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Kunst

Gerhard Richters Landschaftsgemälde in Wien

1. Oktober 2020

"Meine Landschaftsbilder zeigen meine Sehnsucht", sagt Gerhard Richter. Das Kunstforum Wien lädt zur intimen Begegnung mit dem weltweit wichtigsten Maler.

Gemälde von Gerhard Richter zeigt Wolken am Himmel
Bild: Gerhard Richter 2020

Schon immer hat sich der Künstler Gerhard Richter mit dem Thema Landschaft beschäftigt. Kein anderes Motiv hat den 1932 in Dresden geborenen Künstler, der heute in Köln lebt, derart fasziniert. Von ihm existieren Landschaften in schwarz-weiß, Landschaften, die er nach Zeitschriftenreproduktionen oder Amateurfotos auf die Leinwand gebannt hat, pastos gemalte Gebirgsansichten, dann gibt es sogenannte Parkstücke oder auch Seestücke voller subtiler Farbigkeit. All das fügt sich ein in ein Panorama von Landschaften, das längst eine eigene Werkgruppe in Richters Œuvre bildet.

Jetzt ist ein Überblick über seine Landschaftsbilder im Wiener Kunstforum zu sehen, bevor sie weitergereicht wird an das Kunsthaus Zürich.

Eisschollen treiben in der Arktis: Das Gemälde Gerhard Richters entstand 1981Bild: Gerhard Richter 2020

Für Gerhard Richter sind Landschaften ein künstlerisches Experimentierfeld

Von den Tafel- und Freskenmalern der griechischen Antike bis zu Gerhard Richter mögen knapp 2500 Jahre ins Land gegangen sein. Während die einen noch Pflanzen- und Tiermotive vor angedeutete Geländelinien und gegliederte Räume setzten, wie seltene Fundstücke belegen, begreift Richter die Landschaftsdarstellung zeitlebens als künstlerisches Experimentierfeld. Nicht umsonst gilt der heute 88-Jährige als das Chamäleon unter den Malern, der - im Spannungsfeld von Abstraktion und Gegenständlichkeit - immerzu neue Stile ausprobierte.

Und zwar, wie Auktionsrekorde belegen, mit Erfolg: Gerhard Richters Gemälde gehören zum Teuersten, was der Kunstmarkt hergibt. Sein Werk ist in großen Retrospektiven gewürdigt worden - im New Yorker Museum of Modern Art ebenso wie in der Londoner Tate Modern, der Neuen Nationalgalerie in Berlin oder im Pariser Centre Pompidou. Unlängst zeigte das Museum Barberini in Potsdam sein abstraktes Werk. Es dürften viele weitere Ausstellungen des Jahrhundertkünstlers folgen.

Erst kürzlich stellte Richter abstrakte Kirchenfenster im ältesten Kloster Deutschlands fertig - die Nummer 957 am Ende seines gigantischen, von dem Richter-Biographen Dietmar Elger erstellten Werkverzeichnisses. Denn Richter kündigte an, den Pinsel für immer aus der Hand zu legen. Irgendwann sei Ende, sagte er.

Weltweit größte Ausstellung von Gerhard Richters Landschaftsmalerei 

Einstweilen versammelt die Wiener Schau gut 130 Gemälde, Zeichnungen, Druckgrafiken, Fotoarbeiten, Künstlerbücher und Objekte von 50 Leihgeberinnen und Leihgebern rund um den Globus. Es sei, worauf das Kunstforum stolz verweist, "die bis dato größte Ausstellung weltweit, die ausschließlich Richters Landschaften gewidmet ist". Manche der Werke seien bislang nie öffentlich gezeigt worden.

Gerhard Richter in seinem Kölner AtelierBild: Hubert Becker

Gerhard Richters Landschaften entstehen im Atelier

Wer glaubt, Richters Landschaften seien nach der Natur entstanden, irrt: "Die Werke basieren zumeist auf fotografischen Vorlagen", erklärt Kuratorin Lisa Ortner-Kreil, und seien somit "Landschaften aus zweiter Hand". Erkennbar ist das an der Ausschnitthaftigkeit vieler Motive, an Unschärfeeffekten, mitunter auch an Schrift im Bild. Da sind Landschaften mit tiefgezogenem Horizont und stimmungsvoller Atmosphäre, die Richter in die Nähe der deutschen Romantik rücken. Aber: "Zu malen wie Caspar David Friedrich", zitieren ihn die Wiener Ausstellungsmacher, "ist zwar möglich, aber nur ohne sich auf die geistige Tradition des Romantikers beziehen zu können." Richter selbst nennt diese romantisierenden Bilder "Kuckuckseier". 

Gerhard Richter: "Landschaften zeigen meine Sehnsucht"

Ungeachtet der Corona-Pandemie hat sich das Kunstforum entschlossen, an seinem Ausstellungsprogramm festzuhalten. So ermöglicht die Herbstausstellung mit dem - sehr seltenen - Wiener Gastspiel Richters eine Begegnung mit Schlüsselwerken des Künstlers. Sie erlaubt einen retrospektiven Blick auf ein Genre, das Richter 1981 so beschrieb: "Wenn die 'Abstrakten Bilder' meine Realität zeigen, dann zeigen die Landschaften oder Stillleben meine Sehnsucht."

 

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