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GMF: Desinformation und Populismus bekämpfen

Kathleen Schuster rb
14. Juni 2021

Die Corona-Pandemie hat die gesellschaftliche Rolle und Verantwortung der Medien in den Fokus gerückt. Kanzlerin Merkel wird das Global Media Forum eröffnen - die Konferenz ist öffentlich und online frei zugänglich.

11 | Street Debate | How can African journalists shape the image of their continent — at home and abroad?
Teilnehmer des GMF 2019 in BonnBild: DW/R. Oberhammer

Das diesjährige Global Media Forum (GMF) bringt Medienschaffende und Entscheidungsträger aus aller Welt unter dem Motto "Disruption und Innovation" zusammen. Veranstalter ist die Deutsche Welle. Ein beispielloses Jahr liegt hinter der ganzen Weltgemeinschaft. Medien spielen während der Pandemie eine wichtige Rolle. Deshalb wird das 14. Global Media Forum, das am 14. und 15. Juni stattfindet, einen eingehenden Blick darauf werfen, wie es um den Journalismus im Zeitalter der Desinformation steht - ob es Medienschaffenden gelingt, das Blatt wieder in Richtung Wahrheit und Genauigkeit zu wenden. Die Konferenz wird dieses Jahr, der Pandemie geschuldet, ein Hybrid aus Online- und Präsenzveranstaltung in Bonn sein.

Nach der Eröffnung durch DW-Intendant Peter Limbourg werden eine Reihe hochkarätiger Politiker aus Deutschland Reden halten. Darunter Bundeskanzlerin Angela Merkel, CDU-Parteichef und Unions-Kanzlerkandidat Armin Laschet sowie Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock. Auch namhafte Persönlichkeiten aus Zivilgesellschaft, Kultur und Wissenschaft teilen ihre Einschätzungen. Unter den Gästen: Die philippinische Geschäftsführerin und Chefredakteurin des Nachrichtenportals Rappler Online, Maria Ressa, der US-amerikanische Historiker Timothy Snyder, der US-amerikanisch-kanadische Experimentalpsychologe und Kognitionswissenschaftler Steven Pinker sowie die Friedensnobelpreisträgerin Leymah Gbowee aus Liberia.

Bundeskanzlerin Merkel spricht zur Eröffnung der MedienkonferenzBild: Steffen Kugler

Ungezügelte Macht sozialer Medien?

Außerdem spricht der Brasilianer Felipe Neto, dessen Kampf gegen die Zensur weltweit beachtet wird. Neto wurde mit Morddrohungen und Diffamierungskampagnen unter Druck gesetzt, weil er den brasilianischen Präsidenten Jair Bolsonaro kritisiert hatte. "Wenn wir es mit Faschismus und Faschisten zu tun haben, ist jeder, der sich entscheidet zu schweigen, ein Komplize dieses faschistischen Regimes", sagt Neto im DW-Gespräch.

Dem brasilianischen Entertainer und Vlogger Felipe Neto folgen Millionen von Nutzern auf der ganzen WeltBild: Prensa Felipe Neto/dpa/picture alliance

Aus seiner Sicht sei es sehr beschämend, "dass Künstler und Influencer schweigen angesichts dieses Regimes, das Brasilien übernimmt. [...] Ich stehe zu meiner Meinung und ich glaube, dass man nicht schweigen kann bei jemandem wie Jair Bolsonaro."

Mit 17 Millionen Abonnenten auf YouTube und einer Fangemeinde von 41 Millionen Nutzern weltweit, weiß Neto aus erster Hand, wie einflussreich soziale Medien sind. "Wenn dir eine Million Menschen folgen, dann können eine Million Menschen falsch informiert sein, wenn du eine Lüge erzählst oder etwas nur aus dem Stegreif sagst, ohne es recherchiert zu haben. Das ist eine Verantwortung, die ich sehr ernst nehme", erklärt der Autor und Schauspieler.

Auch der nigerianische Journalist und Herausgeber der unabhängigen Online-Zeitung TheCable, Simon Kolawole, ist sich dieser Verantwortung bewusst. Für den GMF-Redner sind große soziale Plattformen wie Twitter und Facebook ein zweischneidiges Schwert der Masseninformation. Die Kraft sozialer Medien könne für Gutes und Schlechtes genutzt werden. "Große Plattformen wie Twitter und Facebook haben bei der Verbreitung von Inhalten professioneller Medien sehr geholfen haben. Aber sie haben auch den größten Raum für einen Mob geschaffen, wo er sich versammeln und aufputschen kann", sagt Kolawole. Ein Thema, zu dem führende Vertreter der sozialen Medien auf dem GMF sicherlich Stellung nehmen werden - wie Jesper Doub, Facebooks Direktor für Nachrichtenpartnerschaften und Philip Justus, Googles Vizepräsident für Zentraleuropa.

Der nigerianische Journalist Simon Kolawole kritisiert, dass soziale Medien die Tür zur "Mob-Zensur" geöffnet hättenBild: Mansur Ibrahim/TheCable

Sicherer Raum für Journalisten

Eine weitere wachsende Sorge im Journalismus ist die persönliche Sicherheit. Nicht nur aufgrund physischer Angriffe und Belästigungen, sondern auch wegen der Strafverfolgung. Besonders im Hinblick auf Überwachungsmöglichkeiten durch den Einsatz neuer Technologien und die sozialen Netzwerke. Irene Khan, die über Medienfreiheit referieren wird, fürchtet um das Leben von Journalisten - vor allem von Frauen.

Journalismus ist ein "wesentliches Element des modernen Informationsökosystems", so UN-Sonderberichterstatterin Irene KhanBild: FABRICE COFFRINI/AFP/Getty Images

Als UN-Sonderberichterstatterin für die Förderung und den Schutz des Rechts auf freie Meinungsäußerung hat Irene Khan einen besorgniserregenden Trend beobachtet und kämpft dafür, ihn umzukehren. "Journalisten sind auf den Zugang zu Quellen angewiesen, die sich ausreichend sicher fühlen, um Informationen über sensible Themen zu teilen. Allzu oft erleiden Journalisten Repressalien für ihre investigative Arbeit und sind gezwungen, ihre Quellen preiszugeben - die dann ebenfalls oft schikaniert, angegriffen und strafrechtlich verfolgt werden", sagt Kahn.

Angriffe auf die Meinungsfreiheit und die Notwendigkeit vielfältiger Stimmen in den Medien beschäftigen auch die türkisch-britische Romanautorin Elif Shafak auf dem GMF.

Die türkisch-britische Autorin Elif Shafak nutzt Literatur, um "den Stimmlosen eine Stimme zu geben"Bild: Ferhat Elik

"Da ich aus einem Land wie der Türkei komme, weiß ich, wie schwerwiegend Worte sein können. Wegen etwas, das man in einem Interview sagt oder in einem Buch schreibt, kann man vor Gericht gestellt werden. Man kann dämonisiert werden, man kann in den sozialen Medien und in den Medien angegriffen und ins Visier genommen werden", sagte sie der DW. "Wir leben in einer Welt, die Vielfältigkeit nicht feiert oder versteht, sondern wir werden ständig auf bestimmte Identitäten reduziert - oder nur auf Bedrohungen von Identitäten. Ich möchte in der Lage sein, die Vielfältigkeit zu feiern."

Gesetzgebung für europäische Rundfunkanstalten

Das diesjährige Global Media Forum wird auch nach Lösungen suchen, um den seriösen Journalismus voranzutreiben. Eine Möglichkeit, zumindest was Europa betrifft, werde die Stärkung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks sein, sagt Noel Curran, der Generaldirektor der European Broadcasting Union (EBU). "Während des COVID-19-Lockdowns haben die öffentlich-rechtlichen Medien vertrauenswürdige Nachrichten, Bildung und dringend benötigte Unterhaltung geliefert. Die Einschaltquoten zeigen, dass sich die Öffentlichkeit in großer Zahl an uns gewandt hat", sagt Curran der DW.

EBU-Generaldirektor Noel Curran: "Es war schon immer unsere Aufgabe, dafür zu sorgen, dass Regierungen, Behörden und das Publikum die entscheidende Rolle der öffentlich-rechtlichen Medien in der Gesellschaft verstehen"Bild: Steve Forrest/Workers' Photos

Die Sicherstellung der Finanzierung der öffentlich-rechtlichen Sender nach der Pandemie werde entscheidend sein. Um dies zu erreichen, müsse die EU nach Meinung Currans eine sinnvolle Plattform-Gesetzgebung verabschieden. "Es ist dringend notwendig, die digitale Souveränität Europas zu sichern, damit die nächsten Generationen weiterhin von starken öffentlich-rechtlichen Medien profitieren können", sagte er.

Die diesjährige Veranstaltung ist für die Öffentlichkeit kostenlos. Klicken Sie hier, um sich für Ihren kostenlosen digitalen Pass zu registrieren. 

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