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Lifestyle

Germany's First Topmodel: Claudia Schiffer

15. September 2021

Zum ersten Mal kuratiert die blonde Laufsteg-Ikone in Düsseldorf eine Ausstellung. Ein Stück Zeitgeschichte, aber ein bisschen zu unbeschwert und einseitig.

Claudia Schiffer sitzt an einem großen Tisch, auf dem Fotos liegen.
Claudia Schiffer bereitete die Ausstellung von London aus vorBild: Cloudy Film Limited

Claudia Schiffer habe ihre Karriere bereits als Ikone gestartet, ist zu lesen auf einer Wand in der Ausstellung "Captivate: Die Modefotografie der 90er" im Museum Kunstpalast. Tyra Banks, ein anderes Supermodell der Neunziger, beschreibt mit diesen Worten den kometenhaften Aufstieg ihrer blonden Kollegin vom Niederrhein.

Supermodel-Pyramide - mit Claudia Schiffer in der MitteBild: MICHEL COMTE ESTATE/AIM AG

Es klingt wie im Märchen: wachgeküsst zum Modestar. Alles Mythos? Claudia Schiffers Version ist im Audioguide zu hören: Mit gerade einmal zarten 17 Jahren habe sie in in einer Düsseldorfer Disco zu "You Spin Me Round" der Band Death or Alive getanzt, erzählt sie dort. Dieser Abend im Jahr 1987 habe alles verändert. Ein Modelscout "entdeckte" sie. "Ich hielt das für einen Scherz und fragte ihn, ob er nicht meine beste Freundin meinte. Ein paar Wochen später fand ich mich in Paris wieder. Ich hatte nicht einmal geplant, an diesem Abend auszugehen", erzählt sie weiter im Audioguide.

Von der Schulbank auf den Laufsteg: Claudia Schiffer

Golden Girls der 90er JahreBild: Doug Ordway

So schnell nach oben kann es gehen, wenn man blond, jung, schlank und formbar ist. Claudia Schiffers Karriere startet 1989 mit einem Shooting mit Ellen von Unwerth für das Label Guess. Lässig trägt sie zu verwuschelten Haaren und Spitzenbustier eine verwaschene Guess-Jeans. Eine moderne Brigitte Bardot, ein selbstbewusstes Cowgirl. Projektionsfläche einer oberflächlichen Modeszene, die alte Laufstegkonventionen abwirft.

Museumsdirektor Felix Krämer hatte die Idee, die heute 51-jährige Claudia Schiffer, die qua Herkunft eine Beziehung zu Düsseldorf hat, als Kuratorin zu engagieren. Entstanden ist eine Mischung aus Tagebuch und privatem Fotoalbum einer Zeit, die Models schuf, "die ihre eigenen Marken kreiert haben und die sich aussuchen konnten, mit wem sie zusammenarbeiten", wie es Krämer formuliert.

Glamour, Sexyness, hohe Gagen, Weltruhm 

GUESS-Shooting 1989: Claudia Schiffer im BustierBild: Ellen von Unwerth/Trunk Archive

Damals kommt der Begriff des Supermodels in die Mode. Supermodels sind keine anonymen Kleiderpüppchen wie in den 80er-Jahren. Supermodels besitzen selber Starkult, sind Businessfrauen und können bestimmen, welche Marken sie zur Schau tragen. Sie verdienen damit so viel Geld, dass sie nicht mit jedem Designer zusammenarbeiten müssen. Mehrere 10.000 Euro pro Tag - so hoch sollen ihre Gagen damals gewesen sein. Zum ersten Mal kuratiert Schiffer in Düsseldorf, wo ihre Karriere begann, eine Ausstellung über diese Aufbruchsdekade.

Zur Eröffnung ihrer eigenen Show reist sie allerdings nicht an. Der Grund sei Corona. Vielleicht scheut sie aber auch den Rummel um ihre Person. Alles sei digital vorbereitet worden: Mit Modellen und Konferenzen haben die Museumsmitarbeiter mit dem Model in London am Konzept getüftelt, erzählt Museumsdirektor Krämer im DW-Interview.

Claudia Schiffer stellt die Neunziger aus - und sich selbst

Überpräsent ist Claudia Schiffer in der Ausstellung sowieso: Fotos, Videos und Magazincover zeigen das blonde langbeinige Topmodel vom Niederrhein. Mal wirkt sie eher tugendhaft im Kostüm von Chanel, mal räkelt sie sich lasziv im Badeanzug von Versace. Mit Claudia Schiffer beginnt Anfang der 90er eine neue Zeitrechnung auf dem Laufsteg. Gemeinsam mit einer Handvoll Supermodels beherrscht sie damals das Modegeschehen. Sie heißen: Linda Evangelista, Naomi Campbell, Cindy Crawford oder Kate Moss.

Auch ein Supermodel der 90er: Kate Moss, fotografiert von Jürgen TellerBild: Juergen Teller

Claudia Schiffer schwelgt auf dem Audioguide wenig selbstdistanziert, dafür aber umso nostalgischer über die Zeit mit ihren Kolleginnen, mit denen sie auch viele gemeinsame Kampagnen realisierte, als wären es ihre Familienmitglieder: "Es waren unsere gemeinsamen Auftritte als Gruppen, die Sprengkraft entwickelten. Wir arbeiten in der Modebranche, wurden aber auch zu Talkshows oder ins Fernsehen eingeladen."

Rund 150 großformatige Hochglanzfotos hat Claudia Schiffer ausgewählt. "Das ist nicht eine Ausstellung von Claudia über Claudia, sondern es ist eine Ausstellung von Claudia über eine Zeit", sagt Museumsdirektor Felix Krämer.

Models präsentieren nicht nur Marken, sie sind selber welche

Aus Models seien Marken geworden, so Krämer. Das belegt eine ganze Wand voller Magazin-Cover von Vogue oder Elle. Sie bilden immer wieder die gleichen Supermodels in Großaufnahmen ab. Ein Kult, wie man ihn von Rockstars kennt. Auch auf dem Laufsteg. Grelle Lichteffekte und Musik setzen die Models in Szene. Claudia Schiffer zeigt in der Ausstellung einen Zusammenschnitt ihrer Lieblingsshows. Sie betont, dass Mode damals auch dem massentauglichen Entertainment diente: "Gianni Versace nutzte diese Energie und verwandelte Modeschauen in ein choreographiertes Spektakel, das weltweit über Satellitenfernseher für Millionen von Zuschauern übertragen wurde."

Schwesternoutfit: Kampagne für Revlon von Cindy Crawford und Claudia SchifferBild: Bruce Weber

Vieles in der Ausstellung erscheint vertraut. Wie die Foto-Serie von Peter Lindbergh. Naomi Campbell in gepunkteten Outfit umgeben von Dalmatinern. Oder die Reklame für Revlon: Der US-amerikanische Fotograf Bruce Weber präsentiert Cindy Crawford und Claudia Schiffer im bauchfreien Supermodel-Schwesternoutfit - in Jeans und geknotetem T-Shirt.

Ausstellung vereint Modefotos der Zeit

Diese Experimentierfreudigkeit ist für Museumsdirektor Felix Krämer Ausdruck einer besonderen Dekade: "Die 1990er-Jahre sind genau der Zeitraum zwischen dem Fall des Eisernen Vorhangs und vor den Anschlägen von 09/11, einer Zeit, in der das Gefühl vorherrschte: Alles wird gut, alles geht."

Doch bei all dem exotischen Bling und den glitzernden Markenoutfits zeigt die Ausstellung doch eher die cleane und konsumfeiernde Sicht von Claudia Schiffer auf die 1990er-Jahre. Die düstere, abgerissene und ebenso prägende Seite dieser Zeit - die des Grunge oder des Heroin Chics - spielen keine Rolle. Doch auch ohne Vivienne Westwood oder Marc Jacobs liefert die Ausstellung eine informative Zeitreise.

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