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GesellschaftDeutschland

Gericht: Mohrenstraße in Berlin kann doch umbenannt werden

23. August 2025

Seit Jahren gibt es Streit über die Umbenennung der "Mohrenstraße" in Berlin. Nun hat ein Gericht die Klage eines Anwohners abgewiesen - und gab dem Vorhaben im Eilverfahren kurz vor dem geplanten Festakt grünes Licht.

Straßenschilder Mohrenstraße und Anton-Wilhelm-Amo-Straße am Gendarmenmarkt. Schild Mohrenstraße durchgestrichen
Ab Samstag: Anton-Wilhelm-Amo-Straße statt "Mohrenstraße"Bild: Stefan Boness/Ipon/picture alliance

Die Berliner "Mohrenstraße" kann nun doch in Anton-Wilhelm-Amo-Straße umbenannt werden. Das hat das Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg (OVG) im Eilverfahren entschieden, wie ein Gerichtssprecher am Freitagabend mitteilte. Damit war die Beschwerde des Bezirks Mitte gegen eine Entscheidung der Vorinstanz erfolgreich - nur wenige Stunden vor einem geplanten Festakt zur Umbenennung. 

Am Donnerstagabend hatte das Verwaltungsgericht in Berlin überraschend dem Eilantrag eines Anwohners stattgegeben und so die Umbenennung vorläufig gestoppt. Der Anwohner hatte geltend gemacht, dass die Umbenennung nicht stattfinden dürfe, bevor über seine zuvor ruhende Klage entschieden sei. Damit entwickelte sich der jahrelange Streit um die Umbenennung erneut zum juristischen Tauziehen. 

Beschwerde der Bezirksbürgermeisterin erfolgreich

Bezirksbürgermeisterin Stefanie Remlinger (Grüne) hatte diese Entscheidung jedoch nicht hinnehmen wollen, ihre Behörde legte Beschwerde dagegen ein. Mit Erfolg: Bei der Abwägung der Interessen sei maßgeblich zu berücksichtigen, dass ein Erfolg der Klagen der Anwohner nach dem gegenwärtigen Stand in hohem Maße unwahrscheinlich sei, hieß es am Abend vom OVG.

Es sei nicht ersichtlich, dass sich in den Klageverfahren an der Beurteilung der Rechtmäßigkeit der Straßenumbenennung etwas ändern werde - zumal die gerichtliche Überprüfung einer Straßenumbenennung nach dem Berliner Landesrecht stark eingeschränkt sei, hieß es vom OVG. 

Um die Umbenennung der Straße wird seit Jahren gestritten. Der Bezirk Mitte und einige Initiativen, die den Begriff "Mohr" als rassistisch kritisieren, wollen die Straße schon länger umbenennen. Eine entsprechende Allgemeinverfügung wurde 2021 im Amtsblatt bekanntgegeben. Dagegen haben Anwohner geklagt. Die Namensgebung vor 300 Jahren sei nicht rassistisch, sondern wertschätzend gemeint gewesen, so ihre Argumentation.

Festakt kann stattfinden

Damit kann an diesem Samstag der offizielle Festakt zur neuen Namensgebung der Straße in der Berliner Mitte wie geplant erfolgen. Sie trägt fortan den Namen Anton-Wilhelm-Amo-Straße.

Der neue Name geht auf den aus Westafrika stammenden Gelehrten Anton Wilhelm Amo zurück, der im 18. Jahrhundert hierzulande wirkte. Er gilt als erster bekannter schwarzer Philosoph und Jurist an deutschen Universitäten. 

Erste Straßenschilder mit dem neuen Namen hängen bereits. Am Freitag brachten Handwerker weitere an. Am Samstag - dem Internationalen Tag zur Erinnerung an den Sklavenhandel und seine Abschaffung - sollen sie symbolisch enthüllt und die Straße damit offiziell umbenannt werden.  

ch/pgr (kna, epd, dpa, afp)