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Gold, Gier, Gift - Schürfer vergiften Mosambiks Flüsse

DW Reporter | Antonio Cascais
19. September 2025

In Mosambik verursachen illegale Goldschürfer schwere Umweltprobleme, die das Leben von Menschen und Tieren gefährden. Umweltschützer und Behörden schlagen Alarm.

Männer in einer illegalen Goldmine schaufeln Sand in eine Sortiermaschine
Unkontrollierter Goldabbau verursacht Schäden im Ökosystem von Manica, WestmosambikBild: DW

Tausende illegale Goldschürfer ("Garimpeiros") strömen in die Goldregion am Fluss Révuè und seinen Nebenflüssen. Sie kommen aus ganz Mosambik, aber auch aus dem Ausland - vor allem aus dem angrenzenden Simbabwe sowie aus Malawi und Sambia

Angetrieben von der Gier nach Gold und der Hoffnung auf ein besseres Leben nehmen sie keine Rücksicht auf den Umweltschutz. Sie setzen giftige Substanzen wie Quecksilber, Zyanid und Arsen ein, um Gold aus Gestein und Sedimenten zu lösen und abzutrennen. Diese hochtoxischen Stoffe gelangen während des Abbauprozesses in Luft, Boden und Gewässer - mit verheerenden Folgen für die Umwelt und die Menschen. Besonders betroffen ist der Révuè-Fluss - und damit auch die Chicamba-Talsperre, die wichtigste Trinkwasserquelle der Region.

Quecksilber, Zyanid, Arsen: Verschmutzte Flüsse bergen Gesundheitsrisiken für die Bevölkerung in der Provinz ManicaBild: DW

Regionalregierung will Konsequenzen ziehen

Als Reaktion hat die Regionalregierung der Provinz Manica, die im Zentrum Mosambiks liegt und im Westen an Simbabwe grenzt, beschlossen, die informellen Schürfarbeiten zu einzudämmen. Sie will die "Garimpeiros" strenger verfolgen und bestrafen. Auch die Aktivitäten großer Bergbauunternehmen, die Konzessionen erworben haben, sollen besser kontrolliert werden.

Internationale Konzerne wie Xtract Resources plc und Horizonte Minerals plc, beide mit Sitz in Großbritannien, besitzen bereits seit Jahren Konzessionen für den Goldabbau in Manica. Sie betonen stets, im Gegensatz zu den informellen Goldschürfern alle Umweltnormen einzuhalten und ihre Einnahmen ordnungsgemäß in Mosambik zu versteuern.

Dennoch sollen auch diese Unternehmen auf den Prüfstand kommen, betonte Anfang September die Gouverneurin von Manica, Francisca Tomás: "Wir müssen die Flussläufe frei und das Wasser sauber halten - nicht nur für die Landwirtschaft, sondern auch für die Menschen, die Trinkwasser brauchen."

Francisca Tomás, Gouverneurin von Manica, fordert einen nachhaltigen Bergbau mit regelmäßiger KontrolleBild: DW

Die Flussläufe trocknen aus, das Wasser wird trüb, und viele Bereiche verlanden zunehmend - auch wegen mangelhafter staatlicher Kontrolle und fehlender Umweltaufsicht. Die Gouverneurin fordert deshalb regelmäßige Überprüfungen und eine nachhaltige Regulierung der Goldförderung. Nur so könne die Ausbeutung der natürlichen Ressourcen langfristig im Einklang mit Mensch und Natur erfolgen.

Illegale Methoden im Einsatz

Der Distrikt Manica weist eines der größten Goldvorkommen Mosambiks auf und ist damit zum Epizentrum des Kleinbergbaus geworden. Viele Schürfer halten sich jedoch nicht an gesetzliche Vorgaben oder Umweltauflagen. In Gebieten wie Mukurumadzi und Penhalonga, wo mehrere kleinere Flüsse in den Révuè münden, hat sich die Lage in den letzten Monaten dramatisch verschärft.

Ein illegaler Schürfer, Leonardo Beissicopo, erklärt einem Reporter der DW offen, wie er bei der Goldgewinnung vorgeht: "Zuerst mahlen wir den Sand, dann benutzen wir Teppiche, die das Gold auffangen. Anschließend setzen wir Quecksilber ein, um das Gold zu binden. Das Abwasser fließt direkt in die Flüsse." Dabei kommen nicht nur Quecksilber und andere Substanzen zum Einsatz, sondern auch Maschinen, Bohrer, Generatoren, Kompressoren und sogar Sprengstoff, so Beissicopo weiter.

Schwere Umweltschäden: "Wir haben keine andere Wahl", sagen die "Garimpeiros"Bild: DW

Veloso Elias, ein weiterer Goldwäscher, ist sich der Gefahren bewusst - sieht jedoch keine Alternative: "Wir wissen, dass Quecksilber schlecht für Menschen und Tiere ist. Aber es gibt für uns keine andere Möglichkeit, um an das Gold zu kommen."

Appell an Gemeinschaften und religiöse Führung

Um den unkontrollierten Abbau einzudämmen, setzt Gouverneurin Tomás nun auch auf die Zusammenarbeit mit traditionellen und religiösen Autoritäten im Distrikt. Diese sollen dabei helfen, die Bevölkerung zu sensibilisieren und die Einhaltung der neuen Regelungen durchzusetzen.

Tausende Goldschürfer, viele aus dem benachbarten Simbabwe, strömen in die mosambikanische Provinz ManicaBild: DW

"Wir stehen vor einem ernsthaften Problem. Die Flüsse sind verschmutzt, einige sind bereits ausgetrocknet, und die Chicamba-Talsperre ist stark verschlammt", so Tomás. "Wir müssen gemeinsam dafür sorgen, dass die Schürfer kontrolliert werden und dass die Umweltbelastung reduziert wird."

Gesundheitsrisiken durch verseuchtes Wasser

Der Umweltaktivist Bernardo Xavier warnt vor den gesundheitlichen Folgen: "Das Wasser in unseren Flüssen ist durch Schwermetalle extrem verschmutzt und viele Menschen haben keine andere Wahl, als es trotzdem zu trinken." Er fordert eine konsequente Umsetzung ökologischer Mindeststandards für den Bergbau, um die langfristige Wasserqualität zu sichern.

Umweltaktivist Bernardo Xavier kämpft gegen illegale Goldschürfer: "Aufklärung ist nicht einfach"Bild: DW

Es sei nicht leicht, die Schürfer für die Risiken zu sensibilisieren. Die meisten seien sehr arm. "Ihre Priorität ist es, ihre Familien zu ernähren. Bei verstärkten Kontrollen durch die Behörden ziehen sie sich kurzfristig zurück, um wenig später zurückzukommen. Viele von ihnen kommen aus dem Ausland. Das macht die Arbeit der Behörden nicht einfacher", so Xavier.

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