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Seitenwechsel

Klaus Jansen9. Mai 2008

Politiker nennen Hansens angekündigten Wechsel zur Führungsspitze der Bahn 'kurios', 'schamlos' oder gar 'Verrat'. Andere sehen den Wechsel entspannter - handelt es sich dabei doch keineswegs um einen Einzelfall.

Norbert Hansen als Transnet-Gewerkschaftsvorsitzender vor der Bahn-ZentraleBild: picture-alliance/ dpa

Zuerst der Kampf um mehr Lohn und sichere Arbeitsplätze, dann plötzlich der Kampf um maximalen Profit und zufriedene Aktionäre. Wenn Gewerkschafts-Bosse in die Führungsetagen von Groß-Konzernen wechseln, ist das für viele unverständlich. Der FDP-Politiker Horst Friedrich redet in der "Frankfurter Rundschau" von einer "Belohnung für die Haltung, die Herr Hansen bisher gegenüber der Deutschen Bahn eingenommen hat". Damit spricht er Hansens Unterstützung beim Privatisierungskurs der Deutschen Bahn an. Transnet hatte sich unter Hansen als einzige Gewerkschaft dafür ausgesprochen.

Hansen war entscheidend an der Privatisierung der Bahn beteiligtBild: AP

Allen Vorwürfen zum Trotz: In Deutschland gab es auch schon vor Norbert Hansen Gewerkschafter, die den Schritt ins andere Lager wagten. Allerdings sind diese Fälle nach wie vor eher selten: Bei der ÖTV, der damaligen "Gewerkschaft öffentliche Dienste, Transport und Verkehr", gab es 2001 einen ähnlichen Wechsel: Dort ging der Vorsitzende der Gewerkschaft, Herbert Mai, zum größten deutschen Flughafenkonzern Fraport, und wurde Arbeitsdirektor.

Häufiger Wechsel

Im Jahr 1991 wurde Adolf Hartmann, der Bundesvorsitzende der Verkehrsgewerkschaft GDBA, zum Personalvorstand der Bundesbahn berufen. Und auch schon vor Hartmann hatten häufig ehemalige Gewerkschafts-Vorsitzende dieses Amt inne. Bis zur Bahnreform 1994 sei der Posten des Personalchefs bei der früheren Bundesbahn fast ausschließlich mit Vizevorsitzenden der Transnet-Vorgänger-Organisation GdED berufen worden, verteidigt Hansen selbst seinen Wechsel.

"Wir können einen solchen Schritt nur begrüßen", heißt es deshalb auch vom Bundesvorsitzenden der GDBA , Klaus-Dieter Hommel. Er sieht durch den Wechsel sogar einen Vorteil, weil Hansen um die Sorgen und Nöte der Mitarbeiter der Bahn wisse. Er unterliege nach Antritt der neuen Position zwar gewissen Sachzwängen, sein Herz schlage aber auch künftig noch für die Arbeitnehmer, so Hommel. Falls das wider Erwarten nicht so sei, werde man keine Rücksicht auf Hansen nehmen, nur weil er einmal bei der Gewerkschaft war.

Grünes Licht von TI

Auch die Anti-Korruptions-Organisation Transparency International (TI) Deutschland hat kein Problem mit einem Wechsel: Bei Hansen sehe man keine Anzeichen für Korruption, und es sei durchaus üblich, dass frühere Gewerkschafts-Funktionäre als Arbeitsdirektoren berufen würden, heißt es von Transparency International. Doch auch die Anti-Korruptions-Organisation kann nicht ausschließen, dass eventuell ein Interessenskonflikt vorliegt. Wenn Hansen schon frühzeitig vom Angebot der Bahn gewusst haben sollte, hätte er seine Kollegen darüber informieren müssen, so TI.

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