Vergewaltiger von Gisèle Pelicot akzeptiert Haftstrafe
10. Oktober 2025
Der in einem Berufungsverfahren im Missbrauchsfall Gisèle Pelicot zu zehn Jahren Haft verurteilte Vergewaltiger Husamettin D. nimmt seine Strafe an. Das teilte der Anwalt des 44-Jährigen mit. "Das Verfahren ist damit abgeschlossen", fügte er hinzu.
Die Richter des Gerichts in Nîmes im Süden Frankreichs hatten am Donnerstag die Strafe von D. um ein Jahr verlängert. Er war der einzige der ursprünglich 51 Angeklagten, der auf einem Berufungsverfahren bestand.
D. beteuerte bis zuletzt, er habe Gisèle Pelicot nicht vergewaltigen wollen, sondern sei ein Opfer der Manipulation deren Mannes gewesen. Dominique Pelicot hatte seine Frau über Jahre hinweg immer wieder mit Medikamenten betäubt und gemeinsam mit Männern vergewaltigt, die er in einschlägigen Internetforen dazu eingeladen hatte.
"Ansichten eines früheren Zeitalters"
Im Berufungsverfahren hatte Gisèle Pelicot den Angeklagten scharf zurechtgewiesen. "Zu welchem Zeitpunkt habe ich Ihnen meine Zustimmung gegeben? Niemals!", sagte die 72-Jährige direkt an D. gerichtet. "Stehen Sie zu Ihren Taten und hören Sie auf, sich hinter Ihrer Feigheit zu verstecken."
"Im Jahr 2025 kann man nicht mehr behaupten, sie (Gisèle Pelicot) sei einverstanden gewesen, weil sie nichts gesagt habe", hatte der Staatsanwalt im Plädoyer betont. Dies seien Ansichten eines früheren Zeitalters. Die Uneinsichtigkeit des Angeklagten sei "zum Verzweifeln".
"Damit die Scham die Seite wechselt"
Gisèle Pelicot hatte auf einem öffentlichen Prozess bestanden, "damit die Scham die Seite wechselt". Im Laufe des Verfahrens war sie zu einer Symbolfigur für den Kampf gegen sexualisierte Gewalt geworden. Der erste Prozess in Avignon war mit Haftstrafen für alle Angeklagten zu Ende gegangen, Dominique Pelicot erhielt die höchstmögliche von 20 Jahren.
"Opfer sollen sich niemals für etwas schämen, das ihnen mit Gewalt aufgezwungen wurde", betonte Gisèle Pelicot. "Wenn ich anderen Kraft gegeben habe, dann ist das schon etwas Gutes." Sie sehe sich "am Ende dieser fünfjährigen Tortur" und wolle nun ihr Leben neu aufbauen. Im Februar 2026 sollen ihre Memoiren in 20 Sprachen gleichzeitig erscheinen.
wa/se (afp, dpa)