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Wie der Klimawandel der Gesundheit schadet und was hilft

Tim Schauenberg
29. Oktober 2025

Von Hitzekollaps bis Dengue Fieber: ein neue Studie warnt vor immer mehr Gesundheitsgefahren durch die Erderwärmung. Die Autoren erklären die Zusammenhänge und was jetzt nützt.

Mücke beim Blutsaugen, Quebec, Kanada
Mit steigenden Temperaturen finden Insekten wie Mücken neue LebensräumeBild: Claude Ponthieux/picture alliance

Herzinfarkte, Hitzekollaps, Schlaflosigkeit, psychische Probleme, mehr tropische Krankheiten: Die Klimakrise bedroht die Gesundheit von immer mehr Menschen weltweit. Laut Schätzungen der Wissenschaftler sterben im Durchschnitt pro Jahr über eine halbe Millionen Menschen an den direkten oder indirekten Folgen von Wetterextremen.

Die Folgen der Erderwärmung wie extreme Hitzeperioden, Dürren und anderen Extremwetterereignisse waren nie bedrohlicher. Das schreiben die 128 Autoren des heute veröffentlichten Lancet Countdown Reports

Der Bericht gilt als ein renommierter Gradmesser für die wissenschaftliche Zusammenhänge von Erderwärmung und Gesundheit. 

Diese werden durch den Klimawandel stärker, der hauptsächlich durch Treibhausgase aus der Verbrennung von Kohle, Öl und Gas verursacht wird.

Der Rauch von Waldbränden schädigt die Lunge, das Herz und sogar Babys im MutterleibBild: Cesar Manso/AFP/Getty Images

Klimagefahren auch für die Gesundheit 

An den Folgen der Klimakrise sterben jedes Jahr mehr als zwei Millionen Menschen, eingeschlossen die Tode durch Luftverschmutzung. Vor allem afrikanische Länder, Südostasien und Lateinamerika seien betroffen, so die Autoren.

"Es gibt Millionen von Todesfällen jedes Jahr: weil wir weiterhin von fossilen Brennstoffen abhängig sind, weil wir die Abfederung des Klimawandels hinauszögern und weil wir uns nur zögerlich an den Klimawandel anpassen, der unvermeidbar ist", so Marina Romanello Geschäftsführerin der Forschungskooperation Lancet Countdown und Professorin am Institute for Global Health am University College London.

Die Folge: Immer mehr Hitzewellen überhitzen den Körper, belasten Herz und Nieren und rauben Schlaf. Starkregen und Fluten verunreinigen Trinkwasser und fördern Infektionen. Dürren und damit verbundene Ernteausfälle verstärken weltweit Hunger und führen zu Mangelernährung und Hygienerisiken. Rauch und Staub von Waldbränden schädigen Lunge, Herz und ungeborene Kinder im Mutterleib. Dazu zählen auch Stromausfälle nach Katastrophen, zerstörte Kliniken und gestörte Lieferketten, die die Versorgungslage in kritischen Situationen erschweren.

Die Autoren der Studie schreiben, dass 13 von insgesamt 20 Indikatoren für Gesundheitsgefahren im vergangenen deutlich zugenommen haben. 

"Am besorgniserregendsten ist, dass der Trend bei fast alle Indikatoren in die falsche Richtung geht", so Romanello weiter.

Obwohl erneuerbare Energie boomt, die Welt ist immer noch zu stark von fossilen Brennstoffen abhängig Bild: Ng Han Guan/AP Photo/picture alliance

Mehr Krankheitstage: Probleme für die Volkswirtschaft und mehr Armut

Wasser- oder Lebensmittelknappheit, katastrophale sanitäre Bedingungen durch Dürren, Überschwemmungen oder extreme Hitze kosten Menschenleben und hunderte Milliarden US-Dollar jährlich. Die Schäden durch den Verlust von Arbeitskraft durch Krankheit und Fehlzeiten summieren sich 2024 auf mehr als eine Billion Dollar – allein durch extreme Hitze. Das ist etwa ein Prozent der gesamten globalen Wirtschaftsleistung.

Darüber hinaus verursachten Extremwetterereignisse 2024  wirtschaftliche Schäden von 304 Milliarden US-Dollar – ein Anstieg um fast 60 Prozent innerhalb von zehn Jahren.

Die meisten betroffenen Menschen weltweit sind laut Romanello  nicht versichert. Das mache die Konsequenzen der Betroffenen noch dramatischer.

Hitzewellen sind die tödlichste Form von ExtremwetterBild: Lionel Bonaventure/AFP

Mehr Dengue und andere Tropenkrankheiten 

Mit höheren Temperaturen breiten sich auch Mücken, Zecken und Sandfliegen, in weitere Regionen aus.

So wurden vergangene Woche auf der nordeuropäischen Insel Island zum ersten Mal überhaupt Mücken dokumentiert. Ein deutliches Anzeichen für den Klimawandel, so die Wissenschaftler. Durch wärmere Temperaturen eröffnen sich neue Lebensräume für Insekten, die schwere oder tödliche Krankheiten und Parasiten übertragen können. Die Folge: Die Zahl der Infektionen mit Dengue, Malaria, Leishmaniose und andere Krankheiten steigt weltweit. 

So gab es 2024 weltweit einen Rekord an Dengue-Infektionen, mehr als 7,6 Millionen Fälle.

Erkrankte können oft viele Wochen nicht arbeiten, mit großen ökonomischen Folgen. "Wir wissen, dass der Klimawandel zumindest einen Teil dieser Ausbreitung begünstigt", so Romanello.

 Das hieße auch, dass man die Überwachung verschärfen und die Versorgung darauf anpassen müsse.

Infektionen können sich nach Katastrophen wie extremen Überschwemmungen ausbreitenBild: SHAHID SAEED MIRZA/AFP/Getty Images

Psychische Probleme durch steigende Temperaturen

Jenni Miller von der Nichtregierungsorganisation Global Climate & Health aus den USA weist auch auf psychische Folgen der globalen Erwärmung hin. "Wenn jemand ein extremes Wetterereignis erlebt, sei es ein Waldbrand, ein extremer Hurrikan, Monsun, Taifun oder eine heftige Überschwemmung, kann dies zu einer posttraumatischen Belastungsstörung führen."

Der Klimawandel verschärft laut der Studie auch das Risiko für psychische Erkankungen. 

Wenn Ernten nach Dürren knapp werden und sauberes Wassre fehlt, oder Menschen nicht arbeiten können, weil sie unter tropischen Krankheiten leiden, führt das häufig auch zu Stress, Angst und mentalen Problemen. Und wachsender Schlafmangel durch anhaltende Hitzewellen kann Gesundheitsprobleme verschärfen, heißt es in dem Bericht.

Autoren sagen, dass Gesundheitssysteme besser für den Umgang mit dem Klimawandel gerüstet sein müssenBild: Daniel Dal Zennaro/dpaweb/dpa/picture-alliance

Gesundheitssysteme fit machen für die Klimaerwärmung 

Um die gesundheitlichen Folgen in die Klimakrise abzufedern fordern die Autoren drei wesentliche Maßnahmen: Zum einen müssten erneuerbare Energien ausgebaut werden, um die Erderwärmung zu bremsen. Durch den bisherige Ausbau grüner Energie und die dadurch geringer gewordene Belastung durch Luftverschmutzung konnten bereits über 160,000 Tote vermieden werden, so Romello.

Zweitens müssten nun schnell Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel ergriffen werde. Dazu gehöre auch, Wohnhäuser und die öffentliche die Infrastruktur fit für den Extremfall zu machen. So könnten direkte Folgen und Gefahren für die Menschen teilweise abgefedert werden. 

Drittens müssten dringend die weltweiten Gesundheitssysteme an die zunehmenden Herausforderungen durch die globale Erwärmung angepasst und entsprechend ausgestattet werden.