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"Frei für immer"

Thomas Mösch und Tijani Lawal 7. März 2007

Vor 50 Jahren wurde mit Ghana die erste europäische Kolonie südlich der Sahara unabhängig. Mit dem Hissen der rot-gelb-grünen Fahne mit dem schwarzen Stern begann der Aufbruch Afrikas in die politische Unabhängigkeit.

John Agyekum Kufuor
John Agyekum Kufuor ist Präsident GhanasBild: AP

Es war ein bewegender Moment für einen ganzen Kontinent. Und auch außerhalb Afrikas waren am 6. März 1957 viele Menschen voller Hoffnung. Damals hielt Kwame Nkrumah seine erste Rede als Ministerpräsident des unabhängigen Ghana: "Der Kampf ist nun endlich zu Ende. Und Ghana, eure geliebte Heimat, ist frei für immer."

Nach 80 Jahren britischer Herrschaft legte der neue Staat auch den kolonialen Namen "Goldküste" ab und nannte sich stolz nach dem alten afrikanischen Königreich Ghana. Das lag allerdings einst viel weiter nördlich.

Das neue Afrika

Kwame Nkrumah repräsentierte das neue, selbstbewusste Afrika. Er hatte in den USA und Großbritannien studiert und große Ziele vor Augen. Schon in seiner Rede zur Unabhängigkeit forderte er seine Landsleute auf, sich ihrer neuen Rolle bewusst zu werden und das Land aufzubauen. Dann ertönte erstmals die Nationalhymne.

Einer, der Nkrumah damals aktiv unterstützte, ist Sidi Adam aus Kumasi, der alten Hauptstadt des Ashanti-Reiches im Zentrum des Landes. Adam arbeitete für die Jugendorganisation von Nkrumahs Partei "Convention People's Party" (CPP). "Als Nkrumah kam, gab es zum Beispiel keine Häfen außer dem in Takoradi", erinnert er an Nkrumahs Industrialisierungs-Pläne. "Früher gab es auch keine Industrie. Nach der Unabhängigkeit hat er gesagt: Politische Unabhängigkeit ohne wirtschaftliche Freiheit ist bedeutungslos."

Aufschwung und Niedergang

Unter anderem ließ Nkrumah, der Ghana 1960 zur Republik machte und sich zum Präsidenten wählen ließ, den Staudamm von Akosombo bauen. Hinter ihm staute sich der Volta-Fluss zum größten künstlichen See der Erde und belieferte das ganze Land mit Strom: "Den Leuten ging es gut. Die Jugendlichen hatten Arbeit. Jeder hatte Arbeit und konnte sich leisten, was er brauchte. Heute ist das anders. Es ist schwer, einen Arbeitsplatz zu finden."

In der Tat befand sich Ghana damals statistisch gesehen auf einem ähnlichen Wirtschaftsniveau wie Südkorea oder Spanien. Doch das sollte sich schnell ändern. Nkrumah wählte wirtschaftlich einen zentralistischen Kurs. Im Westen galt er als Sozialist. Auch politisch setzte er auf Gleichschaltung, erinnert sich Adam: "Nkrumah hat die Einheitspartei geschaffen. Jeder sollte in diese Einheitspartei eintreten, um für die gemeinsamen Ziele zu arbeiten. Er war damals der Ansicht, dass eine Vielzahl von Parteien nur Unruhe stiften würde. Deshalb gab es keine Partei außer der CPP. Die CPP war Ghana. Die CPP war alles."

Militär-Putsche

Seit 1992 ist Ghana eine Mehrparteien-Demokratie. Und die Menschen seien froh, dass es so ist, betont Adam. Bis zu dieser demokratischen Stabilität war es ein langer Weg. 1966 stürzten pro-westliche Militärs den immer autokratischer regierenden Nkrumah. Der starb 1972 fast vergessen im Rumänien des Diktators Nicolae Ceausescu.

13 Jahre und vier Militär-Putsche nach Nkrumahs Sturz betrat eine neue Lichtgestalt die politische Bühne des Landes. Anfang Juni 1979 übernahm der junge Flieger-Leutnant Jerry John Rawlings die Macht, nur um sie einige Monate später an eine gewählte Regierung abzugeben. Er rechtfertigte sich damals mit dem wirtschaftlichen Chaos, das viele Ghanaer sogar hungern ließ.

Schon zwei Jahre später beendete Rawlings die Dritte Republik wieder - mit ähnlichen Argumenten. Nach vielen politischen und wirtschaftlichen Experimenten unterwarf sich der einst revolutionäre Militär schließlich dem Internationalen Währungsfonds und führte 1992 auch eine Demokratie nach westlichem Vorbild ein. Einmal wieder gewählt trat Rawlings Anfang 2001 verfassungsgemäß ab und übergab die Macht seinem Widersacher, dem heute noch amtierenden Präsidenten John Kufuor.

Ausgelassen tanzten Bundespräsident Horst Köhler (links) und der Präsident von Ghana, John Agyekum Kufuor im Januar 2007Bild: picture-alliance/dpa

Entwicklungshelfer Deutschland

Weitgehende politische Stabilität und ein in den letzten Jahren recht hohes Wirtschaftswachstum haben Ghana in den vergangenen 15 Jahren wieder zu einem Modell werden lassen. Trotzdem ist die Armut weiter groß und der Staat weitgehend von Entwicklungshilfe abhängig. Deutschland gehört zu den wichtigsten Unterstützern. Die Ghanaer wissen das zu schätzen, wie Präsident Kufuor 2004 anlässlich eines Besuchs des damaligen Bundeskanzlers Gerhard Schröder erklärte. Auch Bundespräsident Horst Köhler schätzt Ghana. Er war einer der ersten ausländischen Gäste, die das Land im Jubiläumsjahr besuchten. Und umgekehrt ist Deutschland, insbesondere die Hafenstadt Hamburg, seit nunmehr 40 Jahren eines der beliebtesten Ziele für ghanaische Auswanderer in Europa.

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