1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Gladbach scheitert an der Naturgewalt Lukaku

Jörg Strohschein aus Mönchengladbach
1. Dezember 2020

Inter Mailand gewinnt bei Borussia Mönchengladbach und verhindert damit das vorzeitige Erreichen des Champions-League-Achtelfinales der Elf vom Niederrhein. Besonders Romelu Lukaku macht der Borussia das Leben schwer.

UEFA Champions League - Group B - Borussia Moenchengladbach v FC Internazionale
Bild: Lars Baron/Getty Images

Die Blicke der Spieler von Borussia Mönchengladbach gingen zu Boden. Sie hatten in den vorangegangenen 90 Minuten die Chance vertan, den größten Erfolg der jüngeren Vereinsgeschichte zu erreichen. Mit einem Sieg gegen Inter Mailand im fünften Spiel der Gruppenphase der Champions League hätten sie vorzeitig das Achtelfinale des Wettbewerbs erreicht. Am Ende zeigte die Anzeigetafel im kalten Borussia-Park allerdings ein 2:3 (1:1) an. Die Mannschaft von Trainer Marko Rose verzweifelte vor allem an einem Gegenspieler: am zweifachen Torschützen Romelu Lukaku.     

Tony Jantschke führte einen fast schon bemitleidenswerten Kampf im Schleierregen am Niederrhein. Der Innenverteidiger hatte die schier unlösbare Aufgabe, Lukaku zu bewachen und, wann immer es ging, den Ball zu stehlen. Es war ein Kampf wie David gegen Goliath und Jantschke war in diesem Duell im wahrsten Sinne eine halbe Portion gegen den Koloss aus Belgien. 1,91 Meter groß und 93 Kilogramm pure Muskelmasse - der 30 Jahre alte Jantschke prallte häufig einfach nur ab an Lukaku, der einfach weiterlief und den einen oder anderen Aufprall gar nicht erst bemerkte.  

Von Gladbach nicht zu stoppen: LukakuBild: Lars Baron/Getty Images

Spielgestaltender Mittelstürmer 

Lukaku ist der Dreh- und Angelpunkt in der Offensive der Mailänder. Ein spielgestaltender Mittelstürmer, der wohl einzige Stürmer dieses Formats in Europa, der seine Rolle so außergewöhnlich interpretiert. Der 27-Jährige behauptete so ziemlich jeden Ball, der in die Spitze gespielt wurde, legte gekonnt mit dem Fuß ab oder verlängerte mit dem Fuß. Die Mannschaft von Trainer Marko Rose brauchte eine gute halbe Stunde, bis sie sich auf die Spielweise von Inter und auch ein wenig besser auf Lukaku eingestellt hatte. Da waren die Italiener allerdings schon in Führung gegangen. Der rechte Außenverteidiger Darmian tauchte plötzlich völlig freistehend vor Yann Sommer auf und schoss dem Gladbach-Torhüter den Ball aus spitzem Winkel durch die Beine.  

Die Gladbacher mühten sich in der Folge, immer in der ständigen Befürchtung, nach einem Ballverlust durch den dauerhaft lauernden Lukaku einen Konter und womöglich den zweiten Treffer hinnehmen zu müssen. Mit ihrer Spielstärke kamen sie immer besser in die Partie und trafen mit dem Halbzeitpfiff  zum Ausgleich. Alassane Pléa machte das Tor per Kopfball, nach einer maßgenauen Hereingabe von Valentino Lazaro.  

Pléa verfolgt die Flugbahn seines Kopfballs: er passt genau in den Winkel zum 1:1-AusgleichBild: Ina Fassbender/AFP

Lukaku schlägt nochmal zu 

Trainer Rose suchte in der Halbzeitpause den Schlüssel, um sich von der Dynamik und der Wucht des bis dahin omnipräsenten Lukaku ein wenig zu befreien. Rose brachte für Jantschke den eigentlichen Mittelfeldspieler Denis Zakaria als Innenverteidiger ins Spiel. Der 24-Jährige ist körperlich ein wenig mehr auf Augenhöhe als sein Vorgänger und präsentierte sich anfänglich als besserer Zweikämpfer. Die Idee schien aufzugehen - bis zur 64. Minute. Lukaku hatte in diesem Moment den einen Meter - den er lediglich benötigt - zu viel Platz und hämmerte die Kugel von halbrechts flach in die untere linke Ecke des Gladbacher Tores. Sommer konnte dem Ball nur staunend hinterherschauen.    

In der Folge versuchte die Elf vom Niederrhein, den Ausgleich zu erzielen und spielte von Minute zu Minute etwas offensiver und ging mehr Risiko ein. Eine Ausgangsposition wie gemalt für Lukaku. Dieses Mal leisteten sich die Gladbacher einen folgenschweren Ballverlust, der pfeilschnelle Ex-Dortmunder Achraf Hakimi sprintete über die rechte Seite und legte quer in die Mitte, wo Lukaku bereits wartete und ebenso sicher wie wuchtig zum 1:3 (73.) verwandelte.  

Pleas Treffer wird nicht gegeben 

Die Gladbacher steckten aber nicht auf und kamen nur drei Minuten später, erneut durch Pléa, zum Anschlusstreffer. Und um ein Haar hätte der Franzose auch noch seinen dritten Treffer erzielt. Bei seinem Schuss nach 83 Minuten behinderte jedoch Breel Embolo die Sicht des Keepers und stand dabei im Abseits.   

Damit bewahrte sich Inter Mailand, das mit lediglich zwei Punkten nach Mönchengladbach gekommen war, sogar noch die Chance auf ein Weiterkommen am letzten Gruppenspieltag in der Partie gegen Schachtjor Donek. Die Borussia benötigt mindestens ein Unentschieden bei Real Madrid, wenn sie die nächste Runde sicher erreichen will. Mit Lukaku füInter Mailand und Pléa für Mönchengladbach haben beide Teams allerdings berechtigte Chancen, dies auch zu verwirklichen.  

Den nächsten Abschnitt Mehr zum Thema überspringen