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GLS Bank: Ohne Sinn kein Gewinn

Klaus Deuse
31. Mai 2024

Deutschlands größtes sozial-ethisches und ökologisch wirtschaftendes Geldinstitut, die GLS Bank aus Bochum, wird 50 Jahre alt. Das Geheimnis des stetigen Wachstums: Nur sinnvoll angelegtes Geld bringt Gewinn.

Deutschland GLS Bank Jubiläumsfestival
Beim Jubiläumsfestival der GLS BankBild: GLS Bank

"Dein Geld gestaltet die Welt." Bei diesem Werbe-Slogan der Gemeinschaftsbank (GLS) geht es nicht darum, das eigenen Geld zum eigenen Nutzen zu vermehren, sondern darum, es sozial-ethisch verantwortlich und ökologisch nachhaltig "arbeiten" zu lassen. Ein Geschäftsmodell, das die GLS Bank mit Hauptsitz in Bochum seit 50 Jahren stetig prosperierend betreibt.

Sinn geht dabei vor Gewinn. "Wir brauchen einen Ausstieg aus rein renditegetriebenen Geschäften. Geld muss selbst zur erneuerbaren Energie werden," brachte es Thomas Jorberg, der langjährige Vorstandssprecher, einmal auf den Punkt.

Diese nachhaltige Einstellung zum Umgang mit Geld wird von immer mehr Deutschen geteilt. Inzwischen betreut die GLS über 366.000 Kunden und weist eine Bilanzsumme von 9,9 Milliarden Euro aus.

In der Bank gab es gemeinsames Frühstück in den 90er Jahren, als die Mitarbeiterschaft noch überschaubar warBild: GLS Bank

Am Anfang ging es um eine Waldorfschule

"Alles fing damit an", erinnert sich der heute 90-jährige Albert Fink, "dass etwa 60 Eltern Geld für den Bau einer Waldorfschule benötigten, aber dafür keinen Kredit von einer Bank bekamen." Die Lösung des Problems lieferte der Bochumer Rechtsanwalt Wilhelm Ernst Barkhoff.

Auf seinen Rat hin gründeten die Eltern eine Leihgemeinschaft und übernahmen die Verantwortung für den Kredit. Damit war der Bürgschaftskredit geboren. Bei einem solchen Kredit stellen Bürgen das eigene Vermögen zur Verfügung, um dem Kreditnehmer Sicherheit zu bieten. "Das war die Blaupause für die Bank", sagt Albert Fink, der 1974 zu den Gründungsvorständen gehörte.

Die GLS Bank wächst beständig

Mit 526.155 Mark fiel die Eröffnungsbilanz noch bescheiden aus. Damals beschäftigte die GLS neun Mitarbeiter und zählte als Genossenschaftsbank 101 Mitglieder. Nunmehr, 50 Jahre später, wickeln rund 940 Mitarbeiter die Geschäfte ab.

Im Montagskreis sprachen der Vorstand und alle interessierten Mitarbeitenden früher über die Weltlage und es wurden neue Projekte vorgestellt oder über Kredite entschiedenBild: GLS Bank

Die Bilanz für 2023 spiegelt einen anhaltenden Wachstumsprozess wider. So stieg die Zahl der Mitglieder innerhalb eines Jahres um 12.400 auf 130.000 und die Zahl der Kunden um 31.600 auf 366.000.

Auch die Kundeneinlagen sind auf über acht Milliarden Euro gewachsen. Neu vergeben wurden 2023 Kredite in Höhe von gut einer Milliarde Euro. Warum wie viel Geld in welches Projekt fließt, das können Mitglieder nachlesen, denn im hauseigenen Bankspiegel wird Transparenz im Geldgeschäft ganz groß geschrieben.

Pionierarbeit auf dem Finanzmarkt

GLS, diese drei Buchstaben stehen für: die Gemeinschaftsbank für Leihen und Schenken. Nun hat eine Bank nichts zu verschenken. Aber Geld, betont Albert Fink, besitze drei Qualitäten. "Die eine ist das Schenken, die andere ist das Zahlen, das Kaufen. Und die dritte Qualität ist das Leihen".

Die Kombination daraus ermöglicht es der Bank, Kredite an nachhaltige Branchen zu günstigen Zinssätzen zu vergeben, da Anleger gegenüber der Bank ihrerseits auf Zinsen verzichten. Zu den sechs Kernbranchen der GLS gehören Soziales und Gesundheit, Bildung und Kultur, Wohnen, Ernährung, Erneuerbare Energien sowie nachhaltige Wirtschaft.

In den frühen Geschäftsjahren wurde der Bochumer Banken-Neuling von etablierten Bankern noch als Exot belächelt. Doch mit dem sozial-ethischen und ökologischen Ansatz leistete die GLS auch Pionierarbeit auf dem Finanzmarkt. Dass mittlerweile auch andere Geldinstitute den Bereich "Grüne Geldeinlagen" entdeckt haben, spiegelt sich in Zahlen wider. So stieg das Volumen nachhaltiger Geldeinlagen in Deutschland zwischen 2009 und 2015 von gut 12 auf 69 Milliarden Euro.

Für die seit 2023 amtierende Vorstandssprecherin Aysel Osmanoglu ist diese Entwicklung nicht ohne GLS erklärbar und letztlich der Beleg für ein nachhaltiges und ökonomisch tragbares Geschäftsmodell. "Wir merken, dass es aus anderen Bereichen ein Interesse an uns und unserem Modell des Bankings gibt." Ein Interesse, das bundesweit besteht. So unterhält die GLS neben dem Hauptsitz in Bochum noch Filialen in Berlin, Frankfurt, Stuttgart, München, Freiburg und Hamburg.

Auch bei der Finanzierung von Geburtshäusern hilft die GLS-BankBild: Uli Deck/dpa/picture alliance

Unterstützung reicht von der Landwirtschaft bis zu Immobilien

Ob ein Fonds für organische Landwirtschaft, der die Finanzierung biologisch-dynamischer Höfe in gemeinnütziger Trägerschaft ermöglicht oder ein Kredit für die Mitglieder eines örtlichen Stromnetzes, die sich selbst um ihre Energieversorgung kümmern, oder die Finanzierung eines Hebammenhauses: die Palette sozial-ökologischer und nachhaltiger Projekte ist umfangreich.

Auch nachhaltiges Bauen und bezahlbarer Wohnraum gehören nach den Worten von Aysel Osmanoglu dazu. "Unsere Prioritäten lauten: erst sanieren und nachverdichten, dann neu bauen. Serieller Holzbau ist fester Teil unseres Konzeptes, während soziale Teilhabe immer mitgedacht wird." Aktuell ermöglicht man mit der GLS Crowd einen Windpark in Bayern, und zwar durch die Beteiligung der Bürger in den jeweiligen Gemeinden.

Förderung der Energie- und Verkehrswende

Außerdem läuft eine Crowdfunding Kampagne mit dem Ziel, dass sich Menschen durch den Kauf eines Solar-Balkonkraftwerks an der Energiewende beteiligen. "Wenn nur drei der 60 Millionen Menschen in Deutschland mitmachen, die einen Balkon haben," rechnet GLS-Vorstandssprecherin Osmanoglu vor, "ersetzt das die Energiekapazität eines Kohlekraftwerkes."

Unkompliziert zu installierende Solarmodule am Balkon helfen bei der EnergiewendeBild: Bernd Diekjobst/dpa tmn/picture alliance

Und mit der jüngsten Ausgründung der GLS Mobility will die größte sozial-ökologische Bank in der Republik einen zusätzlichen Impuls in Richtung Verkehrswende setzen. Und zwar durch die Finanzierung von Ladeinfrastruktur.

Mitunter lässt sich CO2 im Geldverkehr auch durch Kreativität im Kleinformat einsparen. In Gestalt der EC-Karte, die es seit dem letzten Jahr für GLS-Kunden als nachhaltige Holzkarte gibt. Sie besteht zu mehr als 90 Prozent aus Holz und ist mit einem Bio-Klebstoff verklebt. Im Vergleich zu den üblichen Plastikkarten spart diese Holz-Ausgabe pro Einsatz 20 Gramm CO2. Und wenn man bedenkt, dass pro Jahr in Deutschland knapp 160 Millionen Bezahlkarten aus Plastik ausgegeben werden, kommt bei deren Einsatz unter dem Strich jede Menge CO2 zusammen.

50 Jahre nach der Gründung kann Aysel Osmanoglu auf einen erfolgreichen Kurs abseits herkömmlicher Bankengeschäfte zurückblicken. Und mit dem Blick nach vorn zeigt sie sich überzeugt davon, "dass wir auch in Zukunft aus der Bank heraus Lösungen für gesellschaftliche Herausforderungen entwickeln."

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