Vor 70 Jahren erschien das Goethe-Wörterbuch. Die Ideale der Weimarer Klassik wurden darin zusammengefasst. 1946 war das auch eine Antwort auf die NS-Zeit. Der Dichter war nämlich vielmehr als nur ein Literat.
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Goethe: Dichter und vieles mehr
Er schenkte der Welt jede Menge Literatur. Aber Johann Wolfgang von Goethe gab sich damit nicht zufrieden. Das vielseitige Genie suchte Antworten - in unterschiedlichen Genres. Wir stellen seine unbekannteren Seiten vor.
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Der Minister und Haushaltssanierer
Mit 26 Jahren ging der junge Goethe an den Hof von Weimar. Er wurde Minister von Herzog Carl August. Goethes Beamtentätigkeit umfasste den Bergbau sowie den Vorsitz der Wegebau- und der Kriegskommission. Sein oberstes Ziel war es, den verschuldeten Haushalt zu sanieren. Dafür setzte er auf Radikal-Kuren wie die Halbierung der Streitkräfte.
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Der treue Freund
In dieses Gartenhaus im Park in Weimar zog Goethe sich gerne zurück. Herzog Carl August war mehr als sein Arbeitgeber, die Herren waren 53 Jahre lang Freunde. Nicht immer in Harmonie, denn Goethe hatte einen eigenen Kopf. So strapazierte er die Beziehung mit plötzlichen Fernreisen. Carl August war es, dem er sein "von" verdankte: Der Herzog adelte Goethe 1782.
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Der Naturwissenschaftler
Goethe war am Weimarer Hof durchaus ausgelastet. Doch diese Tätigkeit allein erfüllte ihn nicht. Und so suchte er in anderen Welten: Geologie, Botanik, Mineralogie und Osteologie. Später befasste er sich mit Pflanzen-Metamorphose und war Mitbegründer der Morphologie, also der Wissenschaft vom Bau und von der Organisation der Lebewesen und ihrer Bestandteile.
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Der Aussteiger
Als ihm auf dem Gipfel seiner Amtskarriere das Korsett als Minister zu eng wurde, reiste Goethe 1786 ohne Vorankündigung für zwei Jahre nach Italien. Er lernte die Antike und die Renaissance lieben. In Briefen schrieb er von "Wiedergeburt" und "neuer Jugend". Italien inspirierte ihn, er arbeitete an den Stücken "Iphigenie auf Tauris", "Egmont" und "Torquato Tasso".
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Der Gartenkünstler
Goethe war ein Blumen-Liebhaber, mochte insbesondere Malven. Auch wenn er nie einen Fuß nach England setzte, war er von englischen Landschaftsgärten fasziniert. Manches davon setzte er im eigenen Garten aber auch im Weimarer Park an der Ilm um. Das "Römische Haus", hier im Bild, hat Goethe übrigens, inspiriert durch seine Italienreise, noch maßgeblich angeregt und den Bau anfangs geleitet.
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Der Verführer
Das Bild zeigt Christiane Vulpius, Goethes Geliebte und spätere Frau aus einfachen Verhältnissen. Seine Mutter nannte sie "Bettschatz". In der Tat inspirierte die junge Frau den Dichter zu den "Römischen Elegien". 24 freizügig erotische Gedichte - viel zu anstößig für Weimar. Doch die Elegien waren mehr: Goethes Emanzipation als Autor, angeregt durch antike Dichter, streng in der Form.
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Der Theaterdirektor
Mehr als 20 Jahre betätigte sich Goethe als künstlerischer Leiter. Zuerst am Liebhabertheater am Weimarer Hof, später am neu gegründeten Weimarer Hoftheater. Anfangs war dieses Engagement laienhaft. In den ersten Stücken spielte er selbst mit - teilweise gemeinsam mit seinem Freund, dem Herzog Carl August. Später wurde das Hoftheater zu einer der führenden Bühnen im Land.
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Der Klassiker
Goethe und Schiller - zwei Freigeister. Der eine, Schiller, nannte Goethe anfangs "einen gefühlskalten Egoisten". Der wiederum sprach von einer "misslungenen Begegnung". Und doch konnten sie nicht ohne einander, entwickelten gemeinsam eine Literaturauffassung, heute bekannt als "Weimarer Klassik". Ein wichtiger Austausch für beide. Schiller hätte ihn wieder "zum Dichter gemacht", schrieb Goethe.
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Der Farbenlehrer
20 Jahre beschäftigte sich Goethe mit dem Wesen von Farben. 1810 veröffentlichte er eine eigene Farbenlehre - zwei Bände und Bildtafeln. Darin erfasste er Farben in ihrer Gesamtheit, nicht nur aus physikalischer Sicht. Doch nur ein Drittel aller Voten aus der Wissenschaft sprach sich für Goethe aus, fast die Hälfte dagegen. 20 Prozent äußerten sich ambivalent. Goethe war enttäuscht und getroffen.
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Der Brückenbauer: Okzident und Orient
Nicht nur Italien und die Antike inspirierten ihn. Johann Wolfgang von Goethe studierte Arabisch und Persisch, las den Koran und verschlang die Verse von Hafis, einem der bekanntesten persischen Dichter und Mystiker. Der neu entdeckte Kulturraum versetzte ihn in "schöpferische Hochstimmung". Es entstand seine umfangreichste Gedichtsammlung "West-östlicher Divan".
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Der Suchende
Welche autobiografischen Züge birgt Goethes Meisterwerk, die Tragödie "Faust"? Jedenfalls sind beide, der Autor und sein Protagonist, auf der Suche nach dem, was die Welt im Innersten zusammenhält. Der Gelehrte Faust wird konfrontiert mit Gier nach tieferer Erkenntnis und mehr Lust, gescheiterten Beziehungen, Magie, Schuld, Glaube, göttliche Vergebung, Erlösung und noch viel mehr. Und Goethe...?
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Wer nur das literarische Schaffen von Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832) betrachtet, muss zu dem Schluss kommen, dass der in Frankfurt am Main geborene Autor ein überaus kluger Kopf war. Zurecht gilt er als einer der bedeutendsten Repräsentanten deutschsprachiger Dichtung. Sein Repertoire umfasst Dramen, Epik, Lyrik und autobiografische Schriften. Auch sein umfangreicher Briefwechsel ist von literarischer Bedeutung.
Basis dessen ist - wie es sich für eine Bürgerfamilie des 18. Jahrhunderts gehört - eine umfassende schulische Ausbildung durch Privatlehrer. Da es für den jungen Goethe keine Chance auf freie Berufswahl gibt, bleibt ihm nichts anderes übrig, als dem Wunsch des Vaters zu entsprechen. Er studiert in Leipzig und Straßburg Rechtswissenschaft. Danach ist er Advokat in Wetzlar und Frankfurt.
Mehr und mehr bricht sich jedoch seine wahre Berufung Bahn. Aus seiner Neigung zur Dichtkunst wird ein Beruf. Das Drama "Götz von Berlichingen", erscheint 1773 und wird ein erster früher Erfolg. Die literarische Welt zollt ihm Anerkennung.
Internationaler Erfolg mit "Faust"
In ganz Europa wird Goethe im Jahr darauf durch seinen Roman "Die Leiden des jungen Werther" bekannt. Er handelt von der unglücklichen Liebe eines Mannes zu einer Frau, die bereits inoffiziell verlobt ist, und endet mit mit dem Suizid des Verliebten. Der Geschichte zugrunde liegt die reale Begebenheit eines Freundes von Goethe, die sich in Wetzlar ereignet hat.
All sein literarisches Können spiegelt sich in Johann Wolfgang von Goethes Tragödie "Faust". Johann Georg Faust gab es tatsächlich. Er war ein angesehener Forscher und Lehrer, der zu Beginn der Neuzeit lebte. Bei Goethe heißt der Wissenschaftler jedoch Heinrich Faust und ist ein beruflich und privat zutiefst unzufriedener Mensch. Deprimiert und lebensmüde geworden, schließt er einen Pakt mit dem Teufel - mit fatalen Folgen und überraschenden Erkenntnissen. Goethe macht seinen Faust zu einem Sinnbild für den planlos strebenden Menschen des Abendlandes in der ersten Phase des 19. Jahrhunderts. Das Werk gilt als das bedeutendste und meistzitierte der deutschen Literatur. Seinem Verfasser beschert es gegen Ende seines Lebens die internationale Anerkennung als Repräsentant des geistigen Deutschlands. Auch im 21. Jahrhundert sind Goethes Gedichte, Dramen und Romane Schullektüre und gehören zu den Meisterwerken der Weltliteratur.
Mehr als "nur" ein Schriftsteller
Die literarischen Erfolge des Schriftstellers strahlen so grell, dass manche seiner anderen Seiten kaum wahrgenommen werden. Goethe ein Multitalent zu nennen, ist durchaus gerechtfertigt. Die Bezeichnung Universalgenie aber wäre übertrieben. Dennoch kann sich sehen lassen, was Goethe neben der Schriftstellerei unternommen hat: da sind seine naturwissenschaftlichen Studien und Schriften, seine innovativen Ideen im Staatsdienst und als Berater des Herzogs. Da gibt es Reisen in andere Kulturkreise und das Bemühen, Okzident und Orient miteinander zu verbinden. Und nicht zuletzt: seine große Liebe zum Theater. Genießen Sie also den Dichter und Tausendsassa Goethe in Bildern!