April, April
30. März 2012Oft sind die ausgedachten Geschichten recht skurril, doch wer am 1. April das Datum nicht bewusst wahrnimmt, fällt leicht darauf herein. Er glaubt auch an Zeitungsenten - wie die Trojanische Ente: Ein sensationeller archäologischer Fund.
Mythen der Geschichte
Deutsche Archäologen fanden sie nahe Troja. Sie sei ganz aus Holz und könnte als Vorbild für das Trojanische Pferd dienen, das den Griechen die Besetzung Trojas ermöglichte. Wichtige Fragen seien nun zu klären, allen voran: Warum wurde aus der Ente ein Pferd? Vermutlich müssten gar die Geschichtsbücher umgeschrieben werden, verkündete das Nachrichtenportal n-tv.de - zur Verwirrung der Experten.
Der Aprilscherz ist keine Erfindung der Medien. Doch woher und aus welcher Zeit der Brauch stammt, seine Mitmenschen mit ausgedachten Geschichten an der Nase herumzuführen, steht nicht fest. Mal wird er auf die Verlegung des Neujahresfestes durch König Karl IX. zurückgeführt. 1564 entschied der Monarch, dass das neue Jahr nicht länger am 1. April, sondern am 1. Januar beginnen sollte. Wer dennoch am 1. April den Jahreswechsel feierte, erntete Spott. In anderen Theorien wird vermutet, dass sich der Aprilscherz auf das Hin- und Herschicken von Jesus zwischen Pontius Pilatus und Herodes bezieht. Jesus wurde zum Narren gemacht. Aber auch das Narrenfest für die Göttin Venus könnte der Ursprung des April-Scherzes sein.
Buchstäblich traumhafte Natur
So vielfältig die Erklärungen zur Herkunft des Aprilscherzes, so zahlreich die Erfindungen der Lügengeschichten.
Der Guardian veröffentlichte am 1. April 1977 einen Spezial-Bericht über San Serriffe, eine Inselgruppe im indischen Ozean. Sie habe die Form eines Semikolons. So wie San Serriffe von der Schriftart Sans Serif abgeleitet war, entsprachen viele Orte und Namen von Persönlichkeiten der Inseln Bezeichnungen von Schriftarten und der Sprache des Druckwesens. Entsprechend sei der Name der Hauptstadt Bodoni und der des politischen Führers Pica.
Die Inseln seien idyllisch. Ein echter touristischer Geheimtipp. Überwältigend war die Reaktion der Leser, die gerne Sans Serriffe besuchen wollten. Reisebüros und Fluggesellschaften beschwerten sich beim Guardian, da sie den Reisewilligen nicht vermitteln konnten, dass es diese Inseln gar nicht gibt. Der Guardian seinerseits setzte den Spaß fort und druckte Aufkleber mit der Aufschrift "Ich war in Sanss Serriffe" und verkaufte Tausende von Sans Serriffe-T-Shirts.
Spaghetti an den Bäumen wachsen
Dass es Spaghetti gibt, steht außer Frage. Und die stammen dann aus dem Spaghetti-Anbau. Die Ernte fiel üppig aus und sie fand früher statt als sonst. Der milde Winter, ein früh einsetzender Frühling und die erfolgreiche Bekämpfung eines Pflanzen-Schädlings verhalfen den Spaghetti-Bauern im Tessin zu einer grandiosen Ernte. Die einheitliche Länge der Nudeln sei das Resultat jahrelanger, hingebungsvoller Bemühungen der Züchter. Frisch geerntet, an der Sonne getrocknet und anschließend sofort zubereitet, seien Spaghetti ein wahrer Genuss.
Dies berichtete die BBC in einem Beitrag, ausgestrahlt am 1. April 1957. Damals waren Spaghetti noch nicht so bekannt und standen selten auf dem Speiseplan der Engländer.
Die Resonanz auf den Beitrag war enorm - einige Zuschauer wollten wissen, wo sie ihren eigenen Spaghetti-Busch kaufen könnten. Die BBC reagierte mit folgender Antwort: "Stecken Sie einen Spaghetti-Zweig in eine Dose mit Tomatensauce und hoffen Sie auf das Beste."
Erste Nackt-Lesung - ein Medien-Magnet
Der Aprilscherz eines Buchhändlers hielt 2008 die Vertreter der Medien zum Narren. Anlässlich der Präsentation des Buches "Sommer, Sonne, Nackedeis - FKK in der DDR" lud Helmut Maaß in eine Buchhandlung ins mecklenburg-vorpommersche Pasewalk ein. Selbst den Verlag hatte Maaß, wie er sagte, angelogen, denn er wollte nicht, dass der Scherz frühzeitig bekannt wurde.
Mit dem großen Interesse der Medien an der hüllenlosen Buchvorstellung hatte der Buchhändler allerdings nicht gerechnet. Er behauptete, es stünde nur eine begrenzte Zahl an Plätzen zur Verfügung - und lud die Medienvertreter wieder aus. Immerhin waren es über 30 Verlage sowie Rundfunk- und TV-Sender, die gerne über das Ereignis berichten wollten. Aber die können sich ja stattdessen auch eigene April-Scherze ausdenken - wie man weiß.