Gewalt gegen Frauen
22. September 2009
Dabei ist das neue Gesetz bereits seit einem Jahr in Kraft. Damals hatten Menschenrechtsorganisationen auf einen besseren Schutz vor häuslicher Gewalt gedrängt. Wie viele Frauen im ganzen Land davon betroffen sind, können sie zwar nicht sagen. Aber für Lenah Baitirile, die bei der Organisation Bonela für Frauen-Fragen zuständig ist, ist die Zahl beachtlich. Dabei würde es kaum einen Unterschied machen, ob die Frauen auf dem Land oder in der Hauptstadt leben: "Allerdings wissen Frauen aus Städten sich eher zu helfen."
"Er schlägt mich, wenn ich ihn anzeige"
Doch auch dort bleibt Gewalt in den eigenen vier Wänden für viele ein Tabu. Wer gibt schon gerne zu, dass der eigene Mann zuschlägt oder zutritt? Aber vor allem aus Angst wagen viele den Schritt zur Polizei nicht, erlebt Lenah Baitirile immer wieder: "Er schlägt mich, wenn ich ihn anzeige, und er wird mich rauswerfen. So haben viele Frauen gedacht." Doch jetzt könnte sich die Situation verbessern, hofft sie. Schließlich soll das Gesetz den Frauen signalisieren: Es gibt ein eigenes Gesetz, das euch schützen soll. Damit könnten mehr Opfer den Weg zur Polizei finden und mehr Täter bestraft werden.
Schwierige Umsetzung
Doch bis dahin ist es noch ein langer Weg. "Viel zu wenig Menschen kennen das Gesetz. Bislang hat es nichts bewirkt", findet Lenah Baitirile. Dazu kommt noch ein weiteres Problem: Es deckt längst nicht alle Bereiche häuslicher Gewalt ab. Dazu gehören Vergewaltigungen in der Ehe, die auch laut Strafgesetzbuch nicht als Verbrechen geahndet werden. Für die Frauenrechtlerin ist klar: "Dafür müssen wir auch noch kämpfen." Viel zentraler ist allerdings im Moment die Frage, wie gut das neue Gesetz von der Polizei umgesetzt werden kann. Einige Schulungen, für die Bonela zuständig ist, gibt es zwar. Doch die Nichtregierungs-Organisation hat weder Geld noch Personal, um in ländliche Gegenden zu gehen. Die Schwierigkeit kennt Mahoko W. Tamajobe, Sprecher der botswanischen Polizei. "Ich weiß nicht, ob alle meine Kollegen schon davon gehört haben." Immerhin hätte es einige Verbesserungen gegeben. Dazu gehören spezielle Räume für Frauen, die mit Polizistinnen beispielsweise über Vergewaltigungen sprechen können.
Auf Prävention setzen
Für viele botswanische Frauenrechtlerinnen ist das aber nicht genug. Das haben sie am internationalen Peace Day am 21. September in Gaborone deutlich gemacht. "Die meisten Ressourcen der Regierungen im südlichen Afrika werden in Frauenhäuser oder spezielle Kurse gesteckt. Aber es müsste viel mehr auf vorbeugende Maßnahmen geachtet werden", findet Colleen Lowe Morna, Direktorin der Organisation Gender Links, die in mehreren südafrikanischen Ländern Büros betreibt. Ihr schweben öffentlichkeitswirksame Kampagnen vor, wie es sie in Botswana haufenweise zur HIV-Bekämpfung gibt. "Was wäre, wenn die Regierung ähnliche Kampagnen gegen häusliche Gewalt organisieren würde", überlegt die Frau aus Südafrika und rechnet sich schon jetzt eine große Wirkung aus.
Regierung gefordert
Doch Frauen-Themen scheinen bei der botswanischen Regierung gerade nicht besonders hoch im Kurs zu stehen. Denn neben Maurizius ist Botswana das einzige Land, das bislang das SADC-Gender-Protocol nicht unterzeichnet und dafür jede Menge Kritik geerntet hat. Schließlich befasst sich die Vereinbarung mit verbesserten Lebensbedingungen für Frauen. Colleen Lowe Morna sieht das jedoch gelassen: "Botswana hat eine seriöse Regierung und will sicher sein, dass es die Anforderungen auch umsetzen kann."
Autorin: Katrin Gänsler
Redaktion: Katrin Ogunsade