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Gesellschaft

Eine Frau im Zentrum des Epstein-Skandals

31. Juli 2019

Ghislaine Maxwell soll das Vertrauen junger Mädchen gewonnen und sie dann zum Sex mit Milliardär Jeffrey Epstein gezwungen haben. Ein Opfer bringt es auf den Punkt: "Es überrascht, dass eine Frau so etwas zuließ."

Ghislaine Maxwell
Ghislaine Maxwell auf einer Benefizgala für Kinder Bild: Getty Images/R. Kim

Der Fall Jeffrey Epstein erschüttert die Öffentlichkeit: Ein Milliardär, der hunderte junger Mädchen sexuell missbraucht haben soll und beinahe damit davongekommen wäre. Und je mehr Details ans Licht kommen, desto klarer wird: Auch andere Prominente könnten in den mutmaßlichen Sexhandelsring involviert gewesen sein.

Prinz Andrew, Sohn von Queen Elizabeth II, soll Mädchen zum Sex gezwungen haben, die Epstein ihm vermittelt hat. Der ehemalige US-Arbeitsminister Alexander Acosta musste zurücktreten, weil er mit dafür verantwortlich war, dass Epstein in den frühen 2000er Jahren einer lebenslangen Haftstrafe entging. Und von Bill Clinton und Donald Trump ist bekannt, dass sie zumindest mit Epstein befreundet waren.

Eine Rolle ganz anderen Ausmaßes im Epstein-Missbrauchsskandal spielt eine Frau, deren Name weniger bekannt ist: Ghislaine Maxwell. Die 57-jährige Britin trägt die nichtssagende Berufsbezeichnung "socialite", ist seit einer kurzen Beziehung mit Epstein 1992 mit dem Milliardär befreundet – und soll jahrelang junge Mädchen ausgesucht haben, die sie für Sex mit Epstein regelrecht trainierte.

Ghislaine Maxwell auf einem Symposion für "Frauen, Innovationen und Unternehmen"Bild: Getty Images/L. Cavanaugh

Wie etwa Virginia Roberts. Die damals 15-Jährige arbeitete 1998 im Spa von Trumps Mar-a-lago Club in Palm Beach, Florida. Dort lernte sie Maxwell kennen, die sie wiederum mit Jeffrey Epstein bekannt machte. Das ursprüngliche Angebot: Die Schülerin sollte als Masseuse für den mehr als dreimal so alten Mann arbeiten. Das stellte sich schnell als Lüge heraus.

In einem Video der Zeitung Miami Herald, deren Journalistin Julie K. Brown den Skandal aufdeckte, erzählt Roberts, wie nach ihrer Zusage ein Unterricht begann, in dem sie unter anderem lernte, wie man einen Mann oral befriedigt. Wie man sich still und unterwürfig verhält. Und wie man "Jeffrey gibt, was er will", so Roberts. "Viel von diesem Training kam von Ghislaine selbst. Es überrascht, dass eine Frau so etwas zuließ. Und sie ließ es nicht nur zu, sondern brachte mich dazu, es zu tun."

"Ich hatte Angst und diese Menschen hatten Macht"

Roberts sagt, sie war Teil von Epsteins Entourage und wurde immer wieder gezwungen, mit ihm und seinen prominenten Freunden und Geschäftspartnern zu schlafen, bis sie 19 Jahre alt war. Drei Mal soll sie von Prinz Andrew missbraucht worden sein. Auf einem Foto ist die damals 17-jährige Roberts mit dem britischen Prinzen zu sehen; er hat einen Arm um ihre Taille gelegt. Das Bild soll im Londoner Haus von Maxwell entstanden sein, die lächelnd im Hintergrund steht. Die Britin weist die Anschuldigungen weit von sich und sprach in einem Statement von "Lügen und diffamierenden Behauptungen".

Roberts sagt, noch 2007, fünf Jahre nachdem sie dem Sexhandelsring entkam, habe Maxwell sie angerufen und gedrängt, das Geschehene niemals zu melden.Und sie behielt ihre Erlebnisse lange für sich. "Ich war jung, ich hatte Angst und diese Menschen hatten Macht", sagt sie. Jahre später strengte sie ein Zivilverfahren gegen Maxwell an, aber 2017 wurde der Fall durch einen Vergleich beigelegt, in dem Maxwells Seite eine ungenannte Summe an Roberts zahlte.

Mädchen-Vermittlerin und Meereschützerin

Über Maxwells Privatleben ist nicht viel bekannt. Sie ist die Tochter des britischen Medienmoguls Robert Maxwell, der 1991 unter mysteriösen Umständen auf seiner Yacht ums Leben kam. Zum Zeitpunkt seines Todes war er hoch verschuldet und hatte sich am Pensionsfond seiner Angestellten bedient. Ghislaine Maxwell wanderte in die USA aus, wohl auch, um der britischen Boulevardpresse zu entkommen. 2012 gründete sie die Hilfsorganisation TerraMar Project, die sich dem Schutz der Ozeane widmet.

Mitte Juli wurde Jeffrey Epstein verhaftet. Er soll minderjährige Mädchen sexuell missbraucht und sie an Freunde und Geschäftspartner weitergereicht habenBild: Imago Images/ZumaPress/U. Sanghvi

Epstein nannte Maxwell einmal seine "beste Freundin". In der Zeitschrift Vanity Fair heißt es weiter, Maxwell organisiere "weite Teile seines Lebens". Und dazu soll auch das Heranschaffen junger Mädchen gehören, wie Roberts und weitere Frauen sagen.

Im April 2018 ging Maria Farmer, eine ehemalige Angestellte Epsteins, an die Öffentlichkeit. Sie und ihre kleine Schwester, damals 15, seien in den 1990er Jahren von Maxwell und Epstein zweimal sexuell missbraucht worden. Farmer sagte außerdem, sie habe häufig beobachtet, wie junge Mädchen Epsteins Wohnung in New York betraten. "Als ich Maxwell fragte, warum diese jungen Mädchen so oft vorbeikamen, sagte sie, die Mädchen würden sich als Models vorstellen."

Epstein und Maxwell erreichten außerdem einen Vergleich mit Sarah Ransome. Zwischen 2006 und 2007 hätten die beiden ihr versprochen, Studiengebühren für sie zu bezahlen, wenn sie Epstein und seine Freunde sexuell befriedige, sagte Ransome.

Beobachter vermuten, der kommende Gerichtsprozess gegen Epstein könne zu weiteren Prozessen gegen Menschen aus seinem Umfeld führen. Möglicherweise müsste sich dann auch Ghislaine Maxwell verantworten.

Carla Bleiker Redakteurin, Channel Managerin und Reporterin mit Blick auf Wissenschaft und US-Politik.@cbleiker
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