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Musik

Gil Ofarim: vom Teenie-Star zum Rockmusiker

Philipp Jedicke mit dpa/laut.de
6. Oktober 2021

Gil Ofarim wurde in einem Leipziger Hotel antisemitisch angegangen, weil er eine Kette mit einem Davidstern trug. Wir stellen den Musiker vor.

Gil Ofarim schaut lächelnd in die Kamera
Blickt bereits auf 25 Jahre Showbusiness zurück: Gil OfarimBild: Nicole Kubelka/Geisler-Fotopress/picture alliance

Gil Ofarim hatte am 5. Oktober auf Instagram ein Video gepostet, in dem er sich über die antisemitische Behandlung in einem Leipziger Hotel beschwert. Die Reaktionen folgten prompt: Hunderte Menschen demonstrierten vor dem Hotel gegen den wachsenden Antisemitismus in Deutschland, zahlreiche Künstlerinnen und Künstler sowie Politikerinnen und Politiker solidarisierten sich in den sozialen Medien mit Ofarim. Wer ist der 39-jährige Rockmusiker?

Gil Ofarim wurde im August 1982 unter dem Namen Gil Doron Reichstadt als Sohn des israelischen Sängers, Tänzers und Musikproduzenten Abi Ofarim geboren. Sein Vater war in den 1960er-Jahren ein internationaler Star, bekannt vor allem durch seine Hits, die er mit seiner ersten Frau als Duo Esther & Abi Ofarim hatte. Seit 1972 wohnte Abi Ofarim in München, wo seine dritte Frau Sandra den gemeinsamen Sohn Gil zur Welt brachte.

Vor dem Westin Hotel in Leipzig zeigten hunderte Menschen Solidarität mit Gil OfarimBild: Dirk Knofe/dpa/picture alliance

Jüdische Kindheit in München

2020 sagte Gil Ofarim in einem Interview mit der Nachrichtenagentur dpa, dass seine Kindheit und frühe Jugend in München zwar relativ ruhig verlaufen sei, jedoch einiges anders war als bei seinen Altersgenossen: "Ich bin hier auf die jüdische Grundschule gegangen. Für mich war das normal, dass ein bayerischer Polizist mit einem Maschinengewehr vor dem Kindergarten stand."

1997 spielt Gil in einer der beliebten Foto-Lovestorys der Jugendzeitschrift "Bravo" einen Musiker. Der Job bedeutet den Durchbruch für den 15-Jährigen. Im selben Jahr erscheint mit "Round'n'Round (It Goes)" seine Debütsingle. Damals nennt er sich lediglich Gil, ohne seinen Nachnamen. Während er mit dem folgenden Album "Here I Am" in Deutschland lediglich einen Achtungserfolg feiert, wird Gil in Asien zum Star und füllt dort jahrelang Hallen. Zur Jahrtausendwende hat er den ersten Karriereknick: Sein zweites Werk "The Album" floppt.

Neuerfindung als Rocker

Aber Gil Ofarim will es wissen und beginnt 2003 mit vollem Namen einen neuen Abschnitt seiner Karriere. Er entfernt sich vom Pop und schreibt eigene Rocksongs. Er teilt sich die Bühne mit Künstlern wie Jon Bon Jovi und Nena und gründet 2005 mit Zoo Army seine eigene Band. Sein Musikerfreund Oswin Ottl überzeugt Ofarim, seine Songs auf Deutsch zu singen. Kurzerhand gründet Ofarim mit ihm die Band "Acht" und eigens für die neuen Songs sein eigenes Musiklabel "Neuzeitstürmer", auf dem 2010 das Acht-Album "Stell Dir Vor" erscheint. Ofarim kann zwar auch damit nicht an seine Riesenerfolge aus den Neunzigern anknüpfen, aber er wirkt musikalisch mit sich im Reinen und spielt immer wieder ausverkaufte Konzerte.

Seit den Nullerjahren betätigt sich Ofarim als Schauspieler in Musicals und TV-Produktionen und arbeitet als Synchronsprecher und Model. 2012 nimmt er bei der beliebten Casting-Show "The Voice of Germany" teil und schafft es bis ins Viertelfinale. In der Folge macht er auch erfolgreich bei TV-Shows wie "Schlag den Star" oder "The Masked Singer" mit. Die Tanzshow "Let's Dance" verließ er 2017 als Sieger. Über seine Engagements sagt Ofarim rückblickend, dass sie nicht alle "Wunschrollen" gewesen seien. Manchmal müsse man eben tun, was man tun muss, um seine Familie zu ernähren.

Gil Ofarim 2017 beim Tanztraining für "Let's Dance"Bild: picture alliance / Eventpress

Immer wieder aufstehen

Als Solokünstler macht Gil Ofarim weiter Musik, 2020 erscheint das Album "Alles auf Hoffnung", auf dem er den Tod seines Vaters und die Höhen und Tiefen seiner fast 25-jährigen Karriere im Showbusiness reflektiert. Auf seiner Website nennt Ofarim die Platte einen "Befreiungsschlag" und ergänzt: "All diese Erfahrungen und Erlebnisse haben mich zu dem Menschen gemacht, der ich heute bin."

2021 erscheint sein autobiografisches Buch "Freiheit in mir". Darin schreibt der zweifache Vater: "Ich befinde mich auf einer Reise, die noch lange nicht beendet ist. Ich habe viel erlebt und noch mehr zu erzählen. Man kann am Ende zwar nichts mitnehmen, aber vielleicht hinterlässt man seine Fußspuren, an denen sich andere orientieren können."

Mit seinem emotionalen und authentischen Statement auf Instagram hat Gil Ofarim nun die Debatte um Antisemitismus in Deutschland neu entfacht.

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