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PolitikEuropa

Schröder als Retter Europas

4. August 2022

Nach dem Kreml-Besuch von Gerhard Schröder sehen viele russische Medien im Altbundeskanzler einen Erlöser Europas vom kalten Winter und einen Mediator im Ukraine-Krieg. Ein Überblick.

Russische Zeitungen
Bild: Dmitry Feoktistov/ITAR-TASS/IMAGO

Deutschland wird frieren. Sehr frieren, wenn die Gaspipeline Nord Stream 2 nicht in Betrieb genommen wird. Diese Information hat der russische Präsident Wladimir Putin jetzt ausgerechnet von seinem deutschen Freund Gerhard Schröder erhalten, wenn es nach dem Titel eines Artikels in einem der größten russischen Boulevardblätter, dem Moskowskij Komsomolez (MK), geht. Putin seinerseits habe "seinem Gast sehr ausführlich erklärt, was gerade passiert und wie man die Situation verbessern kann". Die Zeitung lobt Schröder dafür, dass er die Argumentation Putins gleich nach seinem Besuch den deutschen Medien erklärt habe und dass er "die Bundesregierung aufrief, die Gasleitung Nord Stream 2 zu eröffnen".

Offensichtlich fand Schröder Putins Argumentation überzeugend, resümiert die Zeitung zufrieden: "In seinem Interview den deutschen Medien folgte er Putin und gab Siemens die Schuld für die Probleme (mit der Gaslieferung nach Europa - Anm. der Red.)."

"Sehr bequem zusammenarbeiten"

Der religiös-konservative Sender Zargrad erklärt, dass Schröder auf Druck einer nicht näher definierten "europäischen Lobby" auf seine Geschäftsverbindungen nach Russland verzichtet habe. Stattdessen schreibt Zargrad dem ehemaligen deutschen Spitzenpolitiker nun die neue Rolle eines Unterhändlers zu. Der Sender lobt: "Gerhard Schröder ist einer der wichtigsten europäischen 'Freunde Putins', so wurde er jahrelang in der westlichen Presse dargestellt. In Wirklichkeit bedeutet das, dass man mit dem Ex-Bundeskanzler sehr bequem zusammenarbeiten konnte."

Wladimir Putin (li.) und Gerhard Schröder 2018 in MoskauBild: Alexei Druzhinin/dpa/picture alliance

Die für ihre meinungsfreudige Berichterstattung bekannte Nachrichtenagentur Ria Nowosti verweist auf einige Leserbriefe in der deutschen Tageszeitung Die Welt, in denen Schröder ebenfalls gelobt wird und titelt: "Die Deutschen sind begeistert über seine Worte über Putin." Im entsprechenden Artikel wird die Parallele zum jetzigen Bundeskanzler Olaf Scholz gezogen - zu dessen Ungunsten. Dabei werden auch hier Leser zitiert, die darauf drängen, das aufs Eis gelegte deutsch-russische Gasprojekt Nord Stream 2 doch noch zu starten. 

"Reden besser als schweigen"

Die Zeitung Iswestija unterstreicht Schröders Treue zu Putin und titelt: "Der Ex-Kanzler weigerte sich, sich für seine Freundschaft mit Putin zu entschuldigen." Reden sei besser als schweigen, heißt es weiter - man könne die Situation in der Ukraine mit Hilfe von Diplomatie lösen. Der Kreml sei zu Friedensverhandlungen bereit, zitiert die Zeitung den Altbundeskanzler und kritisiert mit Hinweis auf Schröders Worte: "Die europäischen Länder aber, einschließlich Deutschland und Frankreich, tun nicht genug dafür." 

Das Online-Portal Deita.ru fragt in seiner Überschrift: "Kam 'Putins Freund' nach Moskau, um Deutschland zu retten und die militärische Spezialoperation zu beenden?" Schröder sei vermutlich nach Moskau gefahren, um die Deutschen vor einem bevorstehenden "kalten Schrecken" zu erlösen und als Mediator im Ukraine-Konflikt zu agieren. Bei eventuellen russisch-ukrainischen Friedensverhandlungen werde der Kreml jedoch wahrscheinlich nur dann Zugeständnisse machen, wenn Bundeskanzler Scholz im Gegenzug auf die Militärhilfe für die Ukraine verzichten würde.

"Indem Deutschland den Willen der Vereinigten Staaten erfüllt, liefert es den Streitkräften Waffen, die russische Soldaten töten. Und hier haben keine wirtschaftlichen Interessen Vorrang vor dem Wert des Lebens. Darüber hinaus ist es unmöglich, die Augen vor der Beschlagnahme russischer öffentlicher und privater Vermögenswerte zu verschließen", schreibt der Autor und äußert die Hoffnung, dass die langjährige Freundschaft zwischen den beiden Politikern die Verhandlungen voranbringen würde: "Schröder genießt in Deutschland (…) ein hohes Maß an Glaubwürdigkeit und gehört eher zu den Politikern, mit denen Putin gerne sprechen würde."

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