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Gladbach geht schon vor der K.o.-Phase k.o.

12. Dezember 2019

Borussia Mönchengladbach zeigt auf internationalem Parkett erneut keine starke Leistung und muss kurz vor dem sicher geglaubten Punkt und dem Weiterkommen doch noch den K.o. gegen Istanbul Basaksehir hinnehmen.

Europa League Borussia Mönchengladbach - Istanbul Basaksehir
Enttäuschung: Gladbach scheitert als einziger von sieben deutschen Europacup-Teilnehmern in der Gruppe Bild: Reuters/T. Schmuelgen

Manchmal liegen zwischen Erfolg und Misserfolg, zwischen Glück und Ärgernis nur Wimpernschläge, wenige Bruchteile einer Sekunde. So wie an diesem Europa-League-Abend in Mönchengladbach: Es läuft die 44. Minute, als Kahveci - von Elvedi nicht konsequent genug angegangen - aus eher mittelprächtiger Position schießt und den Ball recht zentral auf das Tor bringt. Eigentlich kein Problem für einen Profi-Torwart, doch der Aufsetzer-Ball ist schwer einzuschätzen und so kommt es, dass Yann Sommer das passiert, was eigentlich nicht passieren darf: Er verschätzt sich und statt den Ball zu fangen, lässt er ihn vorbei. Das Unheil nimmt seinen Lauf, der Ball trudelt ins Tor, 1:1 kurz vor der Halbzeit.

Ein für sich genommen bemerkenswerte Szene, die aber im Kontext des letzten Bundesliga-Spieltags noch dramatischer wirkt. Denn dort konnte Sommer im Spiel gegen die Bayern einen Ball mithilfe seines ausgestreckten Mittelfingers und dem Grip der Torwarthandschuhe so gerade eben noch von der Linie kratzen, bevor dieser die Torlinie mit vollem Umfang überschreiten konnte - die Torlinientechnik belegte dies zweifelsfrei.

Das Torlinienbild und das Bild des hechtenden Sommer, dem Lars Stindl nur noch nervös hinterherschauen kann wurden neben dem ekstatischen Gladbacher Jubel nach dem Last-Minute-Siegtreffer gegen die Bayern zu den ikonischen Bildern des 14. Bundesliga-Spieltags und der erfolgreichen Gladbacher Tabellenführung. Heute gab es ein fast identisches Bild, aber eben nur fast. Denn wie beschrieben, war Sommer an diesem Abend dem in Richtung Tor trudelnden Ball nicht mehr rechtzeitig hinterhergekommen. Und es sollte noch schlimmer kommen. 

Zunächst verkraftbarer Dämpfer

Marcus Thuram trifft zum 1:0 für die BorussiaBild: picture-alliance/U. Hufnagel

Das Gegentor an sich konnte die Borussia verkraften, nachdem Marcus Thuram das Team in der 33. Minute mit 1:0 zu verdienten Führung geschossen hatte. Doch der Ärger bei Yann Sommer und auch bei Trainer Marco Rose über diesen Torwart-Fauxpas war deutlich sichtbar und wie sich hinterher rausstellen sollte aus gutem Grund. 

Denn manchmal liegen zwischen Erfolg und Misserfolg, in diesem Fall Weiterkommen und Ausscheiden auch nur wenige Zentimeter. Und zwar kurz vor dem Ende, als die Borussia, die sich lange im trügerischen Gedanken wähnte, dass das zwischenzeitliche 1:1 und somit das Weiterkommen schon über die Zeit gerettet werden könnten, plötzlich doch ein weiteres eigenes Tor brauchte, um die Zwischenrunde in der Europa League zu erreichen.

Nach dem Schock durch Crivelli (90.), der die wiederholte Passivität in der Gladbacher Abwehr zum 2:1-Siegtreffer kurz vor Schluss nutzen konnte, war es auf Gladbacher Seite Stürmer Thuram, der beinahe den für das Weiterkommen benötigten Ausgleich markierte. Aber eben nur beinahe, der Franzose traf dann doch nur den Pfosten. Es fehlte nicht viel, aber genug. Wimpernschläge und Zentimeter - neben der mäßigen eigenen Leistung war der Borussia an diesem Abend auch das Glück nicht besonders gut gesonnen. Ganz im Gegensatz zur Bundesliga

Als einziger Deutscher Klub raus 

Europa ade - Crivelli trifft zum 2:1 für die Gäste aus der Türkei Bild: Getty Images/L. Baron

Denn dort läuft es für das Team von Marco Rose ja bekanntermaßen ideal: Bayern geschlagen, Tabellenführer nach dem 14. Spieltag, die Herbstmeisterschaft vor Augen. Im Angesicht dieser mehr als komfortblen Situation wird das aus in der Europa League für die Borussia letztlich wohl verkraftbar und schnell abgehakt sein. Dass man allerdings als einziger der sieben deutschen Europapokal-Teilnehmer im nächsten Jahr nicht weiter international spielt, dürfte dem Selbstbild eines Tabellenführers und (möglichen) Meisterkandidaten nicht ansatzweise gerecht werden.

Bundesliga-Gesicht und Europa-League-Gesicht - dazwischen lag bei der Fohlenelf in dieser Saison weit mehr als Wimpernschläge oder Zentimeter. Der eine oder andere dem Aberglauben zugetane Gladbach-Anhänger mag auch die These vertreten, dass es das dunkelgrüne Gladbacher Europapokal-Trikot ist, das den Misserfolg mit sich brachte. Denn was mit der desaströsen 0:4-Heimpleite gegen Wolfsberg in diesem Trikot anfing, endete mit der zwar knappen aber nicht gänzlich unverdienten Heimniederlage gegen Istanbul in eben diesem Trikot, dass die Borussia in der Bundesliga natürlich nicht trägt. Wolfsberg, Istanbul und die Europa League sind Geschichte, Wolfsburg und die Bundesliga warten - so gesehen doch noch gute Nachrichten für Gladbach an diesem Abend.

David Vorholt Redakteur, Reporter und Autor in der DW-Sportredaktion
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