Während "Nomadland" und "The Crown" die wichtigen Preise einheimsen, sprechen die Stars bei den Golden Globes über Diversität und Inklusion.
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Milieustudie "Nomadland" erhält zwei Golden Globes
Nach einem Jahr ohne Kino trumpfen die Streamingdienste bei den Golden Globes auf. Die Preise für das beste Drama und die beste Regie gingen aber an eine klassische Produktion.
Bild: NBC/AP/picture alliance
78. Globe-Verleihung auf Abstand
So nah und doch so fern: Die Komikerinnen Tina Fey und Amy Poehler moderierten die 78. Verleihung der Golden Globes - pandemiebedingt auf Abstand: Fey stand in New York vor der Kamera, Poehler in Los Angeles. Auch alle Preisträgerinnen und Preisträger waren aus ihren Wohnzimmern oder Hotels digital zugeschaltet.
Bild: NBC/AP/picture alliance
Bestes Drama
"Nomadland" mit Oscar-Preisträgerin Frances McDormand in der Hauptrolle gewann die Auszeichnung als bestes Drama. Der Film handelt von modernen Nomaden in den USA der Trump-Ära. Unfreiwillig ist das Werk eine letzte Bastion des klassischen Kinos gegen die großen Streamingdienste. Die hatten in einem Jahr, in denen die Kinos nahezu komplett geschlossen blieben, etliche Nominierungen erhalten.
Darunter war die Amazon-Produktion "Borat Subsequent Moviefilm". Der britische Komiker Sacha Baron Cohen schlüpfte zum zweiten Mal in die Rolle des kasachischen Journalisten Borat und hielt der US-Gesellschaft den Spiegel vor. Neben der Auszeichnung als beste Komödie wurde Cohen auch als bester Darsteller in einer Komödie ausgezeichnet - wie schon 2007 für den ersten Teil.
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Beste Regie
Die Regisseurin Chloé Zhao erhielt den Golden Globe in der Kategorie "Beste Filmregie" für "Nomadland". Sie war damit erst die zweite Frau, die in dieser Sparte einen Golden Globe erhielt - 37 Jahre nach Barbra Streisand für "Yentl". Zhaos Film hatte 2020 bereits bei den Internationalen Filmfestspielen von Venedig den Goldenen Löwen erhalten.
Ob in der Vitrine des Emmy- und Oscar-Preisträgers Aaron Sorkin (links) noch Platz ist? Für den Film "The Trial of the Chicago 7" über einen Prozess gegen Pazifisten, die 1968 gegen den Vietnamkrieg demonstrierten, erhielt Sorkin den Golden Globe für das beste Drehbuch. Komiker Sacha Baron Cohen ist darin in einer ernsten Rolle zu sehen, die ihrerseits mit einer Nominierung belohnt wurde.
Bild: Niko Tavernise/Everett Collection/picture alliance
Beste Schauspielerin Drama
Die Soulsängerin Andra Day wurde einst von Stevie Wonder entdeckt und mit ihrer Musik schon für zwei Grammys nominiert. 2017 coverte sie einen Song der Jazzlegende Billie Holiday. Ideale Voraussetzungen also, um die Sängerin im Biopic "The United States vs. Billie Holiday" selbst zu verkörpern. Dafür gab es den Golden Globe als beste Schauspielerin in einem Drama.
Für einen berührenden Moment sorgte die Auszeichnung für den besten Schauspieler in einem Drama: Taylor Simone Ledward nahm den Preis für ihren Ehemann Chadwick Boseman entgegen, der im vergangenen Jahr im Alter von 43 Jahren an Krebs gestorben war. Boseman spielte im Jazz-Drama "Ma Rainey's Black Bottom" die Rolle von Levee Green, einem Trompeter der Band von Bluessängerin Gertrude "Ma" Rainey.
In der tiefschwarzen Komödie "I Care a Lot" spielt Rosamund Pike Marla Grayson, die als gerichtlich bestellter Vormund wohlhabende Senioren ausnimmt und sich dafür eine Seilschaft aus Ärzten und Pflegeeinrichtungen aufgebaut hat - bis sie an die falsche Schutzbefohlene gerät. Pike erhielt bei ihrer insgesamt dritten Nominierung ihren ersten Golden Globe - als beste Schauspielerin in einer Komödie.
Wie in den Kategorien Regie und Drehbuch werden auch die Preise für die besten Nebenrollen nicht in Drama und Comedy unterteilt. Für ihre Darstellung der Anwältin Nancy Hollander in "The Mauritanian" wurde Jodie Foster mit einem Golden Globe geehrt. Der Film basiert auf dem Guantanamo-Tagebuch des langjährig inhaftierten Mohamedou Ould Slahi. Der deutsche Jungstar Helena Zengel ging leer aus.
Mit dem Überraschungserfolg "Get Out" stieg 2018 der Stern von Daniel Kaluuya auf. Für seine Rolle als Bürgerrechtler und Black-Panther-Aktivist Fred Hampton in "Judas and the Black Messiah" erhielt Kaluuya nun die Auszeichnung als bester Nebendarsteller. Hampton war 1969 von Polizisten im Schlaf erschossen worden.
In "Minari" erzählt Regisseur Lee Isaac Chung die Geschichte einer koreanisch-stämmigen Familie, die sich in den 1980er Jahren im ländlichen Arkansas in der Landwirtschaft eine neue Existenz aufbauen will. Der Film basiert auf Chungs eigener Kindheit und erhielt den Golden Globe als bester fremdsprachiger Film - obwohl es sich um eine US-Produktion handelt.
Bild: Christopher Polk/NBC/Zumapress/picture alliance
Bester animierter Film
Als bester animierter Film wurde die Disney-Produktion "Soul" prämiert. Sie erzählt die Geschichte eines Musikers, dessen Seele sich von seinem Körper loslöst. Es ist der erste Film der Animationsschmiede Pixar mit einem afroamerikanischen Protagonisten. Jamie Foxx spricht im Original die Hauptrolle des Jazzpianisten Joe Gardner. "Soul" erhielt auch den Globe für die beste Filmmusik.
Bild: Imago Images/Prod.DB
Beste Miniserie
42 Nominierungen konnten die Produktionen des Streaminganbieters Netflix verbuchen. Klar, dass da auch einige Preise abfallen würden: "Das Damengambit" über die ehrgeizige Beth Harmon, die in den 1950er-Jahren Weltmeisterin in der Männerdomäne Schach werden will, wurde zur besten Miniserie gekürt. Hauptdarstellerin Anya-Taylor Joy erhielt zudem die Auszeichnung als beste Schauspielerin.
Bild: Phil Bray/Netflix/Everett Collection/picture alliance
Beste TV-Dramaserie
Die Netflix-Serie "The Crown" ist ein Award-Garant. Neben der Auszeichnung als beste TV-Dramaserie erhielt Emma Corrin für ihre Verkörperung von Lady Di den Globe als beste Darstellerin - und setzte sich gegen Oscar-Preisträgerin Olivia Colman durch, die in der Serie Queen Elizabeth II. spielt. Auch Josh O'Connor als Prinz Charles erhielt einen Golden Globe als bester Schauspieler.
Bild: Des Willie/Netflix/picture alliance
Beste Comedy-Serie
Bereits bei der Emmy-Verleihung 2020 hatte die Comedy-Serie "Schitt's Creek" die Preise in allen wichtigen Kategorien abgeräumt. Nun kann sich Serienerfinder Eugene Levy (rechts) auch einen Golden Globe ins Regal stellen. Die Serie erzählt von der Familie des Videotheken-Magnaten Johnny Rose, die ihr gesamtes Vermögen verliert und in die Kleinstadt Schitt's Creek zieht.
Bild: Cinema Publishers Collection/imago images
Preis für das Lebenswerk
Die Golden Globes werden in jedem Jahr von Hollywoods Auslandspresse vergeben. Sie galten lange als Indikator für die Favoriten der folgenden Oscar-Verleihung - bis dort 2020 der Film "Parasite" abräumte, den die Globes übersehen hatten. Den Cecil B. deMille Award verleiht die Vereinigung für das Lebenswerk von Filmschaffenden - in diesem Jahr an Schauspielerin und Oscar-Preisträgerin Jane Fonda.
Kein roter Teppich, kein Blitzlichtgewitter der Fotografen: Die Nominierten, die Preisträgerinnen und Preisträger - sie saßen bei der 78. Verleihung der Golden Globes auf ihren Sofas in den heimischen Wohnzimmern oder in Hotels. Wegen der Corona-Pandemie vergab die Vereinigung von Hollywoods Auslandspresse die Auszeichnungen digital.
Zu den großen Gewinnern des Abends zählte der Film "Nomadland", der die Preise als bestes Filmdrama und für die beste Filmregie erhielt. Regisseurin Chloé Zhao ist nach 1984 erst die zweite Frau, die in dieser Kategorie mit einem Golden Globe geehrt wurde, und die erste Frau asiatischer Abstammung. Der Film erzählt die Geschichte einer Frau - gespielt von Frances McDormand -, die nach dem wirtschaftlichen Kollaps einer Kleinstadt ihre Habseligkeiten in einen Van packt und und als Nomadin durch die USA zieht. "Nomadland" ist eine Studie der USA in der Trump-Ära.
Bewegende Ehrung
Beim Preis als beste Schauspielerin ging McDormand leer aus, Andra Day erhielt die Auszeichnung für ihre Rolle der Sängerin Billie Holiday in der Filmbiografie "The United States vs. Billie Holiday". Der Preis für den besten Schauspieler in einem Filmdrama wurde posthum an Chadwick Boseman für seine Rolle in dem Netflix-Film "Ma Rainey's Black Bottom" vergeben. Boseman war im August 2020 im Alter von 43 Jahren an einem Krebsleiden gestorben. Seine Witwe nahm den Preis entgegen und sorgte für einen emotionalen Moment, als sie sagte, sie können nie so wortgewandt sein wie ihr verstorbener Mann.
Mangelnde Vielfalt
Trotz der Darstellerpreise für die afroamerikanischen Schauspieler Day, Boseman und Daniel Kaluuya sowie des Regiepreises für Chloé Zhao, war die mangelnde Diversität ein beherrschendes Thema des Abends. Seit einigen Jahren werden die Oscars für ihre mangelnde Diversität kritisiert. In diesem Jahr traf der Vorwurf auch die Hollywood Foreign Press Association, die die Golden Globes vergibt. Kurz vor der Preisverleihung wurde bekannt, dass es in dem 87-köpfigen Gremium keine schwarzen Mitglieder gibt.
Die Gastgeberinnen des Abends, die Komikerinnen Tina Fey und Amy Poehler, sprachen das Thema früh an und machten darauf aufmerksam, dass "eine Reihe von Projekten von Schwarzen übersehen wurde". Filme wie "Ma Rainey's Black Bottom" über die Bluessängerin Gertrude "Ma" Rainey oder "Judas and the Black Messiah" über die Black-Panther-Bewegung waren nicht als beste Filme nominiert worden. "Da 5 Bloods", Spike Lees Kriegsdrama über afroamerikanische Vietnam-Veteranen, hatte bei den Golden Globes nicht eine einzige Nominierung erhalten.
Während der gesamten Zeremonie riefen Schauspieler und Schauspielerinnen zur Vielfalt auf, am eindringlichsten Jane Fonda, die in ihrer Dankesrede für den Cecil B. DeMille Award für ihr Lebenswerk sagte: "Es gibt eine Geschichte, vor der wir Angst haben, sie zu sehen und zu hören [...] eine Geschichte darüber, wem ein Platz am Tisch angeboten wird und wer von den Räumen ferngehalten wird, in denen Entscheidungen getroffen werden."
Die Hollywood Foreign Press Association entschuldigte sich für den Mangel an Vielfalt, ohne aber zu erklären, welche Änderungen die Organisation vornehmen wolle.
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Netflix räumt ab
Nach einem Jahr, in dem die Kinosäle weltweit die meiste Zeit geschlossen waren, waren die Streamingdienste bereits bei den Nominierungen für die Golden Globes in die Pole Position gerückt: Allein 42 Nominierungen entfielen auf Netflix-Produktionen. Folgerichtig war die TV-Serie "The Crown" über das britische Königshaus ein großer Gewinner der diesjährigen Verleihung: Neben dem Preis als beste Drama-Serie konnten sich auch Emma Corrin als Prinzessin Diana und Josh O'Connor als Prinz Charles über Golden Globes freuen.
Auch die Netflix-Produktion "Das Damengambit" ging erfolgreich aus der Preisverleihung hervor: mit einem Preis als beste Miniserie und für Anya Taylor-Joy als beste Schauspielerin in dieser Kategorie. In der Serie spielt sie eine junge Frau, die in den 1950er Jahren Weltmeisterin in der Männerdomäne Schach werden will.
Kein Glück für deutsche Nominierte
Die 12-jährige deutsche Schauspielerin Helena Zengel, 2020 für ihre Rolle in "Systemsprenger" bereits mit dem Deutschen Filmpreis ausgezeichnet, ging bei ihrer ersten Golden-Globe-Nominierung leer aus: Zengel war als beste Nebendarstellerin im Netflix-Western "News of the World" nominiert, in dem sie an der Seite von Tom Hanks spielt. Und die Netflix-Serie "Unorthodox" von Regisseurin Maria Schrader, bei den Emmys noch erfolgreich, musste sich dem "Damengambit" geschlagen geben.
Eine tröstliche Erkenntnis für das von der Pandemie geplagte Publikum hatte die Preisverleihung übrigens auch parat: Auch Hollywood-Stars können bei Videokonferenzen patzen. Als der erste Preisträger des Abends, Daniel Kaluuya ("Judas and the Black Messiah"), zu seiner Dankesrede ansetzen wollte, war sein Mikrofon noch stumm geschaltet.