Weiße Stadt am Meer
Die Seebrücke von Heiligendamm ist 200 Meter lang, eher schlicht und schmal. Vom Brückenkopf aus hatte man einst den besten Blick auf die klassizistischen Bauten aus dem 18. und 19. Jahrhundert: Das Kurhaus von 1816 mit seinen dorischen Säulen und Götterfriesen, die herrschaftlichen Logierhäuser, die Villen an der See, eine herzogliche Burg, die Kolonnaden, Hotels, Promenaden. Ein homogenes Ensemble, das seine Geschlossenheit bis heute bewahrt hat.
Gesamtkunstwerk von Architektur und Natur
Heiligendamm liegt mitten in einem Landschaftspark, zwischen Meer, Buchenwäldern, Dünen und Feldern. Eine vorpommersche Küstenlandschaft, wie sie Caspar David Friedrich nicht besser hätte inszenieren können. Dazu entstand eine Parklandschaft nach englischem Vorbild. Heiligendamm wurde zu einem Gesamtkunstwerk von Architektur und Natur.
Bis kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs blieb Heiligendamm ein exklusiver Badeort mit prominenten Gästen: der Gründungsvater Friedrich Franz I., Königin Luise, Graf Hardenberg, Wilhelm von Humboldt, Lord Nelson, Feldmarschall Blücher, die Familie von Zar Nikolaus I., Rainer Maria Rilke und andere. Aber auch Hitler zog es hierher, zusammen mit Mussolini. Nach dem Krieg wurde die verfallene Stadt von der Sozialversicherung Mecklenburg-Vorpommern übernommen, 1948 der Kurbetrieb in der "Kur- und Erholungsstätte für Werktätige" wieder aufgenommen.
Wiedergeburt eines Seebads
Viele Jahre lang wurde das einstige luxuriöse Bad der Kaiserzeit sträflich vernachlässigt. 1996 erwarb die Kölner Fundus-Gruppe, die in Berlin das legendäre Hotel Adlon wieder aufleben ließ, die historischen Gebäude. Nach drei Jahren sorgfältiger Rekonstruktion wurde am 1. Juni 2003 das Kempinski Grand Hotel Heiligendamm eröffnet, eines der exklusivsten Resorthotels Europas. Was Deauville für Frankreich, Knokke-Het Zoute für Belgien, die Hamptons für New York, das könnte Heiligendamm eines Tages für Deutschland werden. (pg)