hatte.

Viele junge Menschen sagen, dass sie an der Schule zu wenig über den Klimawandel lernenBild: DW

Doch ob durch Rekordtemperaturen oder extreme Wettereignisse, die Klimakrise macht sich immer stärker bemerkbar. Weltweit ist man sich daher zunehmend einig, dass die "Kinder sensibilisiert werden und mit den Werkzeugen ausgestattet werden müssen, die ihnen die Möglichkeit geben, Teil der Lösung zu sein", sagt Stefania Gianni, stellvertretende Generaldirektorin für Bildung bei der UNESCO.

Wer sind die Klassenbesten in Sachen Klimabildung?

Zwar gibt es keine offiziellen Statistiken dazu, wie wirksam die Lehrplanänderung in Italien ist, doch in den Klassenzimmern tut sich etwas und die Lehrkräfte geben positive Rückmeldungen, berichtetdie Vereinigung der italienischen Lehrkräfte und Schulverwalter. Capo erzählt, dass die Lehrbücher aktualisiert wurden und die Schulen und Lehrkräfte mehr Mittel erhalten.

Mexiko ist eines der wenigen Länder, das Klimabildung auf den Lehrplan gesetzt hat Bild: Keith Dannemiller/ZPress/dpa/picture-alliance

Italien ist nicht das einzige Land, das als möglicher Vorreiter im Bereich Klimabildung die Aufmerksamkeit auf sich zieht. In Neuseeland ist der Klimawandel zwar kein Pflichtthema, aber seit 2020 haben alle weiterführenden Schulen Zugang zu aktualisierten Unterrichtsmaterialien, die von führenden wissenschaftlichen Einrichtungen verfasst wurden. Sie behandeln zum Beispiel Themen wie die "Klima-Angst" und erzählen die Geschichte von Klimaaktivisten.

Mexiko änderte im Jahr 2019 sogar seine Verfassung und nahm das Verständnis und den Schutz der Umwelt als verpflichtendes Thema für das Bildungssystem des Landes auf.

Es braucht eine Umgestaltung des Bildungssystems 

Ein allgemeingültiges Modell für die Klimabildung gebe es nicht, sagt Stefania Gianni von der UNESCO. In Berlin oder Rom müsse diese anders aussehen als in einem kleinen Dorf in Nigeria. Schulen müsse es möglich sein, sie nach ihren jeweiligen Bedürfnissen zu gestalten.

Neben der Aktualisierung von Lehrplänen, die häufig viel Zeit in Anspruch nimmt und politisch kontrovers sein kann, gebe es andere Möglichkeiten, Veränderungen zu bewirken, erklärt Gianni. Für eine echte Umgestaltung des Bildungssystems sei ein ganzheitlicherer Ansatz erforderlich. Dazu gehöre die Einbindung der breiteren Bevölkerung in die Klimabildung, der Bau nachhaltiger Schulgebäude und die nachhaltige Bewirtschaftung dieser Gebäude ebenso wie eine bessere Ausbildung der Lehrkräfte.

Mehr Klimabildung auch für Lehrkräfte

Auch der Mangel an Wissen und Qualifizierungen der Lehrer selbst muss angegangen werden. Das ist die Erkenntnis einer 2023 von einem unabhängigen Forschungsinstitut, der Academy of the Social Sciences Australia, durchgeführten Studie zur Klimabildung global.

Eine junge Aktivistin auf einem Fridays-for-Future-Protest in RomBild: Christian Minelli/NurPhoto/picture alliance

Capo ist die eine leidenschaftliche Klimaaktivistin und Gründerin der Teachers for Future Italia (einer Nebengruppe der Bewegung Fridays for Future). Doch nicht alle haben - wie sie - das Selbstvertrauen, den Klimawandel in ihrem Unterricht zu behandeln. Nur 40 Prozent der Lehrkräfte, die die UNESCO für eine Untersuchung in 100 Ländern befragte, trauten sich zu, die Tragweite des Klimawandels zu erklären. Eine Umfrage unter Lehrkräften in Europa aus dem Jahr 2020 stellte fest, dass ein Mangel an Fachwissen der wichtigste Grund war, warum der Klimawandel im Unterricht nicht behandelt wurde.

Ein Gegengewicht zur Klima-Angst

Für Capo ist das Klassenzimmer eines der wichtigsten Instrumente zur Bekämpfung der Klimakrise, denn es gibt Lehrkräften wie ihr einen direkten Draht zu den jungen Menschen. So können sie die Fakten darlegen und die Desinformationen entschärfen, die die Schüler online gelesen oder von der klimaskeptischen Regierung Italiens gehört haben.

"Auf TikTok kursieren jede Menge Desinformationen zum Klimawandel. Das macht es unerlässlich, den Schülern beizubringen, wie sie Fake-News von der Wahrheit unterscheiden können", sagt Capo. Die meisten seien interessiert, hätten jedoch auch Angst, erzählt sie. Sie versucht, ihnen zu vermitteln, dass Wissen und Handeln ein Gegengewicht zu dieser Angst sein können.

"Ich möchte, dass alle im Klassenzimmer wissen, dass wir etwas tun können und dass es noch immer Hoffnung gibt", betont sie. "Wir brauchen Hoffnung, um etwas verändern zu können."

Adaptiert aus dem Englischen von Phoenix Hanzo.

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