Dem Pionier der elektrischen Gitarre droht der Schlussakkord: Die Kultfirma Gibson kann ihre Rechnungen nicht mehr bezahlen. Jetzt will das Unternehmen mit einer Umschuldung wieder flüssig werden.
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Der legendäre US-Gitarrenbauer Gibson hat Insolvenz angemeldet und Gläubigerschutz nach Kapitel 11 des US-Insolvenzgesetzes beantragt. Das Unternehmen mit Sitz in der US-Country-Hochburg Nashville im Bundesstaat Tennessee steht mit rund 500 Millionen Dollar (415,6 Millionen Euro) bei Geldgebern in der Kreide und will nun durch eine Umschuldung wieder flüssig werden.
Zugleich präsentierte die Traditionsfirma am Dienstag jedoch eine Vereinbarung mit mehr als zwei Drittel ihrer Gläubiger über eine Umstrukturierung, die Gibson wieder auf die Füße helfen soll, wie Unternehmenschef Henry Juszkiewicz mitteilte. Die Firma beantragte vorläufigen Gläubigerschutz, um sich sanieren zu können. Durch die Vereinbarung mit den Geldgebern würden nach Angaben von Juszkiewicz 135 Millionen Dollar (113 Millionen Euro) an frischen Krediten fließen. Der Geschäftsbetrieb könne so während der Umstrukturierung aufrechterhalten werden.
Ob Rock oder Jazz: Gitarristen stehen auf Gibson
Diese Gitarre hat Musikgeschichte geschrieben. Ausgerechnet ein Jahr vor dem 125. Jubiläum meldet die Traditionsfirma Gibson Insolvenz an. Dabei wurde sie von den Größen der Musikbranche gespielt.
Bild: picture-alliance/dpa/B. Mohai
Les Paul
Er war maßgeblich an der Weiterentwicklung der elektrischen Gitarre beteiligt. Anfang der 1950er Jahre entwickelte er gemeinsam mit dem damaligen Gibson-Präsidenten Ted McCarty ein E-Gitarren-Modell, das nach ihm benannt wurde: "Les Paul".
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Rudolf Schenker
Der Scorpions-Begründer und Gitarrist ist auf Konzerten immer mit seiner "Flying V" unterwegs. Er besitzt sogar rund 200 Exemplare dieses Typs und damit eine der größten Sammlungen dieser Gitarre weltweit. 1984 brachte Gibson eine Rudolf-Schenker-Signature-Flying V-Gitarre auf den Markt. 2013 folgte eine weitere Schenker-Signature-Gibson.
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Mark Knopfler
Mark Knopfler - Ausnahme-Gitarrist und Stimme der "Dire Straits". Auch er besitzt eine riesige Gitarrensammlung und hat durchaus auch Konkurrenzprodukte bekannt gemacht. Für den unverwechselbaren, satten Sound auf "Money For Nothing" aber sorgte eine Gibson: "Les Paul Junior".
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Chuck Berry
Berühmt wurde er durch sein Intro zu "Johnny B. Goode". Zwölf Takte, die zum Meilenstein der Rock-Musik wurden. Am häufigsten trat Chuck Berry mit einer "Gibson ES-330" auf. Diese stöpselte er direkt in seinen Verstärker ein und legte los. So prägte er den Sound der 50er und 60er Jahre.
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Joe Walsh
Die meisten Musikfans kennen Joe Walsh (re.) von den Eagles. Wie viele seiner Kollegen auch, hat Walsh eine umfangreiche Sammlung von Gitarren, darunter eine "Gibson J-200", eine "Les Paul Goldtop" und eine "Les Paul Standard".
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Elvis Presley
Auch der King of Rock 'n' Roll war ein Gibson-Fan. Eines seiner liebsten Stücke wurde 2016 versteigert. Für eine 1969er "Custom Gibson Ebony Dove" zahlte ein Liebhaber 270.000 US-Dollar. Die E-Gitarre hatte Presley 1968 bei den Proben seines TV-Comebacks gespielt und anschließend dem Ehemann seiner Haushälterin Nancy Rooks geschenkt.
Bild: Getty Images/A. Stawiarz
Bob Marley
Die jamaikanische Reggae-Ikone spielte vorzugsweise auf einer "Gibson Les Paul Special" oder einer "Gibson Les Paul Standard". Angeblich wurde Bob Marley sogar mit einer Gibson-Gitarre beerdigt. Posthum widmete ihm das US-amerikanische Unternehmen ein Bob-Marley-Signature-Modell.
Bild: AP
Slash
Der Gitarrist von Guns N' Roses spielt vor allem Gitarren des Typs "Les Paul". In den Anfangstagen von Guns N' Roses sorgte Slash damit für einen Boom beim Verkauf dieses Modells. Die Firma Gibson widmete ihm bis heute mehrere Signaturmodelle.
Bild: Imago/Zumapress
Angus Young
Auch der AC/DC-Gitarrist bevorzugt Gibson-Gitarren, wie beispielsweise das Modell SG mit den beiden leicht asymmetrischen Hörnern. Die Buchstaben "SG" stehen für "Solidbody Guitar". Sie sollen signalisieren, dass es sich um eine E-Gitarre mit massivem Korpus handelt. Und natürlich hat die Firma Gibson auch das Signature-Modell "Angus Young SG" im Programm.
Bild: Imago/CTK Photo
Gary Moore
Der aus Nordirland stammende Musiker und Sänger wurde vor allem durch seine Gastspiele bei der Rockband "Thin Lizzy" bekannt. Obwohl er Linkshänder war, spielte Gary Moore zeitlebens Gitarren für Rechtshänder. Dabei bevorzugte er unter anderem eine 1959er "Gibson Les Paul" und eine "Gibson Les Paul Junior". Hier spielt er allerdings eine "Firebird".
Bild: imago/imagebroker
Joe Pass
Auch im Jazz ist die Gibson-Gitarre weit verbreitet. Zu den berühmten Gitarristen des Jazz zählt Joe Pass, der es liebte, mit seiner Gitarre Bass und Piano zu ersetzen. Hier begleitet er die große Sängerin Ella Fitzgerald auf einer GS-175. Mit Ella hat Joe Pass mehrere Platten aufgenommen, ein Schmuckstück ist "Take Love Easy", auf der Pass seine ganze Bandbreite zeigt.
Bild: picture alliance/United Archives
Kenny Burrell
Hier ist Burell mit der legendären Super 400, die mit bis zu 17.000 Dollar gehandelt wird, zu sehen. Er ist einer der wichtigsten Gitarristen des Hard Bop; seine Platte "Midnight Blue" gehört zu den Klassikern in jeder Jazzsammlung. Wer übrigens mal im New Yorker Viertel Soho unterwegs ist, der sollte zu "Rudy's Music" gehen. Dort hängen Gibsons im Wert von mehr als 25.000 Dollar in der Vitrine.
Bild: picture alliance/Heritage Images
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Die Firma, auf deren Gitarren schon Legenden wie Elvis, John Lennon oder Johnny Cash spielten, steckt trotz eines Jahresumsatzes von rund 1,2 Milliarden Dollar in akuter Finanznot. Analysten hatten schon länger vor Problemen bei der Rückzahlung von Bankkrediten und Anleihen gewarnt. Gibson kratzte in den vergangenen Monaten bereits Mittel durch den Verkauf von Beteiligungen, Immobilien und Geschäftsbereichen zusammen - offenbar nicht genügend. Das 1902 gegründete Unternehmen, dessen Wurzeln bis 1894 zurückreichen, war in Schieflage geraten, nachdem es sich mit gewagten Zukäufen wie der 135 Millionen Dollar teuren Übernahme der Unterhaltungssparte des Philips-Konzerns 2014 verhoben hatte.
Gibson ist vor allem durch seine elektrischen Gitarren weltbekannt, darunter das legendäre Modell Les Paul. Viele der berühmtesten Gitarristen der Rockgeschichte - darunter Jimmy Page von Led Zeppelin, Keith Richard von den Rolling Stones, Carlos Santana und Slash von Guns n' Roses - haben Gibson zur Kultmarke gemacht. Rock-'n'-Roll-Legende Chuck Berry wurde sogar mit seiner geliebten kirschroten Gibson-Gitarre begraben.
Gibson dominiert mit einem Anteil von 40 Prozent den globalen Markt für E-Gitarren, die über 2000 Dollar kosten, wie aus dem Insolvenzantrag hervorgeht. Das Unternehmen schickte 1936 die weltweit erste E-Gitarre in die Serienfertigung und verkauft pro Jahr mehr als 170.000 Gitarren in rund 80 Ländern. Die Sparte Gibson Innovations mit Lautsprechern, Kopfhörern und DJ-Bedarf, die als Hauptgrund der Misere gilt, wird abgewickelt.