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Sponsoren-Rückzug

4. September 2007

Es war ein überfälliger Schritt im deutschen Profi-Radsport: Der Mineralwasser-Hersteller Gerolsteiner macht Schluss als Sponsor in dieser von Doping verseuchten Sportart. Die Zukunft des Gerolsteiner-Teams ist unklar.

Radfahrer Fabian Wegmann vom Team Gerolsteiner jubelt auf dem Rad (AP Photo/Daniel Roland)
Dem Team Gerolsteiner fehlt nach der Sponsoren-Entscheidung der Grund zum JubelnBild: AP
Das Team wird seit 1998 von Gerolsteiner gesponsortBild: AP

"Wir werden unseren Vertrag bis 2008 erfüllen, nehmen aber die Option eines weiteren Engagements nicht wahr", erklärte Gerolsteiners Konzernsprecher Jörg Crosek am Dienstag (4.9.07) am Firmensitz in Gerolstein.

Die jüngsten Doping-Ereignisse seien zwar nicht Grundlage dieser Entscheidung gewesen, hätten aber mit dazu beigetragen, den Radsport als Kommunikationsplattform vorübergehend zu entwerten, hieß es in einer Mitteilung des Unternehmens. Zudem spiele der Radsport für den nun angestrebten erweiterten Konsumentenkreis des Unternehmens nur eine untergeordnete Rolle.

Neue Marketing-Strategie

Der Schritt war demnach bereits im Frühjahr mit Teamchef Hans Michael Holczer vereinbart worden. "Wir haben uns die Entscheidung nicht leicht gemacht und sehr sorgfältig geprüft, ob es uns mit dem Radsport auch in Zukunft gelingen kann, unsere Konsumenten zu erreichen", sagte der Geschäftsführer für Marketing und Vertrieb, Jörg Croseck. Bislang sei das Unternehmen im Marketing auf Mineralwasser konzentriert gewesen. Als Anbieter von natürlichen alkoholfreien Erfrischungsgetränken müsse man sich in Zukunft jedoch deutlich breiter aufstellen. "Radsport erreicht nicht mehr alle Konsumenten", erklärte das Unternehmen.

Das Team Gerolsteiner war 1998 gegründet worden. Von 2009 an muss sich Manager Holczer, bei dem die Fahrer und das übrige Team-Personal angestellt sind, einen neuen Sponsor suchen. Erste Gespräche hat Holczer bereits geführt.

Der nationale Konkurrent T-Mobile hatte sich trotz der Doping-Problematik im Radsport entschlossen, bis 2010 weiterzumachen und diese Entscheidung am 9. August mitgeteilt.

Skoda ist zweiter Gerolsteiner-Sponsor

Die tschechische VW-Tochter Skoda erklärte am Dienstag auf dpa-Anfrage, man habe über eine mögliche Verlängerung des auslaufenden Engagements noch nicht entschieden. Der Konzern mit Sitz in Prag ist offizieller Partner der Tour de France, die Deutschland-Tochter des Unternehmens unterstützt das Team Gerolsteiner.

Gerolsteiner investiert pro Saison geschätzte neun Millionen Euro in den Profi-Radsport. An der Spitze des von Holczer geleiteten Teams stehen die Hoffnungsträger Stefan Schumacher (Nürtingen), Fabian Wegmann (Freiburg), Markus Fothen (Kaarst) und Robert Förster (Markkleeberg) neben den Routiniers Davide Rebellin (Italien) und Sebastian Lang (Erfurt).

Holczer zählt international zu den Vorreitern im Anti-Doping-Kampf. Er ist Mit-Initiator der Bewegung einiger ProTour-Teams für einen "neuen Radsport". Die Vereinigung hatte sich während der Tour de France 2007 gebildet.

EPO-Missbrauch

Allerdings stand auch das Team Gerolsteiner mehrmals wegen Dopings in den Schlagzeilen: Sprinter Danilo Hondo (Cottbus) wurde 2005 positiv auf das Mittel Carphedon getestet und danach sofort entlassen, Rebellin wurde in Italien in einem Doping-Prozess freigesprochen. Die sportlichen Leiter Christian Henn und Udo Bölts hatten wie mehrere ehemalige Telekom-Fahrer EPO-Missbrauch zu Zeiten ihrer aktiven Karriere gestanden. Während sich Bölts von seinem Amt danach zurückzog, behielt Henn das Vertrauen der Teamleitung. (mas)

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