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KonflikteNahost

Gewaltausbruch zwischen Drusen und Beduinen in Syrien

14. Juli 2025

Mindestens 40 Tote, darunter Kinder: In der Region Suwaida eskaliert ein Konflikt zwischen Drusen und Beduinen. Die Regierung in Damaskus kämpft um Stabilität - erneut unter dem Druck religiöser Spannungen.

Zwei Personen in schwarz halten jeweils ein Maschinengewehr
Syrische Sicherheitskräfte sichern nach einem Gewaltausbruch die Region SuwaidaBild: Omar Albam/AP Photo/picture alliance

In der südlichen Provinz Suwaida in Syrien ist es zu schweren bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen Drusen und Beduinen gekommen. Wie die in Großbritannien ansässige Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte berichtet, wurden mindestens 40 Menschen getötet - darunter 27 Drusen, zwei von ihnen Kinder, sowie zehn Beduinen. Rund 50 weitere Menschen wurden verletzt, einige lebensgefährlich. Die Gefechte dauerten bis in die Nacht und den frühen Morgen an.

Suweidas Gouverneur Mustafa al-Bakur sowie mehrere hochrangige drusische Geistliche riefen die Bevölkerung zur Ruhe auf. Sie forderten zugleich ein entschlosseneres Eingreifen der Zentralregierung in Damaskus. Auch das syrische Innenministerium sprach von über 30 Todesopfern und etwa 100 Verletzten in mehreren Ortschaften.

Neue Regierung unter Druck

Seit dem Sturz von Baschar al-Assad vor einem halben Jahr versucht die neue Regierung unter Präsident Ahmed al-Scharaa, Stabilität im vom Krieg gezeichneten Syrien herzustellen. Doch immer wieder kommt es zu Ausbrüchen von Gewalt - häufig entlang konfessioneller Linien.

Syriens neuer Präsident Ahmed al-Scharaa im März 2025Bild: Moawia Atrash/dpa/picture alliance

Der aktuelle Konflikt in Suwaida wurde offenbar durch einen Raubüberfall auf einen drusischen Jugendlichen ausgelöst. Laut Beobachtungsstelle wurde der junge Mann von Angehörigen eines Beduinenstamms brutal überfallen, woraufhin Drusen als Vergeltung Beduinen entführten.

Das syrische Verteidigungsministerium entsandte Truppen, um die Lage unter Kontrolle zu bringen. Teile des Militärs sollen jedoch laut Beobachtungsstelle an der Seite der Beduinen gekämpft haben - ein Vorwurf, der das Misstrauen der drusischen Bevölkerung weiter verstärkte. Das Ministerium betonte hingegen, Ziel sei der Schutz der Zivilbevölkerung. Die Wiederherstellung von Sicherheit sei eine gemeinsame Verantwortung von Staat und Bürgern.

Anhaltende Sorgen um Minderheitenschutz

Die Regierung hat sich einem "Syrien für alle" verschrieben, doch immer wieder erschüttern religiös motivierte Gewaltausbrüche das Land. Drusen, Alawiten und Christen fürchten um ihre Sicherheit. Beobachter verfolgen die Lage mit Sorge - sowohl im Land als auch international.

Vor dem Krieg 2011 lebten rund 700.000 Drusen in Syrien, die meisten von ihnen in Suwaida. Die religiöse Minderheit, die im 11. Jahrhundert aus dem Islam hervorging, stellt etwa drei Prozent der Bevölkerung. Auch im Libanon, in Israel und auf den Golanhöhen gibt es drusische Gemeinschaften.

Erst vor drei Wochen hatte die bislang kaum bekannte Dschihadistengruppe Saraja Ansar al-Sunna einen Selbstmordanschlag auf eine Kirche in Damaskus für sich reklamiert. Dabei wurden mindestens 25 Menschen getötet und mehr als 60 verletzt. Die Gruppe drohte mit weiteren Attentaten.

pgr/haz (afp, dpa, rtr)