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Politik

Gewalt bei Protesten in Barcelona

2. Oktober 2018

Ein Jahr nach dem verbotenen Unabhängigkeitsreferendum in Katalonien sind rund 180.000 Menschen für die Abspaltung von Spanien auf die Straße gegangen. Im Anschluss kam es zu Ausschreitungen radikaler Demonstranten.

Spanien Katalonien Unabhängigkeitsbefürworter in Barcelona
Bild: Reuters/J. Nazca

Am Abend stürmten Demonstranten die Absperrungen vor dem Regionalparlament in Barcelona. Vermummte Aktivisten versuchten, mit Mülleimern Barrikaden zu errichten und warfen Steine auf Polizisten. Die Beamten feuerten nach mehrmaligen Vorwarnungen Gummigeschosse ab und vertrieben so die Demonstranten.

Auch vor der Vertretung der spanischen Polizei kam es zu gewaltsamen Zusammenstößen. Hunderte Separatisten hatten über Stunden hinweg das Gebäude belagert. Schließlich schritt die katalanische Polizei ein und ging mit Knüppeln und Gummigeschossen gegen die Demonstranten vor. Führende katalanische Politiker verurteilten die gewaltsamen Protestaktionen.

Zahlreiche Protestaktionen

Zuvor hatten hunderte vorwiegend vermummte Unabhängigkeitsbefürworter die Hochgeschwindigkeitsgleise im Bahnhof von Girona besetzt, wie der Bahnbetreiber Renfe mitteilte. Fernsehsendern zufolge blockierten Demonstranten darüber hinaus wichtige Straßen und Autobahnen. Auf dem Gebäude der Regionalregierung in Girona ersetzten Aktivisten zudem die spanische Flagge durch Fahnen der Unabhängigkeitsbefürworter.

Zu den Aktionen hatten die Komitees zur Verteidigung der Unabhängigkeit (CDR) aufgerufen. "Vor einem Jahr riefen wir die Republik aus - schreiten wir zur Tat", erklärten die CDR-Basisgruppen im Kurzbotschaftendienst Twitter.

Spaniens Außenminister Josep Borrell, selbst Katalane, ermahnte Regionalpräsident Quim Torra, das Aufrechterhalten der öffentlichen Ordnung liege in der Verantwortung seiner Regierung. Torra erinnerte im nordkatalonischen Ort Sant Julià de Ramis an die Volksbefragung vor einem Jahr. "Alles fing am 1. Oktober an und alles geht auf den 1. Oktober zurück", sagte er vor einem weißen Banner mit der Aufschrift "Kein Vergessen, kein Vergeben".

Demonstranten fordern Anerkennung des Referendums

Auf Barcelonas Straßen hatten am Montag tausende Studenten gefordert, dass die Ergebnisse des Referendums aus dem vergangenen Jahr anerkannt werden sollten. Bereits am Samstag hatte es in der katalanischen Hauptstadt Zusammenstöße zwischen katalanischen Aktivisten und Polizisten gegeben. 24 Menschen wurden dabei verletzt, die Polizei meldete sechs Festnahmen.

Der jahrelange Streit um die Abspaltung Kataloniens war vor einem Jahr eskaliert. Das von Madrid untersagte Referendum wurde trotz eines massiven Polizeiaufgebots am 1. Oktober abgehalten; es gab ein Ja zur Unabhängigkeit bei allerdings geringer Beteiligung. Bilder von brutalen Polizeieinsätzen vor den Wahllokalen gingen um die Welt.

Bilder von brutalen Polizeieinsätzen vor den Wahllokalen gingen vor einem Jahr um die Welt Bild: Reuters/D. Gonzalez

Am 27. Oktober rief das katalanische Parlament einseitig die Unabhängigkeit Kataloniens aus. Die spanische Zentralregierung unter dem damaligen konservativen Ministerpräsidenten Mariano Rajoy setzte daraufhin die Regionalregierung ab. Mehrere katalanische Unabhängigkeitsbefürworter wurden unter anderem wegen "Rebellion" inhaftiert, der ehemalige Regionalpräsident Carles Puigdemont und mehrere seiner Kabinettsmitglieder flohen ins Ausland.

Aufruf zur Mäßigung

Seit Anfang Juni regieren in Madrid die Sozialisten unter Ministerpräsident Pedro Sánchez. Regierungssprecherin Isabel Celáa sagte am Jahrestag des Referendums, es gebe nichts zu feiern. Die Abstimmung sei "illegal" gewesen und somit rechtlich ohne Konsequenzen. Den katalanischen Regionalpräsidenten Torra rief sie auf, seine "Sprache zu mäßigen". Schließlich habe ihre Regierung "den Dialog mit den katalanischen Behörden" aufgenommen. Zugleich bezeichnete Celáa den massiven Polizeieinsatz vor einem Jahr als Fehler.

Inzwischen ist auch das Lager der Unabhängigkeitsbefürworter über das weitere Vorgehen gespalten: Radikalere Gruppen wie die CDR oder die ultralinke CUP werfen Torras Regionalregierung eine zu zögerliche Haltung gegenüber Madrid vor.

gri/nob (afp, rtr)

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